„Berühren Sie ein Rosenblatt. Riechen Sie in den Regen hinein“ Katharina J.Ferner, Poetin_60.Todesjahr Marilyn Monroe _ Wien 18.5.2022

Katharina J.Ferner, Poetin und Performerin _Salzburg _
reenacting Marilyn Monroe

Liebe Katharina, welche Bezüge gibt es von Dir zur Schauspielerin und vielseitigen Künstlerin Marilyn Monroe (* 1. Juni 1926 Los Angeles, USA † 4. August 1962 ebenda)? Sie ist eine Künstlerin, die mich in ihrer Vielfalt bereits in jungen Jahren in mehrfacher Hinsicht interessiert hat. Damals waren vorwiegend ihre Fotos ein ständiger Begleiter. Sie war während meiner Schulzeit durchaus eine Art It-Girl, wie man jetzt vielleicht sagen würde. Das Wort Ikone will ich hier nicht verwenden, weil es mir zu abgehoben ist. Der weitere Weg zu ihrer Kunst fand bei mir über die Musik und erst später über die Filme statt.

Gibt es einen Film von Marilyn Monroe den Du hervorheben möchtest und warum? Nicht direkt. Persönlich bin ich Fan von jenen Filmen mit ausgiebigeren Tanz- und Gesangseinlagen und dem gewissen Glam-Faktor.Musikalisch habe ich in letzter Zeit wieder häufig River of No Return im Ohr.

Marilyn Monroe (Norma Jeane Baker; bürgerlicher Name) war eine sehr vielseitige Künstlerin, die in den Bereichen Film, Musik, Fotografie und Kunstproduktion, tätig war. Auch Du bist als Schriftstellerin und Künstlerin sehr vielseitig.

Welche Inspirationen, Herausforderungen und Entwicklungen gibt es für Dich in der Verbindung verschiedener Kunstformen?

Die Verbindung verschiedener Kunstformen erweitert den eigenen Horizont. Das gilt natürlich nicht nur für die Kunst. Aber mir eröffnen Verbindungen diverser Sparten neue Blicke und Möglichkeiten. Ich liebe die Literatur, insbesondere die Poesie und ich habe mich für sie als Hauptform meines Schaffens entschieden, um die ich alles andere herum gruppiere. Aber ich brauche auch starke andere Einflüsse, um die Farben immer wieder neu zu mischen und das Schaffen lebendig zu halten.

Muss Kunst immer universell sein?

Kunst muss nicht. Sie kann.

Die bildende Kunst der Fotografie ist bei Marylin Monroe wie auch bei Dir zentral in vielen Projekten. Welche Bedeutung kommt der Fotografie, dem Bild in Deinen Kunstprojekten bzw. Kunstselbstverständnis zu?

Das unterscheidet sich je nach Projekt. Einerseits sind wir als Künstler:innen der Öffentlichkeit auch in (Presse-)Bildern vermehrt ausgesetzt. Im Idealfall kann man für sich beschließen, einer gewissen Erwartungshaltung zu entsprechen oder eben nicht.

Vielleicht geht man auch weiter und lässt sich auf konkrete Projekte ein. In bringe da zwar auch als Performerin ein, finde aber selbst Fotografien aus anderen Teilbereichen nicht weniger spannend.

Ich mag das Wechselspiel, das bei einer gemeinsamen Arbeit entstehen kann. Wir haben ja beispielsweise auch schon das dritte Treffen innerhalb kurzer Zeit und sowohl die Bilder, die dabei entstehen, als auch die Gespräche zum Projekt regen mich zum Weiterdenken und Schreiben an.

In ihren Fotoprojekten war Marilyn Monroe sehr experimentierfreudig. Ihre Aktfotos sorgten 1949 für einen Skandal. “It’s not true I had nothing on. I had the radio on“, sagte sie später über dieses Fotoprojekt.

