„Der ganze Mensch ist wichtig“ Sarah Krampl, Schriftstellerin _ Villach/Ktn. 22.11.2022

Liebe Sarah, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Für gewöhnlich stehe ich kurz vor 6 Uhr früh auf, trinke einen Kaffee, lese die Zeitung, um 6:15 Uhr wecke ich meinen jüngsten Sohn, richte ihm ein Frühstück und warte, bis er in die Schule gefahren ist.

Am Vormittag erledige ich dann die Hausarbeit, gehe ein bis zweimal in der Woche einkaufen und koche für die Familie. Dreimal in der Woche jogge ich 10 km und ein paar Mal in der Woche lese und schreibe ich am Vormittag.

Nach dem Mittagessen mache ich ein Mittagsschläfchen und am Nachmittag lese ich. Dreimal in der Woche bin ich Nachmittags- Abends im Atelier TART, wo ich Italienisch-Deutsch Konversation und Philosophische Gespräche in der Gruppe anbiete. Seit dem Wintersemester studiere ich Philosophie an der Uni Klagenfurt, sodass eine gute Organisation derzeit sehr wichtig ist.

Sarah Krampl, Schriftstellerin 

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Gesundheit, Liebe, Vertrauen, Kreativität, Geduld, Distanz.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Wenn sich etwas verändert, dann ist es wichtig ruhig zu bleiben, zu überlegen, wie die Zukunft am besten aussehen soll, was jede/r einzelne und aber auch die Gesellschaft gern hätte und versuchen das konstant und kontinuierlich zu ver- bzw. befolgen. Für sich selbst Regeln aufzustellen, die einem Sicherheit geben. Wesentlich ist sich selbst so anzunehmen und zu akzeptieren, wie man ist, als Mensch, mit Stärken und Schwächen und versuchen, den anderen auch so zu sehen, nicht alles zu glauben sondern zu überprüfen, aber dem Anderen auch dieselben Chancen einzuräumen, das heißt gerecht sein gegenüber sich und den anderen. Vertrauensvorschuss ist in diesem Sinne besser als Misstrauen.

Die Literatur und Kunst sind dafür da uns Verstandesgrenzen überschreiten zu lassen, die jedoch keine negative Konsequenz nach sich ziehen. Der Mensch benötigt Sicherheit und diese schafft er sich durch die Ausbildung von Gewohnheiten und eigenen Meinungen. Diese in Frage zu stellen, ja, sogar, ganz andere Ansätze auszuprobieren, andere Gefühle, Gedanken zu denken und zu fühlen, die Kreativität in Gedanken auszuleben, vertreibt die Angst und macht das Leben lebenswerter.

Zu Lesen bedeutet andere Sichtweisen verstehen zu lernen, in dem Tempo und in der Tiefe, die für einen selbst gut sind. Es bildet sich ein großer Raum im Inneren von Menschen, die lesen und künstlerisch aktiv sind, den man zwar nicht sieht, der aber die Menschheit im Ganzen beruhigt. Das Ganze, der ganze Mensch ist wichtig, die heutige Fragmentierung durch soziale Medien und die realen Möglichkeiten des Konsums und Spaß benötigen als Konterpart die Kunst und die Literatur, um nicht an der Oberfläche des eigenen Lebens stehen zu bleiben, die dann doch nur zu Leere führt, weil die Tiefe nicht mehr gesehen und geschätzt wird. 

Eine gesunde Arbeits- und Leistungseinstellung ist im Leben auch vonnöten, um sich erstens frei zu fühlen und zweitens einen Sinn in dieser Freiheit zu sehen. Etwas Sinnvolles für sich und die Gesellschaft zu machen bedeutet harte, konstante, durchdachte und realistische Arbeit, aber auch Mut die Dinge zu sehen, wie sie sind, davon ausgehend, dass die Welt meistens nicht so ist, wie man gern hätte, wie es den eigenen, kleinen, egoistischen Wünschen entspricht. Friedlich mit Konflikten umzugehen kann man nur, wenn man sich bewusst ist, dass man selbst Grenzen hat, wie der andere auch und diese, wenn schon nicht geliebt, respektiert.

Was liest Du derzeit?

Ich lese seit 20 Jahren sehr viel parallel. Hauptschwerpunkt derzeit sind philosophische Bücher. Heidegger und Byung-Chul-Han beschäftigen mich momentan sehr. Fragen der Ontologie und der Probleme der Digitalisierung. Aber auch gute Romane zum Entspannen finden sich auf meinem Nachtkästchen.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Der Unterschied zwischen mir und Gott: Er KANN, was ich EMPFINDE.“

(E.M. Cioran: Das Buch der Täuschungen)

Sarah Krampl, Schriftstellerin 

Vielen Dank für das Interview liebe Sarah, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Sarah Krampl, Schriftstellerin 

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16.10.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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