Liebe Barbara, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
schlafen träumen wachen
aufstehen radio hören viel radio
dann und dabei kaffee trinken
arbeiten mit dem laptop dem handy berichte sehen
mit meiner besten freundin sprechen deren familie aus der ukraine gekommen ist
fragen was und wie und ob man helfen kann mit worten mit taten überhaupt
dann aber auch (und unbedingt) über anderes sprechen über anderes denken
wie die farbe einer kinderjacke oder die unterschiedlichkeit von wochentagen
die arbeit für den tag beenden das was man tut
rausgehen alleine mit anderen
abends: zeichnen schreiben sich fragen was man morgen lesen und hören wird
dann wieder hoffentlich schlafen träumen wachen



Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ich glaube wichtig ist es immer, noch da zu sein, hier zu bleiben, mit dem eigenen Kopf. Und nicht in der aufkommenden Panik, den möglichen Zukunftsfragen und Konsequenzen zu verschwinden, aufzugeben. Die Angst ist ein überzeugendes Gewitter. Wenn möglich also irgendwie die eigene Bodenhaftung behalten, um zu sehen, was man von hier aus tun kann, wem oder wie man sinnvoll helfen kann.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?
Loslassen. Neu beginnen. Auf sich und andere mehr Acht geben. Und Acht geben nicht als etwas Passives, sondern Aktives verstehen.
Und zur Kunst: Für mich ist die künstlerische Arbeit ein beständiges Brücken bauen zwischen Gestern, Heute und Morgen. Reflektieren, weiterdenken. Eine Basis schaffen für Zukünftiges.
Was liest Du derzeit?
Zum zweiten Mal: Margret Kreidl. Eine Schwalbe falten. Eine befreundete Lyrikerin hat es mir geschenkt und mich so auf sie gebracht. Jetzt liebe ich sie sehr und finde mich darin wieder, in ihrer Sprache, ihren Themen.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Es sind zwei:
(1)
to be announced:
jede/r hat a angst
leave a reply
reply:
spread the word:
jede/r hat antworten
leave a fear
(Judith Nika Pfeiffer)
(2)
„Einmal wiederholen. Dreimal drehen. Stock oder Feder? Dreimal dreht sich die Seele. Ist das eine Idee? Bitte aufheben.“
(Margret Kreidl)
Vielen Dank für das Interview liebe Barbara, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Barbara Marie Hofmann, Schriftstellerin
Fotos_privat.
26.4.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.