Welche Bedeutung kommt für Dich dem Körper in Deinen Projekten wie der zeitgenössischen Literatur an sich zu und wie wichtig ist der Körper als künstlerisches, literarisches Arbeitsfeld?

Ein charmantes Zitat, das der Aufregung hier entgegengesetzt wurde.

Der Beschäftigung mit Körper und seinen Zuständen, Grenzen und Möglichkeiten ist für mich in der literarischen Arbeit zu Yves Noirs Fotografien vermehrt ins Zentrum gerückt. Manches davon ist auch ein Versuch, sich einem gesellschaftlichen Außenbild entgegenzustellen. Über den weiblichen Körper wird oft viel ausverhandelt. Ich habe für mich beschlossen, in diese Verhandlung aktiv einzutreten. Und die zeitweise auch die Abgrenzung zwischen Text und Körper aufzulösen.

In Deinem neuen Gedichtband „Krötentage“ (Katharina J. Ferner, Krötentage, Limbus Lyrik, 3_2022) ist die körperliche Sehnsucht, das sinnliche Erfahren, Erleben in Begegnung und Liebe Mittelpunkt.

Wie gestaltet sich der literarische Arbeits-, Transformationsprozess vom „Haut und Haar“ der Liebe, des Körpers zum Wort?

Wie bei jedem meiner Schreibprozesse: Sammeln, Forschen, Erleben. Und dann intensives Schreiben.

Wie und wann entstehen Deine Liebesgedichte?

Aus vielen Notizen fügen sie sich schrittweise zusammen. Manchmal passiert es auch, dass ich eines direkt niederschreibe, aber dann hat es sicher schon eine Weile im Kopf gearbeitet. Schreiben. Meist, wenn ich unterwegs bin.

Inwieweit greift der Körper, die Liebe, für Dich literarisch über die unmittelbare persönliche Erfahrung hinaus?

Die persönliche Erfahrung kann nur einen Ausgangspunkt anbieten, was weiter daraus entsteht, ist die eigentliche Kunst.

Was macht für Dich die Faszination der Verbindung von Körper und Kunst aus?

Schärfung der Sinne. Ästhetik. Bewusstmachung. Auch wenn ich das Gefühl habe, mich mit Texten umhüllen zu können, ist es dennoch eine Form der Nacktheit. Der Körper hat wieder andere Mittel dafür. Die Verbindung von beidem ist eine Form von Essenz.

Hat der Körper (genug) Raum in der Literatur? Braucht es mehr Sinnlichkeit?

Der Körper hat viel Raum in öffentlichen Diskursen und wenig in der Literatur. Die Sinnlichkeit scheint mir in vielen Kontexten abhandengekommen.

Lesen Sie Gedichte, deren Klang ihre Zunge fordert. Schauen Sie sich Kunstausstellungen an. Kleiden Sie sich in weiche Stoffe. Berühren Sie ein Rosenblatt. Riechen Sie in den Regen hinein.

Sinnlichkeit unterstützt auch die Empathie.

Ist die „Wahrheit der Nacktheit“ der Literatur zumutbar?

Selbstverständlich. Ich würde allerdings umformulieren.

Nacktheit und Literatur ist (wahrer) Wagemut.

Wien ist eine Stadt, die in Geistes- und Kulturgeschichte Liebe, Tod wie Humor verbindet. Wie siehst Du diesen Zusammenhang als Künstlerin?

In letzter Zeit merke ich, dass mich Wien künstlerisch sehr geprägt hat und immer noch prägt. Gerade die angesprochenen Zusammenhänge sind mir lieb geworden und schreiben sich auch im eigenen Erzählen nieder. Wien ist sehr frei und trotzdem unprätentiös. Es bietet niederschwellig sehr viel an, um künstlerisch aktiv zu werden und in Austausch zu treten. Dranbleiben muss man dann natürlich selbst.

Wieviel Liebe, Tod (Vergänglichkeit) und Humor hat der Körper bzw. braucht er in bereichernder Erfahrung und kritischem Spiegelbild der Persönlichkeit?

