Liebe Rina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Derzeit gehe ich es sehr gemütlich an. Mir ist letztens aufgefallen, dass ich seit meinem Abschluss auf der Schauspielschule vor 10 Jahren jeden einzelnen Sommer gearbeitet habe. Diesen Sommer aber, habe ich beschlossen, gönne ich mir mal – wenn auch nicht den Ganzen. Anfang August beginnen die Proben für das nächste Projekt. Im Herbst spiele ich zum ersten Mal in Villach (Kärnten), der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, darauf freue ich mich schon sehr.
Aber bis dahin besteht mein Tagesablauf aus Ausschlafen, dann ewig Café trinken, Radio hören und irgendwas lesen, Kochen, Freunde treffen, Kino, Konzerte, Donauinsel kurz Urlauben und oft sitze ich einfach nur da und schaue. Wegen der extremen Hitze mache ich das sehr gerne auch Zuhause.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Was mir wichtig ist, ist Verständnis zu haben und dies zu zeigen – selbst, wenn es nicht immer leichtfällt. Anderen mit Respekt und einer gewissen Grundhöflichkeit zu begegnen, auch wenn man verschiedene Ansichten vertritt – nach dem Motto „agree to disagree“. Und ich meine nicht, dass man keinen eigenen Standpunkt haben und den auch verteidigen soll, im Gegenteil. Nur würde ich mir weniger Aggression dabei wünschen. Also denke ich, dass es auch wichtig wäre, einfach mal ein bisschen lieb zueinander zu sein.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Eine Stimmung des Aufbruchs ist klar spürbar. Individuell wie gesamtgesellschaftlich. Im Großen wie im Kleinen. Es hat was Überwältigendes. Damit geht auch oft das Gefühl der Angst einher und die darf nicht Überhand gewinnen.
Keine Angst! Das ist wesentlich denke ich. Keine Angst, respektvolles Miteinander und viel Ausdauer. Wir dürfen nicht aufgeben, sonst haben wir schon verloren – jede/r Einzelne muss sich dessen bewusst sein.
Das gilt ganz besonders auch für die Kunst. Nur muss die Kunst nicht lieb sein sondern laut, ungemütlich und pur. Sie darf es nicht Recht machen wollen. Sie muss Missstände aufzeigen, in welcher Form auch immer. Und das radikal! Kunst schafft einen Raum in dem wir einander ganz intim begegnen. Das darf nie verloren gehen. Gerade für den Wandel (einer Gesellschaft) spielt Kreativität eine besonders wichtige Rolle, um mit Gewohntem zu brechen, neue Blickwinkel zu erschließen und möglicherweise sogar Lösungsspielräume aufzuzeigen – im Sinne sozialer Gerechtigkeit.
Was liest Du derzeit?
Im Moment eigentlich nur den Falter.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Du hast deine Kindheit vergessen, aus den Tiefen deiner Seele wirbt sie um dich. Sie wird dich so lange leiden machen, bis du sie erhörst. (Narziss und Goldmund v. Hermann Hesse)
Vielen Dank für das Interview liebe Rina, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Rina Juniku, Schauspielerin
Foto_Volker Schmidt
5.7.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.