





Palais Auersperg Wien.
Liebe Phoebe, wir sind hier im wunderschönen Barock Palais Auersperg in Wien. Ein Ort reich an historischen und kulturellen Bezugspunkten. Falco hat hier in den 1980er Jahren die Musikvideos „Junge Römer“ und „Brillantin‘ Brutal“ (beide 1984) gedreht. Welche Bezugspunkte gibt es von Dir zum Palais Auersperg?
Das Palais Auersperg war lange Zeit mein Arbeitsplatz. Ich spielte in Wiener Residenz Orchester. Auch bei vielen Bällen.


Du bist Komponistin, Sängerin und Violinistin. Dein aktuelles großartiges Musikalbum „Entre cielo y tierra“ ist 2021 erschienen. Wie kam es zum Thema und was hat Dich in der Musik inspiriert?
Danke lieber Walter! Ich war aus mehreren Gründen ungefähr 4 Jahren nicht aktiv mit meinen künstlerischen Projekten. Wie meine Kraft wiederkam, fühlte es sich wie Dynamit an. Das Repertoire ist sehr schnell entstanden und es kam aus mir heraus , als ob es schon immer in mir gewesen wäre. Musikalisch ist es eine Mischung aus Klassik, lateinamerikanische und populäre Musik – alle Musikgenres, die mich im Leben am meisten begleitet haben – und alles mit Streichinstrumente. Die Metapher Himmel und Erde für Träume und Realität: meine Schwierigkeit diese zwei Welten miteinander zu vereinen; ein Thema dass mich zum damaligen Zeitpunkt sehr beschäftigt hat.


Wie gestaltete sich der Produktionsprozess in der herausfordernden Zeit der letzten Jahre?
Ich weiß nicht wirklich ob sich in meinem Produktionsprozess viel geändert hat, außer natürlich wiederholte Terminverschiebungen. Ich glaube, ich habe mich in dieser Zeit viel verändert, da ich viel mehr “bei mir” war, keine Ablenkungen. Das bringt neue Gedanken, neue Gefühle, neue Ebenen, die ich von mir nicht kannte. Und das bringt natürlich einen neuen Schwung in die eigene kreative Welt. Ich fand die Außenwelt schon immer eine Herausforderung, von dem her war die Pandemie nur eine neuen Art von „schwierig”.

















Was ist Dir in Deiner Musik wichtig?
Ich untersuche Emotionen fast auf eine wissenschaftliche Art und Weise, um sie so genau wie möglich musikalisch umsetzen zu können. Worüber ich singe, muss in jeder Note spürbar sein. Und alles worüber ich schreibe, ist echt. Entweder autobiographisch oder Gedanken, denen ich komplett zustimme. Es passiert mir ab und zu, dass ich alte Lieder nicht mehr singen kann, weil ich nicht mehr dem Text zustimme, oder die Emotion ist für mich schon Vergangenheit. Alles, was ich künstlerisch tue, muss mit mir extrem im Einklang sein. Sonst mache ich es nicht.










„Himmel und Erde“, Träume, Sehnsucht und Realität finden im aktuellen Album einen sehr eindringlichen, intensiven Ausdruck. Wie gehst Du mit diesen Lebensthemen um?
Ich nehme meine Träume sehr ernst und gehe sehr rational mit ihnen um. Die Realität erlaubt viel mehr als wir uns manchmal trauen. Natürlich die Frage was Realität ist, ist immer je nach Wahrnehmung eine ganz subjektive Sache. Und da hat die Gesellschaft eine ganz wichtige Rolle. Ich versuche immer meine eigene Empfindung der Realität und die Strukturen, die unsere Gesellschaft als real oder Wahrheit feststellen will, voneinander zu trennen – klar, nicht immer leicht zu erkennen; je älter ich werde, desto klarer es wird. Mein Ziel besteht darin mein Ich so nüchtern wie möglich wahrzunehmen, um gesellschaftliche Erwartungen der menschlichen Realität kritisch betrachten zu können. Da kann ich für mich entscheiden, ob ich dem zustimme oder nicht. Und wenn nicht, dann ist zu überlegen warum. Da ich Schwierigkeiten mit dem “mich anpassen” schon immer hatte, fing ich an, anstatt mich krampfhaft zu zwingen gesellschaftlichen Lebensidealen zu folgen, meine Ideen für mich als Individuum eher zu bevorzugen. Das bedeutet natürlich ein ständiges Auseinandersetzen mit dem gigantischen Einfluss, den die Gesellschaft – bewusst und unbewusst – auf meine persönliche Welt hat und dies dann langsam loszulassen, um meinen Kern als authentische Person blühen lassen zu können. Klar, dadurch ist meine Lebensweise sehr intensiv. Dieses Album war für mich eine Offenbarung, wo ich mit den Füßen am Boden an mich glaube und mit dem Finger zeige und sage: “Ich stimme nicht zu, Gesellschaft. Deine Ideale sind für mich das Gegenteil von dem, was ich unter Freiheit verstehe”. Mein nächster Schritt ist auf jeden Fall friedlicher. Da kommt schon mein nächstes Projekt.



