





acting Romy Schneider
Liebe Elisabeth, welche Berührungspunkte gibt es von Dir zur Schauspielerin Romy Schneider (*1938 Wien +1982 Paris)? Vermutlich, wie bei vielen, zunächst über Deine Namensvetterin „Sissi?
Ja (lacht), zunächst waren dies in der Kindheit die „Sissi“ Filme – das wird Romy Schneider vielleicht nicht so gefallen (lacht). Dann spielte ich in einer Theaterproduktion, in der verschiedene Künstler:innen im Mittelpunkt standen, Romy Schneider. Wir wählten da selbst aus und bei mir war es Romy Schneider. Es gab da zunächst keinen bestimmten Grund dazu. Ich habe dann im Zuge der Produktion Filme gesehen, Bücher gelesen, mich informiert und auseinandergesetzt mit Werk und Leben, Zeit.

Was mich mit Romy Schneider verbindet, ist vielleicht der Wunsch und Kampf im individuellen künstlerischen Weg anerkannt zu werden. So zu sein, wie man ist und diesen Weg kompromisslos zu gehen – künstlerisch gehen zu dürfen. Diese Individualität betrifft auch das Frausein und Partnerschaft.

Auch das Eintauchen, unbedingte Eintauchen-Wollen, in diesen so spannenden Beruf des Schauspiels verbindet mich wohl mit Romy Schneider.




Ebenso Frankreich (lacht). Ich habe einen französischen Partner und lerne gerade die Sprache. Ich bin dabei fasziniert, wie schnell das Romy Schneider geschafft hat und ja dann auch so großartig in französischen Filmen gespielt hat. Es wurde ja gleichsam ihre Muttersprache, künstlerisch gesehen.





Eine französische Liebe auch als Parallele zu Romy Schneider. Ist es für Dich ebenso vorstellbar, aus Liebe und künstlerischem Interesse alle Zelte abzubrechen und nach Frankreich oder in ein anderes Land zu gehen und Liebe und Beruf ins Unbekannte zu folgen?
Bei Romy Schneider waren dies natürlich andere Voraussetzungen und Wege. Sie kam sehr früh, in der Pubertät, schon in das Filmbusiness und hatte keine Möglichkeit sich selbst zu definieren. Es kam so viel von Außen und dies erschwerte es, selbst zu sein bzw. zu werden. Dies traf dann wohl auch auf ihre persönlichen Beziehungen zu.


















Derzeit plane ich nicht Wien zu verlassen. Ich breche auch nicht so schnell Zelte ab. Aber wenn ich mein Herz öffne, künstlerisch wie persönlich, dann ganz. Doch eine Ähnlichkeit mit Romy Schneider (lacht)? Wer weiß, wohin Wege führen?

Was macht für Dich Liebe aus?
Das Gefühl verstanden zu werden.



Vertrauen, Wertschätzung und das Miteinander-Teilen von Gedanken und Gefühlen.



Inspiration füreinander zu sein und in Wünschen und Zielen zu unterstützen.

Liebe zueinander ist das Größte.

Liebe in der Partnerschaft hat aber auch mit einem Grundgefühl von Liebe zu tun, das umfassender ist. Mensch und Welt umgreift. Liebe ist immer mehr als Ich und Du. Es ist immer ein Öffnen, Türen gehen auf, Wege werden möglich.






Für Romy Schneider war Alain Delon die große Liebe, die blieb, auch bei getrennten partnerschaftlichen Wegen. Wie siehst Du diese eine große „Lebens-Liebe“?
Ich glaube nicht an die eine große Liebe, aber daran, dass es Menschen gibt, die berühren können, ganz tief.

Nach der Trennung von meinem letzten langjährigen Freund, begann auch für mich der Prozess der Ablösung, das neue Verorten, um sich wieder öffnen zu können und auch dem Gewesenen seinen Platz zu geben, geben zu dürfen und neue Wege zu gehen.


















Romy Schneiders Partnerschaften waren oft auch berufliche Verbindungen. Wie siehst Du den Zusammenhang von Beruf und Liebe?
Ich hatte noch nie eine Schauspielbeziehung.

Es gibt in unserer Arbeit eine große persönliche Nähe. Das fordert heraus und verbindet. Erleichtert vielleicht auch Liebe im Unterschied zu anderen Berufen.




