Liebe Miriam, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Der variiert und ist manchmal fremdbestimmt, durch Zeiten an Filmsets oder während Theaterproben inklusive Vorstellungen. Dann wieder schaff ich mir meine eigene Struktur, bin neugierig, was das Theater und Kino für mich als Zuseherin zu bieten hat, lese viel, lerne gerne, betreibe auch mal Stadtflucht. Das ist nun glücklicherweise wieder,- noch- ,möglich. Ich genieße das Unstete und Vielseitige.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Begegnung, wenn möglich urteilsfrei, reger und interessierter Austausch, kritisches Denken, Geduld, sich als Kollektiv finden und als solches auftreten, wir müssen keine EinzelkämpferInnen sein, ich will KollegInnen unterstützen und auch feiern
Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater, der Kunst an sich zu?
Der Mensch reflektiert sich in der Kunst, verarbeitet was ihn beschäftigt und lässt dabei die ZuseherInnen teilhaben, ermöglicht ihnen eben diese Verarbeitung. Kunst stellt Infrage, klagt an, irritiert, erleichtert, entführt. Ich stelle mir eine Welt ohne all das so karg und trostlos vor, umso vieles ärmer. Für mich steht es nicht zur Debatte, dass Kunst ein essentieller Teil des Mensch Seins, -Werdens und vor allem Bleibens ist. Immer.
Was liest Du derzeit?
Ich habe die schlechte Angewohnheit immer mehrere Bücher auf einmal zu lesen. Im Moment betrifft das Sally Rooneys „Schöne Welt, wo bist du“, Michael Köhlmeiers „Shakespeare erzählt“ und Juli Zehs „Spieltrieb“
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Jeder ist verantwortlich für alle anderen.“ Fjodor Dostojewski
Vielen Dank für das Interview liebe Miriam Veronika, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Miriam Veronika Fussenegger, Schauspielerin
Foto_privat.
16.11.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.