Liebe Katja, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Durch Homeschooling und fehlende Kinderbetreuung recht „fremdbestimmt“. Jedenfalls komme ich nur wenig zum Lesen und noch weniger zum Schreiben. Aber eine Rückkehr zum Alltag, in dem ich wieder arbeiten kann, zeichnet sich ja glücklicherweise allmählich ab.
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Gesunder Menschenverstand.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur und der Kunst an sich zu?
Ist es so? Stehen wir vor einem Aufbruch und Neubeginn? Ich fände das gut, sehr gut sogar, wenn uns die Lockdown-Zeit dazu gebracht hätte, sämtliche Selbstverständlichkeiten zu überdenken und zu fragen, wie wir „danach“ weitermachen wollen. Wenn sich die Prioritäten verschoben hätten. In meiner Wahrnehmung aber dreht sich zumindest die politische Debatte überhaupt nicht um einen Neuanfang, sondern nur darum, möglichst schnell wieder in den Zustand zurückzukehren, der davor herrschte – ungeachtet sämtlicher ökologischer und sozialer Konsequenzen.
Was liest Du derzeit?
Ann Petry: „The Street – Die Straße“.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Aus Roland Barthes‘ „Die Vorbereitung des Romans“: „Um Zeit zum Schreiben zu haben, muss man auf Leben und Tod gegen Feinde kämpfen, die diese Zeit bedrohen.“ Diese Formulierung finde ich nur unwesentlich überdramatisiert.
Vielen Dank für das Interview liebe Katja, viel Freude und Erfolg für Deinen aktuellen großartigen Roman – „Marta und Arthur“ (Arche-Literaturverlag) – und den Bachmannpreis wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an KünstlerInnen:
Katja Schönherr, Schriftstellerin, Bachmannpreisteilnehmerin 2020
Foto: Bachmannpreis 2020_ORF_screenshot_Walter Pobaschnig
6.6.2020_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.