Lieber Tom Liehr, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ich stehe auf und versuche anschließend, einen guten Tag zu haben und den Menschen um mich herum dabei nicht allzu sehr auf den Sack zu gehen. Oder ihnen sogar dabei zu helfen, möglichst auch einen guten Tag zu haben.
Wenn ich eine Schreibphase habe, klotze ich von morgens bis nachts ran und mache sonst fast nichts anderes. Abends trinke ich beim Schreiben manchmal Bier und hole am Kneipentresen Nebenfiguren ab.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Das gleiche wie immer: Augen auf und durch.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich bin in Sorge, dass die Rolle von Kunst und Literatur überschätzt wird, und dass viele bei all dieser (Selbst-)Überschätzerei dann vergessen, gute Kunst und Literatur zu machen. Wir sind in erster Linie Unterhalter. Und das ist dann auch die Aufgabe, die besondere Rolle: Trotz allem (gut) zu unterhalten.
Was liest Du derzeit?
Die letzten Seiten von „The Shards“ von Bret Easton Ellis, danach dann Anselm Nefts “Die bessere Geschichte“, darauf freue ich mich schon sehr
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Freiheit bedeutet nicht, alles tun zu können, was man sich leisten könnte. (Das sagt die männliche Hauptfigur meines kommenden Romans, aber es kann sein, dass das ein unbeabsichtiges Plagiat ist. Ich forsche noch.)
Vielen Dank für das Interview lieber Tom, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Tom Liehr, Schriftsteller
Zur Person_Tom Liehr wurde in Berlin geboren, wo er heute noch mit seiner Familie und zwei Katzen lebt. 1990 wurde er Erst- und Drittplatzierter beim »Playboy-Literaturwettbewerb«, dem späteren »Gratwanderpreis«. Seither hat Tom Liehr unzählige Kurzgeschichten in diversen Publikationen und zwölf Romane bei Aufbau und Rowohlt veröffentlicht, zuletzt »Freitags bei Paolo« (Aufbau, 2022). Sein Bestseller »Leichtmatrosen« wurde für die ARD verfilmt. Er hat den »Putlitzer Preis« erfunden, ist Gründungsmitglied des »42erAutoren e.V.« und des PEN Berlin.
Mehr Informationen: www.tomliehr.de
Foto_privat
8.3.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.