„Punk und Glitter“ Interview „Bühnenbeschimpfung“ _Premiere Schauspielhaus Wien _ Scharmien Zandi, Musikerin, Komponistin _Wien 26.10.2023

Scharmien Zandi,
Musikerin, Komponistin, Schauspielerin _ Wien

Liebe Scharmien Zandi, Du bist in den Proben zur Premiere von „Bühnenbeschimpfung“ (Sivan Ben Yishai, übersetzt von Maren Kames) im Schauspielhaus Wien 3.11.2023. Wie kam es zu Deinem Engagement und wie gestaltet sich der Probenprozess?

Tobias Herzberg (Anm: künstlerische Leitung neu im Schauspielhaus Wien, gemeinsam mit Marie Bues, Mazlum Nergiz und Martina Grohmann) hat mich bei einem Symposium im Wiener Rathaus eingeladen, die Live Musik zur Erstaufführung von „Bühnenbeschimpfung“, die auch Saisoneröffnung der Spielzeit wie der Start für die neue künstlerische Leitung wie des Ensembles am Schauspielhaus Wien ist, zu gestalten.

Ich sagte sofort zu! Es ist wahnsinnig schön, wenn sich Theater und Musik verbinden, ein ganz spannendes Projekt und auch herausfordernder wie inspirierender Probenprozess, da es ja anders als im Musiktheater hier um ein besonders Zusammenspiel, um ein Akzentuieren mit Regie, Dramaturgie, Ensemble geht. Ich spiele und produziere die Sounds wie erarbeite auch mit dem Ensemble Musikszenen.

„Bühnenbeschimpfung“ ist eine Liebeserklärung an das Theater und seiner gesellschaftlichen Impulsgebung und Kraft! Die neue vierköpfige Intendanz präsentiert und positioniert sich hier im shared ownership Gedanken, im Anspruch von flachen Hierarchien, die ja auch eine Form der Dekonstruktion und kritischen Reflexion sind. Auch ich lebe und strebe diese Philosophie des Theaters an.

Es geht im Stück um Macht und Ohnmacht, die unterschiedlichen Ebenen, die Bausteine der Architektur des Menschseins. Die Dramaturgie verbindet Humor wie Ernsthaftigkeit, ohne Moralkeule. Es ist Glamour, Glitter und Punk.

Es geht um das Aufzeigen, um Strukturen des Theaters selbst, um Kunst als Existenzform und Formen von „Ausbeutung“, die es leider auch gibt – „Du spielst ja gerne für eine Pizza und ein Bier“. Ich verstehe mich nicht als Künstlerin, die sich das Ohr abschneidet, sondern als Künstlerin in Idee, Anspruch und Anerkennung.

Ich freue mich sehr ein Teil dieser Produktion zu sein! Eine große Ehre in Theaterkomposition, Performancekunst, an den Schnittstellen von darstellender Kunst und Musik, mitwirken zu dürfen. Und es bleibt das Element Live (lacht).

Wie erlebst Du im Probenprozess das Zusammenspiel mit Regie, Dramaturgie, Ensemble?

Ich bin da in der spannenden Rolle, Ideen der Regie aufnehmen zu dürfen und in ein klangliches Motiv zu setzen, wie selbst Ideen einzubringen. Die beste Idee gewinnt (lacht).

Die Musik gilt es im Probenprozess gemeinsam abzustimmen. Manchmal trifft es ja ein einfacher Ton – „das ist es!“ – aber bei einem umfangreicheren Track braucht es auch Zeit, während ja die Probe läuft. Ein schönes Miteinander wie eine Herausforderung, in der alle ihr Bestes geben.

Wie siehst Du Deine Rolle im Stück?

Ich spiele mich selbst, was ja nicht so viel Rolle ist (lacht). Ich kann mich sehr gut in die Dramaturgie hineinfügen.

Wie beurteilst Du die künstlerischen Perspektiven von Musik und Theater in Zukunft?