Für Romy Schneider war die Liebe zu Alain Delon auch ein Weg zur persönlichen Weiterentwicklung, Freiheit. Wie siehst Du den Zusammenhang von Liebe und Freiheit, Entwicklung?
Liebe ist auch ein Heraustreten aus dem Bekanntem und ein Weg zu sich selbst.



Wer liebt, lebt freier. Das geht nicht anders.






Wie gehst Du mit Trennungen um?
Abschiede fallen mir nicht leicht. Ich verliebe mich auch nicht schnell.

Wie findest Du die Balance zwischen Beruf und Liebe?
Beides ist für mich eins. Die Herausforderung der Balance gibt es natürlich wie in jedem Beruf.

Du bist vor fünfzehn Jahren nach Wien gezogen. Was bedeutet Dir Wien?
Wien ist mein Lebensmittelpunkt und ich lebe sehr gerne da. Ich möchte nicht woanders sein. Meine Wurzeln liegen hier in Österreich in Stadt und Land.
Wien ist Kultur, Natur und vieles mehr. Es ist eine ganz besondere Metropole.

Was schätzt Du an der Schauspielerin Romy Schneider?
Den Mut zur Wandlungsfähigkeit.

Authentizität und Offenheit. Auch das Vereinen, Ausdrücken von Polaritäten, Extremen, die in jedem Menschen sind.

Die Emanzipation einer selbstbewussten Frau.

Was ist für Dich diese Polarität des Menschen?
Es ist ein Prozess des persönlichen Kennenlernens und auch des Annehmens von verschiedenen Seiten der eigenen Persönlichkeit und deren Möglichkeiten.

Wo bist Du geboren, aufgewachsen und wie war Dein Weg zum Schauspiel?
Ich bin geboren am Weg zum Krankenhaus in einem Mercedes auf der Landstraße nach Villach in Kärnten. Mein Vater war der Geburtshelfer (lacht).



Das ist ja filmreif.
Ja, stimmt (lacht). Es gab auch die Überlegung mich Mercedes zu nennen (lacht).
Großgeworden bin ich auf einem Bauernhof mit zwei älteren Brüdern. Ich habe dann sehr früh schon den Gedanken gefasst, Schauspielerin zu werden. Musste mich da auch später in Partnerschaften durchsetzen.



Schauspiel war für mich immer etwas ganz Großes. Ich wusste, ich habe diesen Traum und muss etwas dafür tun. In Wien absolvierte ich dann die Schauspielschule.

Wie erlebst Du die Schauspielsituation aktuell in Wien?
Es gibt viele Möglichkeiten aber auch viele schwierige prekäre Arbeitsverhältnisse.

An welchem Projekt arbeitest Du derzeit?
Ich spiele im August/September in Berlin „Alma“ unter der Regie von Paulus Manker. Also, auf nach Berlin! (lacht)
Was ist Dir wichtig in Deinem Weg als Schauspielerin?
An Geschichten zu arbeiten, die inspirieren und zum nach und andersdenken anregen. Das ist das Wertvollste im Schauspiel.
Das schätze ich auch an Romy Schneider sehr. Dieses künstlerische Hintreten in das Unbekannte, Verborgene im Dunklen.
Es ist oft schade, dass man mit wesentlichen Themen auf der Bühne nicht viele Menschen erreicht.

Du hast im Stück „DIE SCHAMLOSEN“ (Regie: Nagy Vilmos, 2021, Theater Arche, Wien) brilliert. Was ist für Dich Scham?
Scham ist meist nicht bewusst, sondern überfällt einen.
Es ist wichtig herauszufinden, woher die Scham kommt. Dies zu analysieren und auch zurückzugehen und zu geben, zurückzulassen.
Wir schämen uns viel zu viel. Das liegt oft im Vergleich, etwa heute in sozialen Medien.
Weniger Scham bedeutet mehr Freiheit.

Romy Schneider hat mit ganz unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen von Karl-Heinz Böhm bis Klaus Kinski zusammengearbeitet? Wie stellt man sich als Schauspielerin darauf ein und geht damit um?
Es ist immer wieder sehr spannend (lacht). Ich versuche im Rahmen des Settings meine Arbeit zu machen und bin da relativ flexibel und hart im Nehmen, vielleicht aufgrund des Aufwachsens am Land unter Burschen. Ich habe auch in der Nachtgastronomie gearbeitet, wo man mit vielen bunten Vögeln zu tun hat. Daher bin ich da recht gut abgehärtet und versuche durchlässig zu bleiben und Person und Situation zu analysieren.
Theater ist oft sehr hierarchisch, aber ich genieße das Erlebnis Bühne, das ja einzigartig ist.
Schauspiel ist in besten Momenten ein Rausch im Einsseins mit der Rolle, mit einem anderen Teil meines Ichs.

