„Der Kunst kommt alles zu“ Tanja Salbrechter, Künstlerin _ Klagenfurt 18.7.2020

Liebe Tanja, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Jetzt. Ich stehe oft früh auf. Ich liebe die kühle, frische Luft morgens und das Licht, wenn die Sonne noch nicht ganz da ist. Nach dem 2. Kaffee gehe ich mit meinen Hunden spazieren. Dabei saug` ich Bilder der Natur auf, wie ein Kind, dass das erste Mal sieht.

Wenn ich arbeite, ich bin Assistenz für Menschen mit Behinderung, habe ich jeden Tag das Gefühl wertvoll zu sein. Wenn ich nicht arbeite, male ich. Beim Malen verliere ich jedes Gefühl für Zeit oder Raum.

Der Geruch der Farben, das Geräusch des Pinsels oder des Stiftes. Beim Malen werden alle meine Sinne eins. Ich male, weil ich male.

Die Zeit jetzt ist gut. Anfangs, als der Lockdown kam, war ich zwei Wochen in sozusagen Schockstarre. Oida, was geht da ab?

Dann explodierte ich in Bildern.

Jetzt. Ich mache weiter wie bisher, mit dem Unterschied, dass ich mir noch mehr bewusst bin, dass alles unsicher ist. Alles. Das ist JETZT nicht schlecht gemeint. Ich denke, es ist sogar gut, sich nicht zu sicher zu sein.

 

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Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich denke, für jeden ist etwas anderes besonders wichtig. Weil wir anders sind, jeder einzelne für sich und doch ähnlich. Für mich zum Beispiel ist es wichtig Zeit zum Spazierengehen und Malen zu haben. Keinen Schub zu bekommen (Autoimmunerkrankung). Keine Schmerzen zu haben. Und dass es nicht zu heiß ist.

Auf die Zeit wegen, nach, mit covid-19-2 bezogen und was wichtig ist, besonders? Ich denke, wie vorher auch schon, dass wir uns gegenseitig helfen und unterstützen. Einfach ausgedrückt: ich habe 5 Kartoffel und brauche nur 3, daher gebe ich 2 Kartoffel, demjenigen der keine hat. Dafür bekomme ich einen Strauß Petersilie. Ja, ich weiß, ein wenig träumerisch.

 

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst zu?

Gesellschaftlich, wäre es nett, wenn sich nicht alle zerfleischen. Okay Scherz beiseite.

Wesentlich ist, dass aus Kunst keine Kunst gemacht wird.

Der Kunst kommt alles zu. Kunst ist für mich Kreativität. Arbeit. Flow. Lächeln, weinen, staunen. Gefühl, Berührung, hinschauen. Wegschauen.

 

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Was liest Du derzeit?

Rechtsextremismus in Österreich nach 1945, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. 5. Auflage. Wien 1981, Österreichischer Bundesverlag.

Hermann Hesse, Die Gedichte, Erster Band, suhrkamp. “Alle Lyrik ist Spiegelung der Welt im vereinzelten Ich, Antwort des Ich auf die Welt, ist Klage, Besinnung und Spiel einer ganz und gar bewußt gewordenen Vereinsamung”

So B. It – Sarah Weeks, Road-Novel, Deutscher Taschenbuch Verlag

 

 

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung

Turn the pain into power

Und ja, ohne Enten geht’s nicht

 

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Vielen Dank!

Danke – WTD – What the duck

 

Vielen Dank für das Interview liebe Tanja, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

 

5 Fragen an KünstlerInnen:

Tanja Salbrechter, Künstlerin

Alle Bilder_Tanja Salbrechter

Foto_privat

8.7.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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