Liebe Kerstin, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
6.30 Uhr aufstehen, Frühstück, Schreibtisch, Hund, Herd, Fahrradfahren, Freundesgesellschaft, Wein, Zubettgehen

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
„…die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die man ändern kann, die Weisheit, das eine von anderen zu unterscheiden.“
Zitat: R. Niebuhr, der, im Gegensatz zu mir, diesem Ansinnen die Anrufung Gottes voranstellt
Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Literatur fasst im Bewusstsein stets weiter als es aktuelle Geschehnisse tun. Mit meiner Literatur will und kann ich nichts bewältigen, allenfalls Fragen stellen und dem Chaos (Inhalt) eine Form geben. Zwar spielt die Zeit in den Text, doch der poetische Text ist das andere Denken und weder Werkzeug noch Waffe. Der Zeitgeist, wie immer, jongliert mit Moralkeulen, Parolen und Pöbelei. Ein Neubeginn einer Gesellschaft (den ich nicht sehe) kann nur stattfinden, wenn die Systemfrage gestellt wird.
Was liest Du derzeit?
Iwan Gontscharow „Oblomow“
Peter Rühmkorf, Essays und Gedichte
Welchen Textimpuls/Zitat möchtest Du uns mitgeben?
„Eng schließet der Himmel uns ein
Doch uns ist gegeben
Auf keiner Stätte zu ruhn.“ (Friedrich Hölderlin)
Vielen Dank für das Interview liebe Kerstin, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an KünstlerInnen:
Kerstin Hensel, Schriftstellerin
Foto_Dirk Skiba
17.7.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.