Lieber Falk, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Mein Tagesablauf ist zumindest unter der Woche ziemlich gleichbleibend. In der Regel stehe ich gegen 6 Uhr auf und mache ein wenig Sport. Dann schnappe ich mir unsere Hündin und laufe, wenn ich im Homeoffice arbeite, eine lange Runde durch den angrenzenden Wald mit ihr. Wenn ich im Büro arbeite, laufen wir über einige Umwege zum Verlag. Dann esse ich eine Kleinigkeit und fange an zu arbeiten.
Gegen 13.30 Uhr gibt es eine weitere Runde mit unserer Hündin und eine kleine Mahlzeit.
Dann arbeite ich bis 18 oder 19 Uhr und wenn ich im Büro war, laufen wir heim oder gehen noch einmal Gassi. Dann esse ich etwas. Je nach Wochentag setze ich mich anschließend an den Schreibtisch und schreibe, nehme einen Podcast auf oder habe Bandprobe. Zwischen 23 und 24 Uhr gehe ich dann meist zu Bett, um am nächsten Tag eine neue Runde im Hamsterrad drehen zu können.
An den Wochenenden gibt es keinen festen Ablauf, außer natürlich die Runden mit unserer Hündin. Die will auch an den Wochenenden raus.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ich glaube, es bleibt wichtig, was schon immer wichtig gewesen sein sollte: Gegenseitige Empathie, ein Mindestmaß an Vertrauen und Respekt sowie die Akzeptanz, dass die Welt nicht nur aus schwarz und weiß, sondern aus vielen Farbtönen besteht. Vielleicht begreifen wir dann, dass wir alle in derselben Misere sitzen. Die einen mehr als andere, doch letztendlich stehen wir vor Problemen, die uns alle betreffen, und die so groß sind, dass wir sie nur gemeinsam und nicht gegeneinander lösen können.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ganz allgemein gesprochen: So herausfordernd und schwierig dieser Wandel auch ist, dürfen wir unseren Optimismus nicht verlieren. Denn frei nach Brecht: Nur wer den Kampf annimmt, hat überhaupt eine Chance, ihn zu gewinnen. Die Kunst, und hier natürlich besonders die Literatur, wird diesen Wandel begleiten, wird ihn dokumentieren, literarisch zuspitzen und hoffentlich auch den einen oder anderen Impuls setzen. Die Literatur wird aber auch Trost spenden, Hoffnung geben und Mut machen. Sie wird den Wandel aus anderen Perspektiven erleb- und fühlbar machen und uns so, diese Zeit hoffentlich besser verstehen lassen.
Was liest Du derzeit?
Zuletzt habe ich “Grim” von Sibylle Berg gelesen, das ich sehr empfehlen kann. Gerade angefangen habe ich “Vernichten” von Michel Houellebecq. Ich bin sehr gespannt.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
“Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.”
Albert Camus “Der Mythos von Sisyphos”
Vielen Dank für das Interview lieber Falk, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Ich danke Dir!
5 Fragen an Künstler*innen:
Falk Fatal, Schriftsteller, Sänger
Foto_privat
12.9.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.