„Oder gehen wir weiter wie bisher…“ Andreas Lukas, Schriftsteller _ Wiesbaden/D 19.10.2022

Lieber Andreas, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Zunächst gilt es mein neues Buch „Welten-Gewitter“ bekannt zu machen. Die erste Lesung habe ich bereits hinter mir. Die offizielle Präsentation war auf der BuchBerlin. Dann hat der Publikumspreis beim Hildesheimer Literatur-Wettbewerb einiges verändert. Ich werde anders wahrgenommen und erhalte auch mehr Anfragen seit diesem Sommer. Daneben bin ich mit dem Musiker Aeham Ahmad, wir haben zusammen das Buch TAXI DAMASKUS geschrieben und gerade ist die Italienische Ausgabe erschienen, auf Konzertlesungen. In den nächsten Wochen stehen einige auf dem Programm und die Vorbereitungen laufen.

Corona hat mir neben der Prosa auch die Lyrik eröffnet. Inzwischen sind über 30 Stücke entstanden, die ich „Lyrische Gedankenwolken“ nenne, weil damit die Freiheit, die ich brauche, zum Ausdruck kommt. Da die Zeit so intensiv ist, entstehen ständig neue. Ich will daraus eine Publikation machen. Mit einigen Verlagen bin ich in Kontakt. Bin aber offen für weitere, die sich vielleicht durch dieses Interview angesprochen fühlen. Gebe gerne eine Kostprobe.

Als neues Mitglied der Gruppe 48 bin ich auch in der Jury für den Themenpreis 2023 „Auf der Flucht“. Die ersten Beiträge, die zu lesen und zu bewerten sind, sind eingegangen. Die Ausschreibung läuft bis Ende Oktober.

Nicht zuletzt arbeite ich an einer Projekt-Idee für ein neues Buch. Mehr dazu gibt es in den nächsten Monaten.

Andreas Lukas, Schriftsteller  

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Die beiden zurückliegenden Jahre haben uns allen ein anderes Leben und eine andere Realität beschert. Wie fröhlich und voller Erwartungen sind wir in diese Dekade gestartet, die unsere 20er Jahre werden sollten. Das konnte man mit Rückblick auf die Goldenen 20er vor hundert Jahren immer wieder hören. Und dann kommen die Nanos. Aus dem Nichts und ohne Vorwarnung! Unvorbereitet treffen sie uns an. Sie wirbeln alles durcheinander. Sie erobern in kürzester Zeit den Globus. Vieles gerät ins Wanken. Unsicherheit und Angst machen sich breit. Was wird aus unserer Befindlichkeit? Wo wird unser Leuchten bleiben? Was wird uns noch Hoffnung geben? Was für ein Leben werden wir führen? Nach der Erschütterung – anders als bisher?

Fragen, die uns überrennen mit dem Ankommen der Winzlinge. Und dann das Jahr 2022 mit dem 24. Februar und dem sehr warmen und trockenen Sommer. Unsere Festungen und Gewohnheiten, in denen wir uns – so sicher geglaubt – eingemauert hatten, sind erschüttert. Risse zeigen sich überall. Wir müssen zu einem anderen Blick auf unser Leben und unser Tun kommen. Das allgemeine Bewusstsein muss eine andere Richtung einschlagen. Wir können nicht im „Weiter-so“ verharren!

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich will dazu einen Gedanken bringen, der sich durch mein neues Buch „Welten-Gewitter“ zieht: „Sind die menschlichen Wesen wirklich unersättlich und wollen unaufhörlich mehr, ständig Anderes und Neues?“

Genau dies zu hinterfragen wird wesentlich sein. Schaffen wir eine Abkehr von eingefahrenen und lieb gewordenen Pfaden? Oder gehen wir weiter wie bisher nach dem Motto: „Nur nicht mein bisheriges Leben ändern, damit ich mich in meinem gemütlichen und gewohnten Lebensstil kuscheln kann.“ Die letzten Monate haben uns viele Grenzen aufgezeigt.

Literatur und Kunst kommen bei allem eine wichtige Rolle zu. Sie können die Dinge ins Bewusstsein rücken, die Sicht verändern und schärfen. Aus diesem Grund lautet der Titel meines gerade erschienen Buches auch „WELTEN-GEWITTER“.

Was liest Du derzeit?

Das Buch von Daniel Speck „Jaffa Road“. Aber insgesamt ist das im Moment etwas schwierig. Mir fehlt die Ruhe dazu. Ein Tag ist so schnell vorüber mit neuen Kontakten, Anfragen, Mails, Gesprächen, Schreiben usw. Und wenn ich dann eine Inspiration habe beim Lesen, lege ich das Buch auf die Seite, setze ich mich hin und schreibe schnell meine Gedanken nieder. So entstehen neue Ansätze und Ideen.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Das Leben beginnt dort, wo Momente innehalten.“ (auf der Rückseite von „Welten-Gewitter“)

Andreas Lukas, Schriftsteller  

Vielen Dank für das Interview lieber Andreas, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Andreas Lukas, Schriftsteller 

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Fotos_privat

2.9.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

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