Er hat alles und braucht es auch. Liebe in Form von Wertschätzung, Vergänglichkeit als ständigen Begleiter, Humor, um mit diversen Unwägbarkeiten umzugehen.

Die Komödie war in den Filmprojekten Marilyn Monroes zentral. Wie siehst Du ihre Darstellung darin und welche Bedeutung hat Humor in Deinen Projekten?

Ich finde sie einerseits sehr witzig, andererseits verkörpert sie natürlich ein Frauenbild, das in unseren Vorstellungen absolut überholt ist. Dennoch gibt es einen ungebrochenen Trend zur Mode dieser Zeit und eine Art von Verklärung. Humor ist ein dankbarer Weg, auch mal etwas Wegzulachen und sich selbst nicht immer ganz ernst zu nehmen.

Der Humor ist bei mir so eine Liebe auf den zweiten Blick. Ich habe wahnsinnig Spaß daran, in meinen Gedichten kleine Doppeldeutigkeiten oder scherzhafte Momente und Elemente einzubauen, ihre Wirkung entfalten sie aber immer erst später, bei Lesungen beispielsweise.

Marilyn Monroe wurde einmal gefragt, was sie im Bett trägt. Sie antwortete darauf „“I only wear Chanel Nº 5”? Was hättest Du darauf geantwortet?

Das ist die beste Antwort.

Die Fotografie in starkem Ausdruck, Spiegel, des (nackten) Körpers war auch in den letzten Lebensstationen Marilyn Monroes zentral. Welche Gründe, Motive siehst Du dafür?

Ich finde, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Körper und der eigenen Nacktheit, sei es in Fotografien, vor dem Spiegel oder einfach in Bett, einem selbst Anstoß gebe kann, ein wenig hinter die eigenen Kulissen zu schauen. Was dann noch Inszenierung ist und was nicht, kann nur jede und jeder für sich selbst beantworten. Ob das für Marilyn so war, wissen wir nicht. Es ist auch nicht wichtig, alles zu wissen und zu (öffentlich) hinterfragen. Wo bleibt da das Geheimnis?

Wie siehst Du die Umstände des Todes von Marilyn Monroe?

Medial problematisch.

Was kannst Du als Schriftstellerin und vielseitige Künstlerin von Leben und Werk Marilyn Monroes mitnehmen?

Vieles. Frauen sollten und können immer voneinander lernen, einander Wegbegleiterinnen und Inspiration sein, unabhängig von Zeit und Generation und Marilyn ist das für mich auf verschiedenen Ebenen, die ja im Interview auch schon angesprochen wurden.

Was würdest Du Marilyn Monroe gerne fragen wollen?

Welches Buch sie beeindruckt hat.

Was sind Deine kommenden Projektpläne?

Zuallererst freue ich mich einmal auf die Lesungen aus meinem Gedichtband. Ansonsten geht es universell weiter, mit Fotos, Texten, Performance. Mehr dazu auf meiner Website: www.kj-ferner.at

Darf ich Dich abschließend zu einem Marylin Monroe Akrostichon bitten?

Magnifiqué die (Un-)

Artigkeit im

Rollenspiel

I wanna be

Loved by

You

Not

Madame wird beinahe

Ohnmächtig

Nächtelang am Tanzparkett

Randale

Oder doch noch

Ein letzter Shot

Katharina J.Ferner, Poetin und Performerin _
Hotel König von Ungarn _Wien

Vielen Dank, liebe Katharina, viel Freude und Erfolg für alle Projekte!

60.Todesjahr Marilyn Monroe (*1.6.1926 Los Angeles/USA +4.8.1962 ebenda) _ Schauspielerin, Filmproduzentin und Fotomodel_

_ im Gespräch und szenischem Fotoporträt:

Katharina J.Ferner _ Poetin, Performerin.

https://www.kj-ferner.at/

Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien 4_22

https://literaturoutdoors.com

Walter Pobaschnig 5_22

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