
Es sind schon beim ersten Betreten und Wahrnehmen hier sehr intensive Eindrücke. Für mich ist es gut nachvollziehbar diesen Ort als einen Romanschauplatz zu wählen.


Das Erzählen wie Geschichte an sich ist hier zu spüren.

Das Einlassen auf diesen Ort fällt leicht. Dieser lädt gleichsam ein zu sehen – nach Außen wie nach Innen.

Ingeborg Bachmann thematisiert im Roman Malina die Zerrissenheit, die Fragen und auch die Ausweglosigkeiten des Menschen, der Frau zwischen der persönlichen Familiengeschichte und dem eigenen Weg in die Gesellschaft. Damit trifft Sie in das Herz der Zeit. Damals und auch über diesen gesellschaftshistorischen Kontext hinaus.

Es geht im Roman um Loslösung aber auch um den Anspruch und die Schwierigkeiten neuer persönlicher Orientierung wie Konsequenz. Was ist das neue Bild von mir, wo soll ich hin? Da ist viel Mut aber auch Einsamkeit in diesem Prozess.

Wir leben in einer Zeit, in der es auch wesentlich darum geht persönlich Weiblichkeit und Männlichkeit wahrzunehmen und zu leben – gesellschaftlich und individuell.

Es geht um das Finden einer Balance des Selbst, auch um ein Ausbrechen von traditionellen Rollenbildern.

Wir müssen uns selbst neu entdecken.



Die Sichtbarkeit ist wesentlich für die Frau. Aktivität. Für Männer geht es darum, ihre Emotionen wahrzunehmen und damit umzugehen. Der Roman spricht ja von diesen Themen – offen und kritisch, das ist sehr wichtig, auch heute.


Die Festigung der authentischen Persönlichkeit von Frau und Mann erfordert Vertrauen und Zutrauen.

Gesellschaftliche Unsichtbarkeit ist etwas, das noch immer sehr präsent ist. Das Thema des Verschwindens am Romanende thematisiert das ja sehr drastisch.

Auch ich kenne diese Erfahrungen, Prozesse von Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit.

Unsichtbarkeit ist ein Verlust von Bedürfnis und Ziel, auch eine Resignation, eine Kraftlosigkeit, ein Stehenbleiben – ein Verschwinden in einer Wand, die sich vor einem auftut, wie es ja auch Ingeborg Bachmann beschreibt.

Ich habe sehr früh mit Shiatsu begonnen, dann auch die Ausbildung dazu gemacht. Jetzt gebe ich Wissen und Technik gerne in Seminaren weiter. Das ist auch ein spannender Weg des Dialoges und der Weiterentwicklung für mich.

Shiatsu, das heißt aus der Kraft der Stille zur Sichtbarkeit, der Präsenz zu kommen – in allem. Es heißt auf Türen, Lebensräume zugehen.



Stille lädt zur Selbstauseinandersetzung ein, das kann auch Angst auslösen. Aber das ist der Beginn des Weges, der schmerzliche Beginn, der wichtig ist.
Stille ist frisches Wasser.



Leidenschaft ist ein Impuls und über den Moment hinaus eine Balance zwischen Verstand und Emotion, Kreativität. Davon erzählt der Roman.


Partnerschaft ist einer der schönsten wie schlimmsten Spiegel unseres Selbst.

Orte sind Ereignis und Geschichte. Orte leben und berühren. Sie sind wie Musik.

Ich bin an einem Ort eine Zuhörende, eine Spürende, auch eine Vorsichtige. Es geht um ein Kennenlernen und um Lernen – was will mir der Ort sagen? Wie will er mich begleiten?

Orte sind auch ein Speicher von Erfahrungen. Das ist zu spüren. Der Roman Malina, Geschichten an sich erzählen ja davon. Auch Geistergeschichten sind ja ein Ausdruck davon.

Die Wendeltreppe hier im Haus steht auch für das Weitergehen, den Blick nach Vorne, für das Nicht-Stehenbleiben.


Meine Vision, meine Ziele wandeln sich – mit jeder Erfahrung. Ich habe mich im letzten Jahr von der Starre strikter Ziele gelöst.

Die Offenheit für die Zukunft ist sehr wichtig.

Begegnung in Achtsamkeit und Aufmerksamkeit bedeutet Wachstum und damit auch Verstehen.



Die Löwen hier an der Tür stehen für Leidenschaft und Mut. Je mehr wir darauf zugehen, umso mehr nähern wir uns der vergessenen Kraft unserer vielen Persönlichkeitsanteile.

Schreiben und Lesen sind immer auch Prozesse des Loslassens und des Neu-Orientierens, Findens. Jedes Buch ist ein Impuls dazu, ein wesentlicher.

Simone Rapp, Shiatsu-Praktikerin, KEM Trainerin _ am Romanschauplatz „Malina“_Wien_
Vielen Dank liebe Simone für Dein großartiges Bemühen in der Vorbereitung in Kostüm, Requisite wie Textzugängen und das beeindruckende Einlassen auf die Romanszenerie und das interessante Gespräch!
Station bei Bachmann _ 13.3.2020.
Idee, Regie, alle Fotos_Walter Pobaschnig