„Am Fenster klebt noch eine Feder“ Maria Lassnig. Herausgegeben von Peter Handke, Barbara Maier und Lojze Wieser. Wieser Verlag 2023

„Ich lebe in einem Wald, in den ich nicht

Hineingehe, er ist zu dicht und dunkel, weil der

Mensch ihn so gesetzt hat…

Man muss mit dem Gras leben, parallel dazu

Wachsen, gemäht werden oder nur Wurzel sein.

Dazwischen die kleinen Wunder…“

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Die klingenden Namen zweier der bedeutendsten Künstler der Moderne am Umschlag des Buches lassen es sehr ehrfürchtig wie neugierig öffnen: Maria Lassnig und Peter Handke.

Die gefeierte österreichische Künstlerin, deren Bilder wie multimediale Werke und Performances in spielerischer wie direkter Position und Expressivität wie formaler Einzigartigkeit begeistern und deren persönlicher künstlerischer Weg kompromisslos wie zielstrebig und von später weltweiter Anerkennung gekrönt war und ist und anderseits der Nobelpreisträger von 2019, der mit jedem Text seit Jahrzehnten neu fasziniert, was Möglichkeiten von Sprache und Leben betrifft und den diese eröffnen, erweitern, erschüttern.

Und nun begibt sich Peter Handke gemeinsam mit der Kuratorin Barbara Maier und dem Verleger Lojse Wieser, ebenso geniale Kunst-Persönlichkeiten in Wahrnehmung, Förderung, Vermittlung, Präsentation wie künstlerischer Verbindung, in das Atelier Maria Lassnig und öffnet ihre Textbücher…

Es sind Texte, der 2014 in Wien verstorbenen genialen Bildenden Künstlerin Maria Lassnig, die wie ihre Werke Bildender Kunst in ihrer formalen wie inhaltlichen existentiellen Aufmerksamkeit, Abstraktion und Expressivität beeindrucken, erschüttern, begeistern. Jeder Text ist ein Erlebnis, gleichsam ein Galeriegang, der sofort Bilder in Kopf, Seele erzeugt und mitschwingen, mitreiben, mitfliegen und mitlanden lässt wie „eine Feder am Fenster“ – dem eigenen klaren, trüben, zerbrochenen, imaginären oder vergangenen Aus- und Einblicken in Welt, Selbst, Sinn…

Die Texte sind beeindruckend variantenreich und umspannen Momentaufnahmen von Alltagswahrnehmungen, Lebens- Kunstreflexionen, die kompromisslos, direkt wie tiefsinnig treffen wie Pfeile. Mitten ins Herz des Lebens und der Kunst. Ein sensationelles Ereignis und Hebens eines weiteren faszinierenden Schatzes der wunderbaren Maria Lassnig.

„Ist die Literatur die Zwillingsschwester der Malerei?“

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Lojze Wieser und Barbara Maier spannen den Bogen. Peter Handke setzt den Pfeil. Und der wunderbare Textköcher von Maria Lassnig wird zum literarisch-künstlerischen Ereignis, das eine der Sensationen des Jahres ist!

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Zum Buch_

Maria Lassnig (1919–2014) pflegte Freundschaften mit zeitgenössischen Dichterinnen und Dichtern. Sie war eine Vielleserin vor allem von österreichischen Autorinnen und Autoren. Den beiden ebenso wie sie in Kärnten geborenen Ingeborg Bachmann und Peter Handke fühlte sie sich besonders nahe. Den Verwandtschaftsgrad der beiden künstlerischen Gattungen beschrieb Lassnig gerne mit der Feder als Schwester des Pinsels: der Gegenstand kann der gleiche sein, nur die künstlerischen Ausdrucksmittel unterscheiden sich. Maria Lassnig konzentrierte sich ganz und gar auf die bildende Kunst, daneben besaß sie literarische Fähigkeiten, die in den Texten zu ihren Filmen, in Briefen und in Notizen Ausdruck fanden. In diesem Band wird Kenntnis gegeben von dem, was Lassnig auf literarischem Gebiet geschaffen hat. Der Leser, die Leserin möge eine Ahnung von der lichten Weite der Autorin Maria Lassnig bekommen.

„Maria Lassnig war nicht nur eine Mal-Persönlichkeit, sondern auch eine Schreib-Persönlichkeit.“ Peter Handke

Zur Person_Maria Lassnig: Bildende Künstlerin, geboren 1919 in Kappel am Krappfeld/Kärnten; gestorben 2014 in Wien. 1940 fährt Maria Lassnig mit dem Fahrrad von Kärnten nach Wien, wo sie an der Akademie der bildenden Künste Malerei studiert. Ab den späten 1940er-Jahren Arbeiten zum Körperbewusstsein, die ihr Lebenswerk prägen werden. Mit Arnulf Rainer reist Lassnig 1951 nach Paris und bringt die informelle Kunst nach Österreich. Während ihres Aufenthalts in Paris (1960–1968) greift Lassnig Einflüsse der Pop-Art auf, in New York (1968–1980) experimentiert sie auch mit Film. Ab 1980 Professorin an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien: Sie unterrichtet Malerei und gründet ein Trickfilmstudio. Die Ferienzeiten verbringt sie bevorzugt in ihrem Kärntner Landatelier in Feistritz im Metnitztal. Lassnig vertritt Österreich 1980 auf der Biennale von Venedig, zeigt ihre Werke auf der documenta, in Amsterdam, Paris, London und New York. 2013 Goldener Löwe der Biennale von Venedig für das Lebenswerk.

Peter Handke: geb. 1942 in Griffen/Grebinj, Österreich, Schriftsteller

Barbara Maier: geb. 1961 in Gemmersdorf, Österreich, Kuratorin

Lojze Wieser: geb. 1954 in Klagenfurt/Celovec, Österreich, Verleger

Wieser Verlag (wieser-verlag.com)

„Am Fenster klebt noch eine Feder“ Maria Lassnig.

Herausgegeben von Peter Handke, Barbara Maier und Lojze Wieser, Wieser Verlag 2023

Gebunden, 120 Seiten

EUR 24

ISBN: 978-3-99029-580-9

Wieser Verlag (wieser-verlag.com)

Walter Pobaschnig 5/23

https://literaturoutdoors.com

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