Dass dieser unselige Krieg ein Ende findet“ Gabriel Wolkenfeld, Schriftsteller _ Gelsenkirchen/D 21.10.2022

Lieber Gabriel, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf ähnelt meinem Tagesablauf nicht: Ich gehe zu früh schlafen und stehe zu früh auf, ernähre mich zu gesund und lebe enthaltsam. Über den Tag verstreut lese ich, höre Menschen zu, die über sich sprechen, mache Notizen, auf die ich nur im äußersten Notfall zurückgreife, schreibe, auf Basis dieser Gespräche, Porträts von Menschen, die in Gelsenkirchen gelebt haben oder leben. Das ist eines der Projekte, mit denen ich mich als Stadtschreiber in Gelsenkirchen beworben habe. Nebenbei bereite ich mit Steffen Marciniak die Publikation meines zweiten Lyrikbands vor. „Nebelkinder“ enthält Gedichte, die sich mit der Ukraine befassen, Porträts der Städte, die ich in meinem Ukrainejahr bereist hab

Gabriel Wolkenfeld, Schriftsteller
Ukraine _ Fotos_Gabriel Wolkenfeld

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Dass dieser unselige Krieg ein Ende findet, Russland entmilitarisiert wird, die Ukraine die besetzten Territorien zurückerhält und die europäischen Staaten die Ukraine beim Wiederaufbau unterstützen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Wesentlich bei Aufbruch und Neubeginn ist, ob man bereit ist, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Ich würde mir für uns wünschen, dass es gelänge, Wohlstand nicht einzig in wirtschaftlichen Dimensionen zu denken, sondern Abhängigkeiten abzubauen, die Länder stärken, in denen Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Literatur spiegelt, was in dem Raum passiert, den wir Welt nennen. Sie öffnet Augen, regt zum Nachdenken an, zum Überdenken und Ausdenken – eines Erachtens eine Voraussetzung für jeden Aufbruch.

Ukraine _ Fotos_Gabriel Wolkenfeld

Was liest Du derzeit?

Ich lese parallel und mit großer Begeisterung „Im Bauch der Königin“ von Karosh Taha, „Samson und Nadjeschda“ von Andrej Kurkow, „Der Himmel muss warten“ von Sandra Reichert, „Die Füchse haben Gruben, die Vögel haben Nester“ von Yvonne Zitzmann, „Eiscafé Europa“ von Enis Maci und, wild durcheinander, eine Reihe von Gedichtbänden, momentan v.a. von Gertrud Kolmar, Ossip Mandelstam, Wisława Symborska, Christoph Wenzel.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Ich kenne die Rolle, die ich spiele, nicht. / Ich weiß nur, sie ist unauswechselbar mein.“ (Wisława Symborska : „Ein Leben im Handumdrehen“, aus „Die große Zahl“, übersetzt von Karl Dedecius)

Gabriel Wolkenfeld, Schriftsteller

Vielen Dank für das Interview lieber Gabriel, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Gabriel Wolkenfeld, Schriftsteller

Fotos_Gabriel Wolkenfeld

7.10.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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