„Weniger „ich“, mehr „wir“, im Sinne von Rücksicht nehmen“ Mina Albich, Schriftstellerin und Malerin _ Wien 8.3.2023

Liebe Mina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Die einzige Konstante meines Tages ist, mir einen lockeren Plan für den Tag aufzustellen. Den ich nicht erst einmal kreativ über den Haufen geworfen habe! – Auch an meine Kriminalromane und meine Bilder gehe in dieser Form heran. Das Leben als Spiegel der Kunst – die Kunst als Spiegel des Lebens?

 Mina Albich, Schriftstellerin und Malerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Weniger „ich“, mehr „wir“, im Sinne von Rücksicht nehmen. Zusammen zu halten. Die Umwelt zu schützen. Also, nicht falsch verstehen: Selbstverwirklichung, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und danach zu handeln, sich nicht zu verbiegen etc., all das ist essentiell. Aber die Freiheit des einen hört dort auf, wo die des anderen anfängt. Für mich ist der Konflikt der diversen Verkehrsteilnehmer:innen symptomatisch, wie wir miteinander umgehen.

Und zum Thema Umwelt: Wir zerstören aller Wahrscheinlichkeit nicht den Planeten an sich. Nein, viel fataler (für uns): wir vernichten unseren Lebensraum (und leider den der anderen Lebewesen). Das heißt, wir vernichten UNS. (Der Planet wird sich ziemlich sicher erholen, wenn’s uns nicht mehr gibt …)

Bild _ Mina Albich

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Weg von der Wegwerf- und Konsumgesellschaft – nicht alles, was bloß einen Kratzer hat, muss erneuert oder ersetzt werden. Sich mehr Zeit nehmen (damit meine ich nicht für soziale Medien etc …). Nicht alles als selbstverständlich nehmen. Nicht alles sofort haben müssen. Ich will nicht die „gute alte Zeit“ verherrlichen. Aber gerade, was Musik betrifft, denke ich wehmütig zurück, wie ich z.B. der Veröffentlichung einer CD entgegengefiebert habe. (Für die die Künstler:innen wenigstens ein paar Prozente Beteiligung erhalten haben …) Heute? Überlässt ein erstaunlich großer Anteil in der Bevölkerung den diversen Streaming-Diensten die Entscheidung, was gehört oder gesehen wird.

Vielleicht gelingt es der Literatur, der Kunst, die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen wieder zu erhöhen. Ein ganzes Buch zu lesen, ein komplettes Konzert zu genießen (ohne dazwischen fünfmal Handymessages zu checken), ein Bild in real (also in einem Museum) länger als zwei Sekunden zu betrachten. Vielleicht gelingt es der Kunst dadurch, die Menschen zum Nach- oder gar Umdenken zu bringen?

Bild _ Mina Albich

Was liest Du derzeit?

Thomas Bugnyar: Raben – Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten

(Raben und Eulen sind für mich ganz besonders faszinierende Kreaturen)

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Wenn wir nicht neidig sind, haben wir alle genug.“ (Lebensweisheit einer meiner ehemaligen Chefinnen)

„Meditiere täglich zwanzig Minuten. Es sei denn, du hast keine Zeit. Dann meditiere eine Stunde.“ (Alte Zen-Weisheit)

Mina Albich, Schriftstellerin und Malerin

Vielen Dank für das Interview liebe Mina, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Mina Albich, Schriftstellerin und Malerin

www.cre-art-rix.com

Alle Fotos_ Michael Publig


7.1.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s