„Das Begreifen der unumgänglichen Verbundenheit allen Lebens“ Elisabeth Wedenig, Bildende Künstlerin _ Glanegg/Ktn. 17.7.2022

Liebe Elisabeth, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf ist relativ flexibel. Fixpunkt sind die drei Spaziergänge mit meiner Hündin Silja. Prinzipiell verbringe ich den Vormittag und den späteren Nachmittag im Atelier. Meine Produktivität kommt jedoch in Wellen und es gibt Phasen in denen ich den ganzen Tag im Atelier verbringe und dann wieder welche in denen ich kaum direkt an einem Werk arbeite, die jedoch genauso wesentlich für die künstlerische Produktion sind.

Elisabeth Wedenig  _ Bildende Künstlerin, Malerin _ im Atelier/Kärnten

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Empathie, Integrität, Selbstreflexion, Humor, Respekt

– und das Begreifen der unumgänglichen Verbundenheit allen Lebens.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

Kunst ist ein Ort der Selbstreflexion. Betrachtung oder Erleben von Kunst hat immer etwas mit uns selbst zu tun. Sie ist nicht nur ein Spiegel der Zeit sondern auch ein Spiegel des Betrachters. Wir können ein Bild, ein Theaterstück, ein Roman, ein Lied zu jeder Zeit unseres Lebens anders lesen und jeder von uns liest auf die eigene Art und Weise, die mit persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen zusammenhängt. Zugleich wirkt Kunst erweiternd, macht neue Betrachtungswinkel auf und stellt Fragen.

„Wir warten nicht aufs Paradies“ Elisabeth Wedenig _
derzeit zu sehen in der Ausstellung „sinNe _Wahrnehmung und Ausnahme“ im Stift Millstatt

Was liest Du derzeit?

Ich habe meist einige Bücher, die ich parallel lese. Gerade eben hab ich von Lilian Faschinger  „Wiener Passion“ begonnen. Das stand schon länger im Regal und ich hatte eigentlich angenommen es schon gelesen zu haben, da ich immer, wenn ein Buch von Faschinger ins Haushalt kommt, es eigentlich sofort lese. Es scheint jedoch selbst ins Haus gezogen zu sein ohne mir Bescheid gesagt zu haben. Ich genieße Faschingers Geschichten, die sie sehr oft um starke Frauen spinnt, und ihre Erzählweise, sehr.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Gerade war die letzte Vorführung des Romans Malina von Ingeborg Bachmann. Eine Theater Wolkenflug Produktion von Ute Liepold, für die ich das Bühnenbild machen durfte. Deshalb und weil sie einfach fantastisch ist, ein Zitat von Bachmann.

„Es ist auch mir gewiß, daß wir in der Ordnung bleiben müssen, daß es den Austritt aus der Gesellschaft nicht gibt und wir uns aneinander prüfen müssen. Innerhalb der Grenzen aber haben wir den Blick gerichtet auf das Vollkommene, das Unmögliche, Unerreichbare, sei es der Liebe, der Freiheit oder jeder reinen Größe. Im Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten.“ (Ingeborg Bachmann. Aus: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar)

Elisabeth Wedenig _ Bühnenbild _
Szene aus Malina von Ingeborg Bachmann / Klagenfurt 2022/ Theater Wolkenflug, Produktion von Ute Liepold / mit den Schauspielerinnen Magda Kropiunig, Birgit Fuchs und Grischka Voss (von links)

Vielen Dank für das Interview liebe Elisabeth, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Elisabeth Wedenig _ Bildende Künstlerin, Malerin

www.elisabethwedenig.at

Alle Fotos_Peter Schaflechner

11.7.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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