Lieber Rainer, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ich will mich nicht daran gewöhnen, dass Theater und Kunst fast komplett aus meinem Leben verschwunden sind. Man tut so, als ob das was jetzt ist, „normal“ ist,…aber spätestens wenn ich aufs Ergometer steige, um den Weg zur Probebühne zu simulieren, werde ich ganz depressiv. Es reicht auch langsam mit „Streaming“ und den ganzen online Dingen, dramatischer kann man kaum erleben, dass Theater ohne Publikum NICHTS ist. Ich will den Thrill zurück.
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Geduld haben. Maske tragen.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater, der Kunst an sich zu?
Zunächst wird es darum gehen, den Menschen wieder das Vertrauen zu geben, dass Sie gefahrlos Kunstausübungsorte betreten können,…der rein technische Vorgang, damit man sich nicht um seine Sicherheit sorgen muss, sondern sich emotional, geistig und intellektuell fallen lassen kann. Keine leichte Aufgabe.
Man darf gespannt sein, wie sich Kunst und Theater zu diesen Themen positionieren wird. Zeitweise konnte ich mir im lockdown gar nicht vorstellen, dass es irgendwann wieder so wird, wie es immer war. Inzwischen hoffe ich, dass es genauso wird wie es mal war, oder besser,…mit einem anderen Bewusstsein. Gesellschaft, soziales Leben, Beziehungen der Menschen, die Frage – Wie soll man leben?- sind und waren immer die vornehmsten Themen des Theaters. Gerade und besonders nach großen Krisen haben die Menschen sich im Theater Ihrer selbst versichert. Das ist richtig. Das ist gut. Die jüngste Vergangenheit ist ja auch jetzt schon nicht nur eine humane, sondern auch eine politische Krise. Das muss Thema sein.
Was liest Du derzeit?
Wie immer, langweilig, in Vorbereitung auf die nächsten Projekte; diesmal Tabori, der, überhaupt nicht langweilig, wahnsinnig klug und charmant über den größten Schrecken lachen lässt.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Mother of Muses sing for me
Sing of the mountains and the deep dark sea
Sing of the lakes and the nymphs of the forest
Sing your hearts out, all your women of the chorus
Sing of honor and fate and glory be
Mother of Muses sing for me
Mother of Muses sing for my heart
Sing of a love too soon to depart
Sing of the heroes who stood alone
Whose names are engraved on tablets of stone
Who struggled with pain so the world could go free
Mother of Muses sing for me
Sing of Sherman, Montgomery, and Scott
And of Zhukov, and Patton, and the battles they fought
Who cleared the path for Presley to sing
Who carved the path for Martin Luther King
Who did what they did and they went on their way
Man, I could tell their stories all day
I’m falling in love with Calliope
She don’t belong to anyone, why not give her to me?
She’s speaking to me, speaking with her eyes
I’ve grown so tired of chasing lies
Mother of Muses, wherever you are
I’ve already outlived my life by far
Mother of Muses, unleash your wrath
Things I can’t see, they’re blocking my path
Show me your wisdom, tell me my fate
Put me upright, make me walk straight
Forge my identity from the inside out
You know what I’m talking about
Take me to the river, release your charms
Let me lay down a while in your sweet, loving arms
Wake me, shake me, free me from sin
Make me invisible, like the wind
Got a mind that ramble, got a mind that roam
I’m travelin‘ light and I’m a-slow coming home
Mother of Muses
vom neuen Bob Dylan Album
Rough and Rowdy Ways
Liebe Grüße
RG
Vielen Dank für das Interview lieber Rainer, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Theater- und Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an KünstlerInnen:
Rainer Galke, Schauspieler_Burgtheater Wien
https://www.burgtheater.at/ensemble/rainer-galke
Porträtfoto: Katarina Soskic
14.6.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.