„Poetiken des Traumas“ Annette Vieth. Neuerscheinung Königshausen&Neumann Verlag.

 

„Poetiken des Traumas“ Annette Vieth. Neuerscheinung Königshausen&Neumann Verlag.

Trauma. Es ist ein Zerstörtsein. Eine Überforderung von Sinn und Sinnen. Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Ein Erdbeben, dessen Trümmer in den folgenden Lebensschritten schwer auf der Seele lasten. In allem. Doch wie damit umgehen? Wie sich befreien? Ist es möglich? Das Sprechen, Erzählen ist ein Weg. Das Dunkle, Schwere ist aus dem Schatten getreten. Ins Wort. Es ist da. Es ist benannt. Es ist geteilt…

Annette Vieth, Literaturwissenschaftlerin und assoziiertes Mitglied der Arbeitsstelle Interkulturelle Literatur- und Medienwissenschaft, Hamburg, legt eine umfassende Studie zu literarischen Zugängen und Prozessen des individuellen wie kollektiven Traumas/der Traumata vor. Die umfassende beeindruckende Analyse gliedert sich in sieben Schwerpunktkapitel, die einführend Begriff und Methode klären (Definition des Traumas, Traumtheorie, literarische Entwürfe) und anschließend literarische Grundlagenwerke erläutern und befragen

Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Analyse der Romane „Malina“ von Ingeborg Bachmann – die Autorin sucht darin kontextuell die Nähe zur Psychoanalyse und entwirft eine Erzählstruktur, die in bahnbrechender Weise Ambivalenzen von Bewusstsein und Unbewussten biographisch thematisiert – sowie „Stille Zeile Sechs“ von Monika Marion und „Alle Tage“ von Terezia Mora, in denen es um historische Traumata (DDR) und deren existentielle Bezüge und Abgründe geht. Begegnungen und Bilder im Kopf werden dabei zu beklemmenden Schlüsselszenen historischer Ereignisse.

Vieth gelingt es in bestechender interdisziplinärer Fachkenntnis den Anspruch und die Kraft von Literatur in Auseinandersetzung mit dem geschichtlich wie biographisch Unsagbaren herauszuarbeiten und damit auch einzuladen, sich dieser Literatur zu „stellen“, um Ort und Weg eines Landes und eines Lebens besser verstehen zu können.

Annette Vieth, Poetiken des Traumas. Mit Analysen zu Ingeborg Bachmanns Malina, Monika Marons Stille Zeile Sechs und Terezia Morars Alle Tage. Königshausen&Neumann Verlag.

Walter Pobaschnig, Wien 10_2018

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