Musik bringt sich als internationale, grenzenüberschreitende wie verbindende Sprache ins Theater ein. Es weitet den Raum, die Perspektive über das doch örtlich gebundene Sprechtheater hinaus.

Ist „Bühnenbeschimpfung“ Deine erste Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Wien?

Ja. In einer Produktion im Landestheater Niederösterreich gab es bereits eine Verbindung von Musik und Theater, wobei ich da auch als Schauspielerin mitwirkte.

Wie zeigt sich für Dich Akzentuierung und Charakteristik der neuen Leitung wie des Ensembles am Schauspielhaus Wien?

Da ist sehr viel Kompetenz, Engagement und auch das Bemühen um Augenhöhe in Haus wie Zusammenarbeit über das Haus hinaus, etwa in unmittelbarer Nachbarschaft als Begegnungsraum.

Was kann Musik heute in unseren herausfordernden Zeiten bewirken?

Für mich ist Live Musik Leben, ein Miteinander-Leben, face-to-face Ideen zu diskutieren, umzusetzen und zu zelebrieren.  

Musik ist ein sehr mächtiges Element, in verschiedenen Richtungen.

Wie war Dein Weg zur Musik?

Es gab da keinen Plan B, sondern nur einen Plan A. Und es galt herauszufinden, wo die Tür ist, durch die es zu gehen gilt (lacht). Und wichtig ist das Durchhaltevermögen und sich mit Menschen mit tollen Energien zusammen zu tun.

Wir sind hier zwischen den Polen der Psychoanalyse (Berggasse, S.Freud Museum) und der Literatur (Strudlhofstiege/Doderer). Wohin sieht sich die „Bühnenbeschimpfung“ hingezogen?

Es ist eine gute Mixtur davon, ein Cocktail von Literatur und Psychoanalyse in der Thematisierung von Macht und Ohnmacht.

Wie kann Theater Gegenwart und Geschichte mitschreiben?

Theater schreibt mit jedem Stück Geschichte mit.

Wie möchtest Du zur „Bühnenbeschimpfung“ einladen?

Wer persönliche Emotionen durchwaschen und die Verbindung zu sich selbst und Gesellschaft (neu) ansetzen will – das wäre eine Möglichkeit, wie tausend andere, kommen Sie! Am 3.November ist die Premiere!

Herzlichen Dank für das Interview liebe Scharmien Zandi und toi, toi, toi für die Premiere!

Scharmien Zandi,
Musikerin, Komponistin, Schauspielerin _ Wien

Interview  mit Scharmien Zandi, Musikerin, Komponistin, Schauspielerin _ Wien

Zur Person_ Scharmien Zandi works as a professional composer and musician for theaters, operas and with various Musician for Live-Shows.

She compose for the Longfu Theater in Beijing, Landestheater Niederösterreich in Austria and for the Inclusion-Ensemble Theater Delfin the piece Niemandsland and Dürrenmatt’s Die Physiker. With MISTHAUFEN – an Austrian ensemble- she compose and played on stage at the Radio Kulturhaus Ö1. She also creates sounddesigns for exhibitions and radioplay.

With her Band CADÜ she released 2019 the debut album STEELSTREET and played more than 30 Shows all over Europe (e.g. Berlin, Budapest, Timisoara, Olten, Graz, Vienna). Her Avangarde-Chanson AMOUR FOU shows her strong artistic skill of singer-songwriting and inspires audiences in China, Europe and the USA. For this show she was awarded for the Austrian Music Theater Award 2020 for „Best Off-Production“

She studied classical vocal (soprano) and is a multinstrumentalist (piano, guitar, synthesizer, transverse flute, kurdish daf).

Composer / Musician

Aktuelle Produktion: Bühnenbeschimpfung (Sivan Ben Yishai, Übersetzung Maren Kame, Schauspielhaus Wien, ab 03.11.2023

Live-Musik: Scharmien Zandi

https://www.schauspielhaus.at/veranstaltung/buehnenbeschimpfung

Interview&alle Fotos _ Walter Pobaschnig 10/23

https://literaturoutdoors.com

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