Lieber Rüdiger, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Seit drei Monaten gehe ich in der Früh hinauf auf den Berg, während meiner Proben und Vorstellungen in Kärnten war der Berg gleich hinter dem Haus; hier in Wien geht’s mit dem Rad von der Leopoldstadt zum Kahlenbergerdörfl und dann über den Nasenweg zum Leopolds- und weiter zum Kahlenberg und wieder runter. Danach dann Text wiederlernen für eine WA im Mai und/oder Bühne, Kostüm und Stück denken und besprechen für die darauffolgende Inszenierung im Juni/Juli. Davor, dazwischen und danach Familie und Freunde. Die Abende enden meist lesend nach vorherigem ergiebigem WWWebkonsum.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Zuhören.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Ich denke, dass die Zeit des Umbruchs noch lange nicht vorbei ist. Wenn, ist es also Aufbruch und Neubeginn im Umbruch. Da sind wir in erster Linie als Mitmenschen gefragt und gefordert. Wir müssen uns in einer Ethik der Solidarität und Empathie üben. Auch in unserer Kunst-und Theaterarbeit sollte sich das wiederspiegeln, so vielfältig sie ist.
Was liest Du derzeit?
Zur Zeit Paul Auster: 4321 in kleinen Portionen vor dem zu Bett gehen und immer wieder eine kleine Erzählung von Kurt Kusenberg
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“ Bei unser aller Möglichkeiten via SocialMedia unseren Senf zu wirklich allem zu geben, sollten wir diesen Satz , den letzten aus dem Wittgenstein’schen Tractatus, beherzigen.
Vielen Dank für das Interview lieber Rüdiger, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Theaterprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Rüdiger Hentzschel, Theatermensch
http://www.ruediger-hentzschel.com/
Foto_privat.
5.5.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.