Die Musik ist ein künstlerischer Mittelpunkt Deines Lebens. Welche weiteren gibt es?
Ich male mit Ölfarben und mittlerweile ist es mein Beruf geworden. Ich liebe Malerei.



Eine Zeitlang habe ich Architektur studiert. Da glaub ich ein Gefühl für Form und visuelle Sprache entwickelt zu haben. Es gibt viele künstlerische Richtungen, die mich sehr reizen. In der Kunst sehe ich keine Grenzen, da es mir prinzipiell um die Vermittlung einer Idee oder Botschaft geht. Ich erlaube mir alles, weil ich davon überzeugt bin, dass wir alles machen können, was wir wirklich machen wollen.

Wir sind hier auf den Spuren des Wiener Musikers Falco (*1957 *1998), der heuer seinen 65.Geburtstag gefeiert hätte. Welche Bezüge gibt es von Dir zu seiner Musik bzw. jener der 80thies?
Ich mag keine Generalisierungen, aber die Szene der 80er ist nicht ganz meine Zeit. Ich finde es spannend und die Ästhetik find ich sehr amüsant. Aber ich suche immer nach Gänsehaut, und die Klangästhetik der Zeit schafft dieses Gefühl bei mir eher selten. Ich finde Falco als Persönlichkeit sehr spannend, aber zu seiner Musik hab ich kein Bezug.





Gibt es einen Lieblingssong/s von Falco?
Ich bin leider kein Falco Fan, seine Musik hat mich bis Dato nie angezogen.




Im Falco Song „Junge Römer“, dessen Video 1984 hier im Palais Auersperg im Rosenkavaliersaal und auf der Feststiege gedreht wurde, geht es um Lebensfreude, Lebenslust. Was bedeutet dies für Dich heute?
Der Liedtext ist klar, nachvollziehbar. Nächte mit spürbaren hedonistischen Ansätzen, immer wieder gern.




Hättest Du Dir ein Duett mit Falco vorstellen können und wenn ja, was wäre da Deine Wahl gewesen?
Nein. Aber ein Lied für ihn und mein Quartett hätte ich natürlich gerne komponiert!


Es ist ein großartiger Style, den Du zum Fotoshooting hier gewählt hast. Was bedeutet Dir Mode?
Danke lieber Walter! Das was ich anziehe spiegelt stark wie ich mich fühle. Ich wache auf und spüre eine gewisse Rolle, die ich verstärken will und so wähle ich was ich anziehen möchte. Mode fasziniert mich, weil es für alle Menschen eine tägliche Entscheidung heißt, die einem auf irgendeine Art repräsentiert. Eine Trennung zwischen Nacktheit und eine fremde Welt, die deine persönliche Welt in einem wortlosen Dialog zur Geltung bringt. Ich mach` mir viele Gedanken wie ich mich jeden Tag präsentieren will. Ich sehe es wie ein Spiel, dass mich unterstützt, mehr “ich” zu sein.














Welche Bezüge gibt es von Dir zu Wien?
Ich liebe es wie zugänglich Kunst in Wien ist. Es wird geschätzt und als wichtiger Teil vom Leben wahrgenommen. Ich kann im Musikverein fantastische Musik hören, im Museen unzählige wertvollen Werke betrachten. Und es ist für alle zugänglich. Und den Stephansdom. Was für ein fantastisches Bauwerk! Ich staune jedesmal.





Was sind Deine derzeitigen musikalischen wie künstlerischen Projektpläne?
Ich schreibe neue Musik. Ich möchte genaue Angaben noch nicht veröffentlichen… Aber es kommt demnächst…!




Palais Auersperg Wien.
Vielen Dank, liebe Phoebe Violet, für Deine Zeit in Wort und Bild im Palais Auersperg, viel Freude und Erfolg für alle Projekte!
Station bei Falco _ Palais Auersperg _ Videodrehort „Junge Römer“, „Brillantin` Brutal“ Falco (1984) _ im Gespräch und szenischem Fotoporträt:
Phoebe Violet _ Künstlerin _ Komponistin, Sängerin, Violinistin, Malerin _ Wien
Aktuelles Musik Album: „Entre cielo y tierra“
https://www.phoebeviolet.com/shop
www.instagram.com/phoebeviolet.paintings
Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien
Walter Pobaschnig 5_22