„die Kunstschaffenden müssen aufhören sich wegzuducken und der Politik aus dem Weg zu gehen“ Sophie Benedikte Stocker, Dramaturgin _ Wien 23.3.2023

Liebe Sophie Benedikte Stocker, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Der kann sehr unterschiedlich aussehen, je nachdem, ob ich gerade in Proben oder im Homeoffice bin oder welches Projekt gerade ansteht. Aktuell steh ich gegen halb acht auf und versuche am Vormittag so viel Schreibtischarbeit wie möglich zu erledigen und fahre gegen Mittag ins Theater zur Probe. Nach der Probe besprechen die Regisseurin und ich uns noch für 1-2h, und versuchen bis zum nächsten Vormittag das Besprochene umzusetzen, wie eine neue Szene fürs Stück oder eine Textänderung, einen Pressetext oder Einladungen.

Sophie Benedikte Stocker _ Dramaturgin, Regisseurin, Autorin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Gesund bleiben oder werden, körperlich wie mental. Die Pandemie-Jahre müssen wir alle noch verdauen und diverse Krisen, die danach gekommen sind, ich denke an die Klima- & Energiekrise, den Krieg in der Ukraine, aber auch die Lage der Menschen im Iran, Afghanistan, Syrien oder auch aktuell nach dem Erdbeben in der Türkei…es gäbe so viel zu tun. Um nicht am Zustand der Welt als Gesamtes zu verzweifeln, muss man sich schon zusammenreißen und auf sich schauen.

HERSTORY. No more excuses. No more abuses. (weitere)
Ein Doku-Theaterstück von Sophie Benedikte Stocker _ laufende Vorstellungen _
Werk X ´- Petersplatz 1, 1010 Wien

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Die Kunst und vor allem die Kunstschaffenden müssen aufhören sich wegzuducken und der Politik aus dem Weg zu gehen. Wir haben kaum eine politische Lobby, deshalb sind die Lebensrealitäten von freischaffenden Künstler*innen auch nach wie vor so prekär. Kunst und Kultur ist kein reines Privatvergnügen. Es ist auch ARBEIT für viele Menschen, die davon leben sollen und ein gesellschaftlich essentielles Tool, um Themen zu verhandeln, die sich nicht mit einer Stammtisch-Diskussion klären lassen. Kunst und vor allem Theater bietet die Möglichkeit neue, andere Realitäten zu entwerfen.

Was liest Du derzeit?

Die Brücke über die Drna von Ivo Andric und Bad Feminist von Roxane Gay

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Das Private ist politisch! Diese feministische Kampfansage ist heute noch genauso wahr wie vor 50 Jahren.

Vielen Dank für das Interview liebe Sophie, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theaterprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Sophie Benedikte Stocker _ Dramaturgin, Regisseurin, Autorin

Zur Person_Sophie Benedikte Stocker, geboren 1990, ist freischaffende Theatermacherin. Als Regie-/Dramaturgieassistentin arbeitete sie mit David Bösch, Robert Borgmann, Gil Mehmert, Martin Laberenz, Babett Grube, Florian Fiedler u. v. a. m.
In der Spielzeit 2019/2020 war sie feste Regieassistentin am Theater Oberhausen in Deutschland und gab dort ihr Kurzfilm-Debüt „Der Dachs schreit“ nach einem Text von Pedro Martins Beja (2020). Neben Tätigkeiten für und mit dem Theaterkollektiv handikapped unicorns, ist sie Mitbegründerin von „PERIPETEIA“. Als Autorin widmete sie sich bisher hauptsächlich politischen und feministischen Themen: „Zum Wilden Mann“ (handikapped unicorns, 2018), „Die auf dem Zaun reitet“ (SpielBar Ensemble, 2019) – beide uraufgeführt im WERK X-Petersplatz, sowie „Marie“ (PERIPETEIA.Theater &
Unfug, Ateliertheater Wien, 2022).

Aktuelle laufende Produktion_

HERSTORY. No more excuses. No more abuses.
Ein Doku-Theaterstück von Sophie Benedikte Stocker
Eine Produktion von handikapped unicorns
in Kooperation mit WERK X-Petersplatz
Uraufführung
Inszenierung: Ursula Leitner

Premiere: 16.03.2023
Weitere Vorstellungen: 22.-25.03.2023
Beginn: jeweils 19.30 Uhr,

WERK X-Petersplatz
Petersplatz 1
1010 Wien

HERSTORY. No more excuses. No more abuses.

Foto_Alexander Gotter

26.2.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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