Vom Fenster aus sind die Toten in der Stadt zu sehen. Auf den Straßen. In den Geschäften, Häusern wurden Geiseln genommen. Er ist jetzt mit Marianne in der Wohnung Ihrer Eltern. Gewehre sind auch da. Doch erst wird gekocht. Die Champagnergläser dürfen auch nicht fehlen. Marianne zaubert ein Menü, das sie ihm auf Büttenpapier zur Ansicht reicht. Vom Omelette Tegethoff bis zum Metternich-Pudding. Die Politik der Jahrhunderte am Teller. Dazu Weiß- und Rotweine, Likör, Kaffee und Zigarren. Als die Radetzky-Kipferl drankommen, inspiziert er die Gewehre. Zwei Mannlicher Schönauer Kaliber 6,5×54. Patronen sind auch im Koffer dabei. Sie gehen zum Fenster. Marianne schießt zuerst. Die Polizisten erwidern das Feuer. Marianne bricht zusammen. Dann schießt er in diese Stadt des Todes…
Wenn Marianne zum Zirkus des Grauens will, ist er dabei. Und er bleibt bis zum Schluss. Bis er allein nachhause fährt und zu den Sternen blickt…
Dann im Winter bricht die Versorgung zusammen und alles wird verheizt, was in der Wohnung ist. Alles, bis es kalt und kälter wird…
Geschichten mit Marianne im Wandel, Dunkel der Zeiten…
Der österreichische Autor Xaver Bayer legt mit „Geschichten mit Marianne“ einen Roman vor, der in Textstruktur und Inhalt überrascht wie begeistert. Es sind mitreißende storys der beiden Protagonisten, die alle Untiefen und Abgründe modernen Stadtlebens ausloten. Sie haben keine Angst vor der Erfahrungsvielfalt und stürzen sich in diesen Kick ohne Rücksicht auf einen guten Ausgang. Das Jetzt und das Erlebnis. Ein Pärchen wie Pumpkin und Honey Bunny unterwegs als Major Tom zwischen hier und irgendwo. No risk, no fun…
Xaver Bayer ist ein grandios hintergründiger wie mitreißender Erzähler. Er ist der Quentin Tarantino der modernen Literatur.
Walter Pobaschnig 6_20