Im Schauspiel kann man all das sein und ausleben, was auch in einem steckt.
Im Leben will ich Harmonie und auf der Bühne meine Abgründe spüren.
Was wünscht Du Dir für den Schauspielberuf?
Ich wünsche mir mehr Begegnungspunkte der Gesellschaft mit Theater. Alle sollen mehr wie im Schauspiel in sich hineinspüren und innerlich ausbrechen, für Momente (lacht).
Ich verstehe nicht, warum nicht jede/jeder diesen Beruf ausüben will.
Schauspiel, Theater ist eine große Bereicherung. Auch wenn ich etwa beim Textlernen manchmal denke, warum tust Du Dir das an (lacht)?

Theater muss mehr in die Gesellschaft rein und deren Themen aufnehmen. Das sollte schon in der Schule beginnen.
Wir alle haben in der Kindheit Rollenspiele genossen. Das bereitet extrem viel Lust und befreit den Menschen. Es hilft auch dabei sich in andere Menschen hineinzufühlen, sie zu verstehen, sich mit ihnen zu verbinden – dass gilt es wiederzuentdecken. Das Theater ist ein Weg dazu.
Die Bühne ist die Möglichkeit der Utopie. Wir sollten diese Chance immer wieder gemeinsam ergreifen. Sie ist ein sicherer Raum, in dem wir experimentieren dürfen.
Die Bühne kann uns zeigen, wie ein Weg in eine bessere Zukunft aussehen könnte.

Was wünscht Du Dir vom Schauspielberuf für Dich persönlich?
Ich möchte in meinem Beruf mich selbst, das Leben und die Menschen besser verstehen.
Ich habe den Schauspielberuf gewählt, um ganz viel erleben zu dürfen. So sehe ich das Leben.
Das Wunderbare ist das stetig Neue. Ein neues Stück, eine neue Zeit, eine neue Persönlichkeit. Nichts ist und bleibt dasselbe.

Was möchtest Du Schauspielstudentinnen und Schauspielstudenten mitgeben?
Man kann auf der Bühne nichts falschmachen. Es geht immer um den Menschen. Man spielt einen Menschen und ist ein Mensch. Habt Spaß, sch… euch nicht an! (lacht). Es kann nichts schiefgehen.
Wenn man spielen will, soll man spielen.

Was kannst Du von Romy Schneider in Deinen Beruf mitnehmen?
Sich im Beruf hinzugeben, Chancen zu nützen und auch sich selbst in fordernden Rollen auszuleben.
Romy Schneider war eine großartige Schauspielerin und in allen persönlichen Abhängigkeiten eine sehr starke Frau.
Es ist wichtig, sich selbst zu kennen und ein Fundament der Persönlichkeit aufzubauen und so viel zu geben, wie es guttut.

Darf ich Dich abschließend zu einem Romy Akrostichon bitten?
R Romy (Österreichischer Filmpreis)
O ohne Scham, Furcht loszulassen und reinzuspringen
M mir selbst treu bleiben.Möglichkeiten zu ergreifen.
Y da fällt mir Unkonventionalität ein. Das Leben nicht nur als ABC verstehen.

Wie sieht für Dich ein schöner Sommertag aus?
Radfahren steht da ganz oben und am Wasser zu sein. Im Sommer brauche ich noch mehr Natur. Und gutes Essen (lacht).





acting Romy Schneider
Herzlichen Dank für das Interview, liebe Elisabeth, viel Freude und Erfolg für alle Projekte – aktuell_Alma in Berlin – und schöne Sommertage zu Wasser und Land!
40.Todesjahr _ Romy Schneider, Schauspielerin (*1938 Wien +1982 Paris) _ im Gespräch und szenischem reenacting Fotoporträt:
Elisabeth Kofler Schauspielerin_Wien
https://www.elisabethkofler.com/video-audio/
Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien_6/2022
Walter Pobaschnig 7_22
Ein tolles Interview. Ich glaube du hast dich für den richtigen Weg entschieden. Mit deinem Selbstbewusstsein und deinem Einsatz wirst du den Weg erreichen. Ich wünsche dir viel Erfolg Kraft Elan und Glück. HERZLICHST Deine Tante. BLEIB GESUND
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