Lieber Fredrik, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Oh.. das ist ganz unterschiedlich. Wenn ich probe, sehe ich in der Früh mit meiner Tochter gegen 7:00 Uhr auf. Sport, Yoga oder meditieren, Text lernen und dann zur Probe, Pause oder Sport und dann wieder zur Probe oder zur Vorstellung.
Wenn ich keine Probe habe, mache ich auch Sport oder Yoga und meditiere und dann gibt es für mich immer wieder einiges zu planen und organisieren, da ich auch als Coach/Trainer arbeite.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Hm.. das darf ja jede für sich entscheiden. Wünschen würde ich mir, dass es mehr Zeit, Platz und Raum gibt zu differenzieren und das sich jeder mehr mühe geben würde, sein Gegenüber zu verstehen, bevor man in den Widerspruch geht. Außerdem würde ich es begrüßen, wenn Fehler mit ein wenig mehr Nachsicht beäugt werden, statt gleich draufloszukloppen… und natürlich wünsche ich mir Frieden im Osten und eine erfolgreiche Iranrevolution.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Das ist ein komplexe Frage. Ich würde es begrüßen, dass wieder mehr differenzierte und vielmehr widersprüchliche Meinungen, Haltungen auf der Bühne zu sehen und hören sind. Wenn ich als Zuschauer ins Theater gehe, möchte ich mir selber eine Meinung bilden dürfen und ich denke, das ist eigentlich jetzt auch das, was im Schauspiel, in der Kunst abgebildet werden sollte. Dieselben Möglichkeiten sollten aufgezeigt und gleichzeitig in Frage gestellt werden. Ich habe dieses Jahr “Gott” von Schirach gespielt. Es war eine tolle Inszenierung, auch wenn ich das Stück nicht über jeder Zweifel erhaben finde, so waren die Gespräche mit den Zuschauer*innen stets interessant, denn oft hat die Meinung des/r Zuschauer*in innerhalb der Inszenierung gewechselt. Das gefällt mir.
Was liest Du derzeit?
Harper Lee “Gehe hin, stelle einen Wächter”
Harper Lee “Gehe hin, stelle einen Wächter”, habe ich just zu Ende gelesen. Es
ist ein verschollenes Werk und wurde erst 2013 veröffentlicht. Geschrieben in
den 50ern und zeigt das Aufbegehren einer jungen Frau gegen den
aufkommenden Rassismus im Süden Amerikas. Das Aufbegehren gegenüber
dem Verhalten ihres Vaters. Spannend & bewegend.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
“Hope and curiosity about the future seemed better than gurantees. The unknown was always so attractive to me… and still is.”
„Hoffnung und Neugier für die Zukunft schienen interessanter als Sicherheiten. Das Ungewisse war immer so attraktiv für mich… und ist es noch immer.“
Hedi Lamar
Vielen Dank für das Interview lieber Fredrik, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Fredrik Jan Hofmann, Schauspieler, Sprecher & Coach
Zur Person_Fredrik Jan Hofmann ist seit 2002 Schauspieler. Nach seiner Ausbildung am Max Reinhardt Seminar war er an verschiedenen deutschsprachigen Theater engagiert,
und gastierte als Gast am Theatre National du Luxembourg, bei den Ruhrfestpielen
Recklinghausen und seit 2015 gehört er zum Ensemble des Schauspielhaus Graz.
Vor der Kamera arbeitet er seit gut 10 Jahren. Er wirkte in Kinofilmen, Fernsehfilmen
mit. Es stand u.a. für die Serie “Das Boot” vor der Kamera und im letzten
Frühsommer war er für die Amazon Serie “Therapy” am Set stehen.
Seit 2008 coacht und unterrichtet er rund um das Thema “Rhetorik &
Körpersprache”. Er veranstaltet Workshops in eigener Regie und arbeitete als
Dozent u.a. der FH Aachen/Architektur, int. Bühnenwerkstatt Graz, Kunstuniversität
Graz sowie zuletzt im Rahmen der Green Actors Lounge. Seine Ausbildung zum
Tanztherapeuten(*IGE) wird er im Jänner 2023 abschließen.
Foto_Volker Schmidt
16.12.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.