Liebe Rebekka, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Jeder Tag verläuft anders – als selbstständige Künstlerin hat man zeitgestalterisch viel Freiraum, nur ist das auch eine Hürde an sich. Gute fünfzig Prozent ist für mich „Büroarbeit“. Organisatorische und künstlerische Vorbereitung, Kundenakquise, Buchhaltung und Telefonate. Die anderen fünfzig Prozent sind dann das Proben und die tatsächlichen beruflichen Tätigkeiten, wie Konzerte und Aufführungen nachmittags und abends, sowie untertags Sprechertätigkeiten im Studio oder Unterrichten. Einiges kommt auch ziemlich spontan, sodass man anfangs der Woche oft nicht weiß, wie diese konkret aussieht. Freiräume oder freie Tage muss man fix planen, sonst werden sie „befüllt“.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
In der letzten Zeit ist mir bewusst geworden, wie sehr ich die letzten Jahre hindurch weniger Zeit mit Menschen bzw einer Gruppe von Menschen verbracht habe.Und da ich überzeugt bin, dass der Mensch den anderen braucht um auch psychisch und gesellschaftlich stabil zu bleiben, setze ich dieses Jahr bewusst dort einen Schwerpunkt. In den Ausstausch mit lieben Freunden ganz gleich, ob sie meiner Meinung sind oder nicht – es ist sogar gut, wenn diese unterschiedlich sind, denn dann verlernt man nicht richtig tolerant zu bleiben und man nimmt sich selbst auch nicht so wichtig. Das fehlt leider immer mehr… Es ist auch recht traurig, wie sehr der Individualismus uns hier abgestumpft hat.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Musik, der Kunst an sich zu?
Musik und Kunst kommuniziert auf einer fühlbaren Ebene, die man nicht sieht. Sie berührt Menschen da, wo oft ein gesprochenes Wort oder offenes Ohr nicht hinkommt. Musik und Kunst ist Schönheit und was Schönes sieht und hört man sich gern an. Man freut sich, man füllt diese Tanks wieder auf und kommt dadurch auch mal wieder in Kontakt mit faszinierenden und positiven Dingen. Es ist schlimm was um uns alle passiert, das möchte ich nicht klein reden, aber der Geist sehnt sich auch nach Sorglosigkeit und Schönem.
Was liest Du derzeit?
Im Moment lese ich täglich kurze Inputs am Morgen, die mir gute Gedanken mit in den Tag geben.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Freue dich, wenn du einen Glückstag hast. Und wenn du einen Unglückstag hast, dann denke daran: Gott schickt dir beide, und du weißt nicht, was als Nächstes kommt.“ Prediger 7,14

Vielen Dank für das Interview liebe Rebekka, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Musik-, Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Rebekka Damjani, Sängerin, Schauspielerin, Sprecherin
Zur Person_ Die gebürtige Mödlingerin ist momentan als Sängerin in verschiedenen Jazz und Popformationen im östlichen Österreich tätig. Auf der Bühne hatte sie 2022 die Rolle der „Vera“ in Agatha Christie’s Stück „und dann gab’s Keines mehr“ inne. Ebenso hört man sie seit einigen Jahren in diversen Radio-, TV- und Onlinewerbungen sowie in vielen anderen Formaten. Bekannt ist sie wohl den Meisten als „Stimme der österreichischen Post“.
https://www.rebekkadamjani.com/
Fotos_privat
8.2.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.