„dass sich viel mehr ändern müsste, als hier und da ein bisschen zu verzichten“ Peter Karoshi, Schriftsteller _ Wien 16.5.2022

Lieber Peter, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich habe, so wie auch schon vor der Coronazeit, immer am Abend geschrieben, gelesen und korrigiert. Die Zeit bis dahin war und ist gut aufgeteilt mit Arbeit, Familie und Freizeit. Das wird auch genau so weitergehen.

Peter Karoshi, Schriftsteller 

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich kann mir vorstellen, was jetzt wichtig wäre. Die Frage nach dem, was jetzt wichtig ist, setzt ja fast schon einen Kompromiss voraus: nach dem, wozu die Menschen jetzt in der Lage wären. Das übersieht aber, dass es nicht genügen wird, ein bisschen am Rädchen der fossilen Energie zu drehen, weniger Fleisch zu essen usw. Ich stelle mir also vor, dass sich viel mehr ändern müsste, als hier und da ein bisschen zu verzichten oder umweltfreundlicher zu agieren – aber dazu werden letztlich nicht viele Menschen bereit sein.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Ich glaube nicht, dass es zu einem besonders großartigen Aufbruch kommen wird, weder gesellschaftlich noch persönlich. Ich halte es sogar für viel verständlicher und nachvollziehbarer, dass viele Menschen sich jetzt eine alte Zeit, die ja auch nicht besonders weit zurück liegt – was sind schon zwei Jahre? -, zurückwünschen werden. Sie werden also genauso wie vorher viel einkaufen, reisen, und im weitesten Sinne konsumieren.

Was Literatur hier zu leisten imstande ist, sich über dieses Gesättigtsein lustig zu machen, oder zumindest die Saturiertheit des modernen westlichen Menschen zu thematisieren. Mich interessiert das zumindest.

Was liest Du derzeit?

Für die Freude lese ich gerade Jan Potocki, Die Handschriften von Saragossa und Markus Werner, Zündels Abgang …

Für die Arbeit lese ich u.a. über die Geologie der Grenzregion zu Italien: Hans Peter Schönlaub u.a., Der wilde Westen der Karnischen Alpen. Und immer wieder Gérard Genette, Die Erzählung …

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Armin Falk, Professor für Volkswirtschaftslehre in Bonn und Direktor des briq-Instituts für Verhalten und Ungleichheit hat letztes Jahr in der Zeit unter dem Titel „Solidarisch aus Eigennutz“ sehr schön über Kooperation geschrieben: „Von Kooperation sprechen Sozialwissenschaftler immer dann, wenn sich neben individuellen Vorteilen einer Handlung auch Vorteile für andere ergeben.“ Es wäre gut, wenn viel mehr Menschen erkennen würden, dass es sich auch für uns selbst auszahlt, wenn wir an andere (mit)denken und dementsprechend handeln.

Vielen Dank für das Interview lieber Peter, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Peter Karoshi, Schriftsteller 

Zu den Elefanten

Foto_Walter Seidl.

27.4.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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