Liebe Tatjana Gromača, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Moj uobičajeni radni dan počinje obiteljskim i kućanskim obavezama, slušanjem radijskih emisija, glazbe.. Često ujutro vježbam, šetam psa, nakon čega se okrećem poslu. Odlazim u svoj „atelje“, kako zovem sobu u kojoj pišem, i radim. Uvijek ima više započetih stvari, pa ovisno o danu, o raspoloženju, osjećaju koji u meni prevladava, odlučujem na kojem ću tekstu raditi. Već i sat i pol, dva sata u mom „ateljeu“ bude mi dovoljno za jedan dan. Gledam da održavam kontinuitet. To je što se tiče kreativnog rada. Ako je u pitanju intelektualni rad, čitanje, istraživanje, pisanje bilježaka ili već rad na konkretnom eseju, ogledu, kritici, to traži više vremena i uzme mi gotovo cijelo vrijeme do povratka kćeri iz škole i supruga sa posla. Na večer, kada završim sa svim obavezama, često čitam. Vikendi su rezervirani za obitelj, ali kako smo u obitelji svi kreativci, suprug je također pisac, kćer puno i rado crta, tako se katkada i vikendom volimo na sat, dva povući i zaokupiti svatko sa svojim interesom.
Mein gewöhnlicher Arbeitstag beginnt mit Familien- und Haushaltspflichten, dem Hören von Radiosendungen, Musik… Ich mache morgens oft Sport, gehe mit dem Hund spazieren und wende mich danach der Arbeit zu. Ich gehe in mein „Atelier“, wie ich den Raum nenne, in dem ich schreibe und arbeite. Es gibt immer mehr Dinge zu beginnen, also entscheide ich je nach Tag, Stimmung, Gefühl, das in mir vorherrscht, an welchem Text ich arbeite. Schon anderthalb, zwei Stunden in meinem „Atelier“ reichen mir für einen Tag. Ich versuche, Kontinuität zu wahren. Darum geht es bei der kreativen Arbeit. Wenn es sich um intellektuelle Arbeit handelt, Lesen, Recherchieren, Notizen schreiben oder Arbeit an einem konkreten Aufsatz, einer Kritik. Das nimmt fast meine gesamte Zeit in Anspruch, bis meine Tochter von der Schule und mein Mann von der Arbeit zurückkommen.
Abends, wenn ich alle meiner Pflichten erledigt habe, lese ich oft. Wochenenden sind der Familie vorbehalten, aber da wir alle kreativ in der Familie sind, der Mann auch Schriftsteller ist, die Tochter gerne und viel zeichnet, ziehen wir uns am Wochenende auch mal gerne für ein, zwei Stunden zurück und beschäftigen uns mit unseren eigenen Interessen.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Uvijek je posebno važno za svakoga biti zdrav, koliko je to moguće,brinuti za održanje ravnoteže u svome životu, biti što više u suglasju, ravnoteži sa zbiljskom prirodom vlastitoga bića. Težiti harmoniji, sam sa sobom, i kroz odnose sa drugima. Osluškivati sebe, poznavati sebe, biti budan nad sobom, nad svojim mislima, riječima, akcijama. Nastojati sagledavati dublje motivacije. Ne strahovati pred otvaranjem bolnih pitanja, jer iza susreta sa boli stoji mogućnost iscjeljenja. Biti odvažan, usuditi se misliti, i biti uvijek blizu pitanja vlastitog srca, jer tu su pohranjene najvažnije stvari svakog života. Biti vrijedan, pokušavati u svemu dati najbolje od sebe. Gledati da ostvarujemo vlastitu svrhu.
Es ist für jeden immer besonders wichtig, möglichst gesund zu sein, sich um die Balance in seinem Leben zu kümmern, möglichst im Einklang, im Gleichgewicht mit der wahren Natur des eigenen Wesens zu sein. Streben Sie nach Harmonie mit sich selbst und durch Beziehungen zu anderen. Höre auf dich selbst, erkenne dich selbst, sei dir deiner selbst bewusst, deiner Gedanken, Worte, Taten. Versuchen Sie, tiefere Motivationen zu sehen. Scheuen Sie sich nicht, schmerzhafte Fragen zu stellen, denn hinter der Begegnung mit dem Schmerz liegt die Möglichkeit der Heilung. Mutig zu sein, zu denken und immer nah an den Fragen des eigenen Herzens zu sein, denn dort sind die wichtigsten Dinge eines jeden Lebens gespeichert. Fleißig zu sein, zu versuchen, in allem sein Bestes zu geben. Zu sehen, dass wir unseren eigenen Zweck erreichen.
Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Umjetnost je tu da svijetli, snagom, ljepotom, slobodom, neprikosnovenosti, vrsnoćom svoje izvedbe, svoga stila i svoje misli.
Kunst ist da, um mit Stärke, Schönheit, Freiheit, Unverletzlichkeit, der Exzellenz ihrer Leistung, ihres Stils und ihres Denkens zu glänzen.
Was liest Du derzeit?
