
am Romanschauplatz Malina
Orte bedeuten für mich Raum, Freiraum. Das ist für mich sehr wichtig. Etwa am Meer zu sitzen und diese gleichsam unendliche Weite zu sehen, das bedeutet mir viel.

Orte bedeuten auch Ruhe. In der Natur, im Wald. Es ist gleichsam ein Hineingehen in die Seele der Welt, ein Spüren, Aufnehmen, Wiederfinden.

Plätze, Höfe, Gassen in einer Stadt sind sehr schön. Besonders der historische Stadtkern, die engen Gassen. Diese Geschichte in Architektur und ursprünglichem Lebensraum hat etwas sehr Anziehendes, da ist auch Individualität zu spüren. Es lässt wandeln und träumen. Es ist auch eine Form von Weite.

Eine Stadt ist ein vielfältiger Lebensraum, der Begegnung, Austausch aber auch Rückzug in Anonymität ermöglicht.

Als Kind gab es einen Eislaufplatz, von dem man in ein altes Haus sehen könnte. Hinter einer Glasfront war eine Holzgalerie zu sehen. Ich war von diesem mystischen Ort fasziniert. Beim Eislaufen sah ich immer dorthin (lacht).


Ein Ort muss für mich ein Geheimnis haben, dann ist er interessant.

In der Schule gab es einen Raum, der hinter einem Vorhang verborgen war. Ich war sehr neugierig was da sein könnte. Es war für mich ein Fantasieimpuls und ich wollte gar nicht wissen was dahinter ist, um nicht diesen Zauber zu zerstören.
Alte Türen, Zugänge zu Räumen, Orten sind für mich faszinierend.





An Orten begegnen wir uns selbst. Es sind auch Türen, die sich nach innen öffnen.

Die Rückkehr an ehemalige Wohn- und Lebensorte ist wie ein Nachhause- Kommen. Es gibt da ein Waldstück in der Nähe eines ehemaligen Wohnortes, da kehre ich immer wieder gerne zurück. Orte sind stille wie verlässliche Wegbegleiter, die immer da ist und willkommen heißen.

Ich habe als Kind viel geschrieben. Das waren kurze Erzählungen, Gedankenstücke, Theaterideen. Die Schulstunden, in denen es um Märchen, Erzählungen ging, waren für mich sehr interessant und begeisternd. Das waren meine liebsten Stunden und ich hatte da auch gute Noten (lacht).


Mein Weg zum Theater führte über das Tanzen. Meine Lehrerin, Choreografin ermöglichte dann uns Kindern kleine Rollen am Stadttheater. Mit dreizehn Jahren spielte ich dann in „Die Schneekönigin“ eine Hauptrolle. Das war eine große Freude für mich und ein starker Impuls für den weiteren künstlerischen Weg.

Später war dann das Puppentheater ein neuer Zugang für mich zur Bühne. Über dieses Marionettentheater führte dann mein Weg zur Theatergruppe in Kottingbrunn. Das ist eine sehr coole Sache mit spannenden Produktionen. Da waren etwa in den letzten Jahren „Wie im Himmel“ (Kay Pollak), „Der Bockerer“ oder „Der Verschwender“ (Ferdinand Raimund) dabei.


Theaterspielen ist einfach Freude pur. Die Bühne, das Miteinander, der Applaus des Publikums. Das ist einfach geil.

Ich fühle mich auf der Bühne sehr wohl. Es ist als würde ich dort hingehören.






Mode hat mich auch immer interessiert. Ich habe schon als Kind genäht, gehäkelt, kreiert. Jetzt in späteren Jahren dazu einen Ausbildungsweg zu finden, war schwierig, aber es tat sich dann doch eine Möglichkeit auf und ich bin sehr glücklich darüber.


Die Dreieckskonstellation zwischen der Frau, Ivan und Malina im Roman Ingeborg Bachmanns könnte natürlich auch heute so sein. Liebe ist zeitlos, das Glück wie die Verwicklungen werden sich nie verändern. Das ist auch der Grund warum „Romeo und Julia“ immer noch gespielt wird (lacht).




Es gibt unerfülltes Begehren wie das Zueinander-Finden für ein Leben. Und es gibt das Hüpfen zu-, mit- und voneinander. Die Beziehungswelt ist bunt wie wir Menschen.

In der Liebe gibt es kein „das passiert mir nie“. Jedem kann alles passieren. Da gibt es keine Stärke, kein Selbstbewusstsein, die Fehler verhindert.

Liebe bedeutet Unterstützung für den Weg des anderen. Das Stützen und Heben des Anderen, gerade auch im beruflichen Weg. Ich habe das leider nicht immer erfahren.

Unabhängigkeit, etwas selbst zu schaffen, das macht Leben und Liebe im Kern aus. Alles was dazukommt ist ein Bonus.

Das was ich versuche aufzubauen, bleibt bei mir, was immer das ist (lacht).


Wenn man „Ivans“ nicht mehr erträgt, sollte man es beenden. Aber es ist nicht nur mit Vernunft zu lösen.



Auch Gegensätze können perfekt zusammenpassen. Kontraste sind spannend. Die Mode ist ja da das beste Beispiel.

Über den Roman „Malina“ gab es jetzt für mich einen ersten Zugang zu Ingeborg Bachmann. Ich finde die Konstruktion des Romans in Lebens-, Liebeswirklichkeit wie auch Traumsequenzen sehr spannend.


Seinen Weg gehen, sich nicht abbringen lassen, das ist in Liebe wie Beruf sehr wichtig.

Das Herz öffnen für die Liebe ist ganz wichtig. Das Leben sollte kein Egotrip sein.


Vom Anderen etwas annehmen können, ohne sich aufzugeben.

Es gibt immer Phasen, in denen ich sehr viel lese und Neues entdecke. Ich kaufe gerne Bücher. Jetzt sind auch Fachbücher zu Mode dabei. Ich liebe Bücher, sehe sie auch gerne an. Als Kind habe ich meine Bücher immer mit Hingabe sortiert.

Wenn sich zwei Wege auftun, ist der Zwischenweg mein Weg (lacht).

am Romanschauplatz Malina
50 Jahre Malina _ Roman _ Ingeborg Bachmann _ im Gespräch und szenischem Fotoporträt:
Siena Freebird Lindem_Schauspielerin_Wien
Station bei Ingeborg Bachmann_Romanschauplatz_Malina.
Interview und alle Fotos_Walter Pobaschnig _Wien_6_2020.