Lieber Marcel, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Wenn ich drehe, dann steh ich auf, geh aufs Set, komme zurück und geh schlafen. Wenn ich Theater probe steh ich auf, geh zur Probe, komme zurück und gehe… schlafen.
Wenn ich frei hab, was Gott sei dank öfters vorkommt, steh ich auf und lebe in den Tag hinein, oder bin auf Reisen.


Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Den Kampf mit sich selbst kämpfen, und nicht mit anderen. Das größte und eigentliche Schlachtfeld befindet sich in uns.
Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, dem Kabarett, der Kunst an sich zu?
Ich glaube nicht, dass dem Theater oder Kabarett heute eine gesellschaftsprägende Rolle zuteil wird. Daran ist aber nicht das Theater per se schuld.
Ich war letzte Woche in der Doku über Alexej Nawalny und war der einzige Besucher im Kino. 20.30 Prime Time! Bin alleine im Saal gesessen.
Wir sind eine Gesellschaft, die gerne wegsieht. Das fängt beim Blick des/der einzelnen auf sich selbst an und hört bei Netflix auf. Das ist ja nichts Neues. aber vielleicht ist der unbewusste Wille zur Verdrängung gerade historisch beispiellos. Who knows..

Was liest Du derzeit?
Ich lese gerade Donald Kalscheds „Trauma and the Soul.“ Kalsched ist ein Jungianer der versucht das Psychologische mit dem Sprituellen zu verbinden. Das ergreifendste Buch was ich seit langen gelesen habe. Gleichzeitig versuche ich zum wahrscheinlich 10ten mal Prousts „Combray“ zu lesen. Das ist der erste Teil seiner berühmten Suche nach der verlorenen Zeit. Leider ist es, wie jedes mal, furchtbar öde. Die Fallhöhe war allerdings hoch, denn zuvor habe ich drei Romane von Chimamanda Ngozi Adichie verschlungen. Sie ist für mich eine der hellsten und pointiertesten Schriftstellerinnnen unserer Zeit.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
To keep the mind empty is a feat, a very healthful feat too. To be silent the whole day long, see no newspaper, hear no radio, listen to no gossip, be thoroughly and completely indifferent to the fate oft he world is the finest medicine a man/woman can give him/herself.
Henry Miller
nicht erinnert werden
Wir haben einen zustand erreicht als gesellschaft, in dem wir keine antworten suchen. Nur zwischenlösungen. Anders gesagt: wir trauen uns nur noch fragen zu stellen auf die man

Vielen Dank für das Interview lieber Marcel, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Film-, Schauspiel-, Kabarett-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Marcel Mohab, Schauspieler, Comedian, Drehbuch Co-Autor
NEU
Fotos_2 u. 4 Tina Herzl; 1 privat; 3 someone.
19.5.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.