Bavila sam se ovih dana proučavanjem djela španjolskog pisca i filozofa, mislioca, Miguela de Unamuna. Od njegove proze, za koju uviđam da je izvršila utjecaj na otvaranje modernijih mogućnosti pisanja proze u španjolskoj književnosti, na početku 20. stoljeća, puno me se je više dojmilo njegovo glasovito filozofsko djelo „O tragičnom osjećanju života“. Uvidjela sam kroz to širu važnost i utjecaj ovoga filozofa na oblikovanje zapodnoevropske samosvojne i slobodoumne, emancipirane liberalne misli, koja se opire uplivima ideologija. Čitala sam nedavno i kratak roman Marguerite Yourcenar, „Oproštajni udarac“, veoma lirsku, rafiniranu prozu o ljubavi, strasti, prelijepo napisanu i punu mudrog, dostojanstvenog poznavanja čovjeka.
Trenutno čitam dnevničke proze najvećeg majstora hrvatske literature, Miroslava Krleže. Riječ je o vrhunskoj literaturi koju mnogi čitaju i kao povijesni i politički dokument, a Krleža impresionira, osim raskošnim talentom, jednako takvom i erudicijom. Svako toliko uzmem u ruke knjigu razgovora, dijaloga koje su svojevremeno vodili Marguerite Duras i Jean – Luc Godard. Volim ovu neobičnu knjigu jer je vrlo oslobađajuća, lucidna, zbog samosvjesnosti protagonista tih razgovora, neuvjetovanosti okvirima i standardima, i jer Duras i Godard vode razgovor na jednoj rijetko podudarnoj razini dvoje umjetnika i intelektualaca koji se susreću u doba svojih životnih zrelosti, sa puninama svojih individualnih iskustava i što je još važnije, umjetničkih ostvarenosti.
In diesen Tagen studiere ich die Werke des spanischen Schriftstellers, Philosophen und Denkers Miguel de Unamun. Von seiner Prosa, die meines Erachtens einen Einfluss auf die Eröffnung modernerer Möglichkeiten des Prosaschreibens in der spanischen Literatur hatte, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dadurch sehe ich die umfassendere Bedeutung und den Einfluss dieses Philosophen auf die Bildung des westeuropäischen unabhängigen und freigeistigen, emanzipierten liberalen Denkens, das sich dem Einfluss von Ideologien widersetzt. Neulich habe ich einen Kurzroman von Marguerite Yourcenar gelesen, „The Farewell Blow“, eine sehr lyrische, raffinierte Prosa über Liebe, Leidenschaft, schön geschrieben und voller weiser, würdevoller Menschenkenntnis.
Ich lese gerade die Tagebuchprosa des größten Meisters der kroatischen Literatur, Miroslav Krleža. Es ist ein großartiges Stück Literatur, das viele Menschen sowohl als historisches als auch als politisches Dokument lesen, und Krleža beeindruckt nicht nur durch sein großartiges Talent, sondern auch durch seine Gelehrsamkeit. Hin und wieder greife ich zu einem Buch mit Gesprächen, Dialogen, die Marguerite Duras und Jean-Luc Godard einst geführt haben. Ich liebe dieses ungewöhnliche Buch, weil es sehr befreiend und klarsichtig ist, wegen der Selbsterkenntnis der Protagonisten dieser Gespräche und nicht wegen der Rahmenbedingungen und Maßstäbe, und auch weil Duras und Godard ein Gespräch auf einem selten erreichten Niveau zwischen zwei Künstlern und Intellektuelle führen, die sich in der Zeit ihrer Reife begegnen, mit der Fülle ihrer individuellen Erfahrungen und, was noch wichtiger ist, ihrer künstlerischen Leistungen.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Ne čitajte kao što čitaju djeca, da se zabavite, niti kao što čitaju ambiciozni ljudi, da nešto naučite. Ne, čitajte da biste živjeli.“, Gustave Flaubert, iz jednog pisma, pisanog 1857. godine.
„Lesen Sie nicht, wie Kinder lesen, um sich zu unterhalten, und wie ehrgeizige Menschen lesen, um etwas zu lernen. Nein, lesen Sie, um zu leben“, Gustave Flaubert, aus einem Brief von 1857.
Vielen Dank für das Interview liebe Tatjana, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Tatjana Gromača, Schriftstellerin
Foto_Radenko Vadanjel
Romanneuerscheinung _ Tatjana Gromača, Die Göttlichen Kindchen _Aus dem Kroatischen von Will Firth_STROUX edition 11_2022
Auf sehr poetische Weise erzählt Tatjana Gromača vom Zerbrechen ihrer Mutter in der Zeit der Wirtschaftskrise, des wütenden Nationalismus und des Krieges in Kroatien in 90er Jahren. Sie verknüpft die Diagnose des Zustands ihrer Mutter bzw. ihrer Eltern mit einer bisweilen drastischen und ironisch-witzigen Beschreibung der durch den Bürgerkrieg zerstörten „kranken“ Gesellschaft.
Tatjana Gromača erhielt für ihren Roman den „Vladimir Nazor Preis für Literatur“ und den „Jutarnji Preis als Roman des Jahres 2013“ in Kroatien.
https://stroux-edition.de/#aktuell
22.11.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.
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