Da sind die Stadt und das Leben auf, vor und von den Bildschirmen. Das tägliche Glück vieler...


Aller?


Und da sind die Bücher. Gejagt und verbrannt von der Feuerwehrtruppe mit der Zahl 451 am Revers. Brände werden gelegt, um das gedruckte Wort zu vernichten. Das ist der Job – ohne Worte, ohne Hinterfragen. Oder doch?

Es gibt eine Norm. Das Verordnete. Dem ist zu folgen.
Wie der Droge. Bis zur Überdosis.


Doch der Schmerz zerreißt Verbot und Norm.
Montag beginnt sich Gedanken zu machen, Bücher zu verstecken.

Und da ist Clarisse. Ein freier Geist. Wort und Stimme. Musik. Schönheit.

Und da der Literaturprofessor. Er weiß über das vergessene Lesen, Verstehen, Denken.
Montag will mehr darüber erfahren…

Und der Feuerwehrmann Montag in der Zerrissenheit zwischen Bildschirm und Buchtitel. Lesen-Wollen in der bunten niederdrückenden Welt…

…im Warten, im Donner des Krieges, mit Worten im Kopf…und nicht allein…

Die Dramatisierung des Romans „Fahrenheit 451“ (1953) des US-amerikanischen Autors Ray Douglas Bradbury (1920 – 2012) ist eine Herausforderung in Textfassung und Inszenierung. Dass dies eine höchst spannende und dramatische wie zeitkritische sein kann, beweist das TAG Theater Wien fulminant in dieser Uraufführung. Die Inszenierung von Susanne Draxler und Mimu Merz greift mutig und selbstbewusst nach dem Herz des Textes und das hervorragende Ensemble mit Jens Claßen, Michaela Kaspar, Raphael Nicholas, Lisa Schrammel und Georg Schubert lässt es in Spannungsaufbau und Dynamik hervorragenden Schauspiels laut und zeitlos pochen. Da sind ein Fragen, Ringen, Zweifeln und Wagen auf der Bühne zu sehen und zu spüren, das Publikum und Welt aufmerksam anzusprechen weiß. Und das im Spielraum eines kongenialen Bühnenbildes, das Effekt und stille Wucht hervorragend setzt wie in Variabilität beeindruckt. Wie das Ensemble darin spielt und umgeht ist Sonderklasse.
„Ein Theaterabend, der Mensch und Welt viel zu sagen hat – in Bewusstsein, Denken, Spiel und Zärtlichkeit.“
Kritik&alle Fotos_Walter Pobaschnig
https://literaturoutdoors.com 3.10.2020
Fahrenheit 451
Von Ray Bradbury
Bühnenfassung von Susanne Draxler und Mimu Merz
Vorstellungsdauer100 Minuten, keine Pause
Deutsch
Premiere: Sa. 03. Okt. 2020, 20.00
Es spielen: Jens Claßen, Michaela Kaspar, Raphael Nicholas, Lisa Schrammel, Georg Schubert
Ausstattung: Elisabeth Gressel
Bühnentechnik: Andreas Nehr, Alexander Schlögl
Dramaturgie: Tina Clausen
Licht: Hans Egger, Katja Thührriegl
Maske: Beate Lentsch-Bayerl
Regie: Susanne Draxler
Regieassistenz: Renate Vavera
Regiehospitanz: Marissa Hübel
Sound: Mimu Merz
Textfassung: Susanne Draxler, Mimu Merz
Videoregie: Mimu Merz
Ton/Video: Peter Hirsch
TAG, Theater an der Gumpendorfer Straße,
Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien

https://literaturoutdoors.com 3.10.2020