GIVE PEACE A CHANCE
Gitarre spielen habe er sich selbst beigebracht, erzählt er
In rudimentärem Englisch. Es gibt nur diesen einen Song, den
Vlad, neunzehn Jahre, ohne Google zusammenbringt, und so spielte er immer diesen
Einen, als sie im Dunkeln im Keller saßen und es nichts gab, auch keinen Strom für die Telefone.

Priezaj, priezaj, geht der Refrain, und Vlads Stimme zittert, als er vor uns
Einem Publikum, das dergleichen selbst nie erlebt hat, singt
All die Jahre lebten wir unter einem Himmel, von dem die Nato drohende Wolken einfach wegschiebt
Come, come, übersetzt er für uns, diese Worte hätten den anderen
Eingesperrten die Kraft gegeben, nicht den Verstand zu verlieren während der Bombennächte in Mariupol.
Alla Borisovna. Der Name eines Engels. Bei ihr leben jetzt Vlad und sein kleiner Bruder, im sicheren Deutschland
Charkiw ist frei, bald vielleicht auch Donetsk. Gerannt sind sie wie die
Hasen, die Besatzer, überrumpelt von der ukrainischen Offensive. Mariupol. Sein Blick wird leer
Alle Gebäude zerstört, zehntausende Tote. Die Verbliebenen hausen in Löchern und wärmen sich an offenen Feuern.
Nichts ist mehr übrig. Den Vater haben die Russen tot zurückgebracht vom Verhör. Er sieht uns an, spricht in den Übersetzer:
Chancellor Scholz, send us weapons.
Es kann erst Frieden geben, wenn die ganze Ukraine befreit ist.
Tanja Schwarz 21.09.2022

Give Peace A Chance_Akrostichon for peace:
Tanja Schwarz, Schriftstellerin
Foto Portrait_Marc Wortmann; privat _ Tanja Schwarz
Walter Pobaschnig _ 21.9.2022.