Liebe Lavinia, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Aufstehen. Katzen füttern – darüber freuen.
Hoffentlich Zeit gehabt kurz ein Wegbutterbrot zu schmieren, sonst ein Rosinenbrötchen kaufen und 40 volle U-Bahn Minuten zur Probebühne hasten.
Arbeiten: lesen-Mut zusammen nehmen- Angebote machen. Leere 40 U-Minuten nachhause ruckeln. Katzen füttern- darüber freuen.
Mittagessen. – lieber kochen lassen. Auf der Couch essen mit heutiger Vorstellungstextbegleitung bis ich müde werde. Wecker schnell und müde stellen. 30 Minuten später klingelt er schon. Jetzt muss ich wach werden! Den Text weiter wiederholen, dann ins Theater fahren.
Davor noch die Katzen füttern! In die Garderobe, dann in die Maske, danach ist Zeit. In Ruhe einsprechen. Üben mit dem Korken. Dann kommt schon die 3. Zeitansage und ich gehe die Treppe runter, oder fahre mit dem Aufzug, zur Bühne. Spielen. Dann nach hause laufen, klarkommen, atmen.
Auf Katzen freuen, die jetzt dringend nochmal gefüttert werden möchten. Dann mit Markus Lanz zusammen vor dem Fernseher einschlafen.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Sich darin zu üben einander mit Liebe und Verständnis zu begegnen.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Ich habe nicht das Gefühl vor einem Neubeginn zu stehen. Im Gegenteil. Die jüngsten Ereignisse lassen mich an die Idee der historischen Wiederholung glaube. (-die es seit der Antike gibt und die Nietzsche später beschreibt.)
Ich, als 1995 geborene, hätte es nie für möglich gehalten, dass es in Europa zu einem Krieg kommt. Ich dachte über buchstäbliche Schlachtpläne wäre man hinaus, aber das stimmt anscheinend nicht. (Was ich überhaupt nicht begreife.)
((-das Einzige was die Welt besser machte könnte wäre Philosophen an die Spitzen zu stellen.))
Das Theater kann Resonanzräume aufmachen. Statt Dauer Medien Konsum wenigstens auf dem Heimweg denken können.
Das Theater kann von Menschen erzählen, die vor langer oder kurzer Zeit ähnliche Konflikte hatten wie wir heute. Das kann kathartisch sein, man kann aber auch eintauchen und hoffentlich lachen.
Im Theater kann man zusammenkommen und sich in Nächstenliebe üben. Und man kann Geld spenden für die Ukraine.
Was liest Du derzeit?
Ich blättere in Georg Lukács ´Faust und Faustus´ zur Vorbereitung auf meine nächste Produktion am Volkstheater.
Darin enthalten sind Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller. Und so vergangen mir deren Themen mir vor einigen Jahren noch vorkamen, umso aktueller finde ich Sie jetzt.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Ich habe heute Morgen zwei Geschenke geöffnet – es waren meine Augen“ unbekannt
Vielen Dank für das Interview liebe Lavinia, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Lavinia Nowak, Schauspielerin
Foto_Nikolaus Ostermann/Volkstheater Wien
22.5.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.