„Worte können die Welt verändern. Im Idealfall zum Besseren“ Nicole Makarewicz, Schriftstellerin _ Wien 16.11.2022

Liebe Nicole, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tag besteht aus Schreiben und Lesen. Geld verdiene ich als Journalistin und Lektorin. Zum literarischen Schreiben komme ich leider nicht so oft, wie ich gerne würde. Der Alltag grätscht immer wieder dazwischen – in den Ferien versuchen wir möglichst viel als Familie zu unternehmen.

Nicole Makarewicz, Schriftstellerin, Journalistin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Nicht nachzulassen in unseren Bemühungen, unseren Kindern eine Welt zu hinterlassen, in der sie leben können und wollen.

Uns nicht blenden zu lassen von scheinbar einfachen Erklärungen, sondern alles zu hinterfragen und auch unangenehme Wahrheiten zu akzeptieren.

Den Mut nicht zu verlieren. Das ist wahrscheinlich das Wichtigste: nicht aufzugeben.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Wir alle werden uns zurücknehmen und lernen müssen, mit den neuen Rahmenbedingungen umzugehen. Veränderungen sind schwer zu ertragen, können aber durchaus katalysierend wirken. Darauf hoffe ich jedenfalls.

Die Kunst – und hier insbesondere die Literatur – ist ein Spiegel. Sie zeigt was ist, was war und was sein könnte. Kunst verlangt, die Perspektive zu wechseln, einzutauchen und gleichzeitig Abstand zu nehmen.

Literatur vermag Welten, ja sogar Universen zu erschaffen – und sie wieder zu zerstören. Geschichten lassen das Erdachte für kurze Zeit zu unserer Wirklichkeit werden. Sie erzählen vom Unbekannten und fordern auf, das Bekannte neu zu denken. Worte können die Welt verändern. Im Idealfall zum Besseren.

Was liest Du derzeit?

Aktuell lese ich „Weibliche Unsichtbarkeit: Wie alles begann“ von Marylène Patou-Mathis und „Coventry“ von Rachel Cusk. Ich bin eine Parallelleserin und wechsle immer zwischen mehreren Büchern.

Außerdem lese ich seit einigen Jahren hauptsächlich Werke von Autorinnen, da Frauen in der Literatur – wie auch gesamtgesellschaftlich – immer noch zu wenig sichtbar sind und nicht genügend Wertschätzung erfahren.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Einen Satz, der mir aus einem der letzten Bücher, die ich gelesen habe, in Erinnerung geblieben ist:

„Helene, die verstanden hat, dass Komik Tragik in Spiegelschrift ist.“

(aus: „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl)

Vielen Dank für das Interview liebe Nicole, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Nicole Makarewicz, Schriftstellerin, Journalistin

Aktuell

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21.8.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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