„Eine Gesellschaft aufzubauen, in der man echte Offenheit und Toleranz lebt“ Angela Fischer, Künstlerin_ Wien 25.5.2021

Liebe Angela, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich stehe wie gewohnt in der Früh auf und genieße meinen Kaffee, neben mir meine zwei Katzen, die sich zu mir kuscheln, währenddessen ich meine E-Mails checke. Dann begebe ich mich gleich zu meiner eigentlichen Arbeit- d.h. ich male an einem großformatigen Bild weiter. Danach gehe ich zu Fuß in mein Studio in der Nähe vom Stephansplatz und arbeite dort weiter, derzeit an einer Skulptur für meine Ausstellung VITA ACTIVA. Vor Ort besuchen mich dort ansässige Nachbarn die mir öfters eine Erfrischung bringen und es ergeben sich immer nette Gespräche über Kunst, Gott und die Welt. Danach räume ich ein bisschen auf, damit die Passanten beim Vorbeigehen eine schönere Auslage haben. Wenn ich damit fertig bin geht es zurück ins Atelier dort plane ich dann schon weitere Projekte, mache Skizzen, führe Recherchen durch-betreffend Farb- und Materialstudien oder bereite mich inhaltlich für Kollaborationsprojekte vor, da gibt es immer viele Texte zu lesen. Ich freue mich auch sehr, wenn KollegInnen sprich KünstlerInnen unterschiedlicher Sparten und meine KunstsammlerInnen zu mir ins Atelier kommen, um über die neuesten Arbeiten zu sprechen und gemeinsame Interessen geteilt werden und man sich auch betreffend philosophischer existenzieller Fragestellungen austauschen kann und das Ganze in entspannter Atmosphäre.

Angela Fischer, Künstlerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und optimistisch bleiben, die Hoffnung nicht aufgeben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es im Leben zu Stillständen kommen kann. Das fühlt sich am Anfang gar nicht gut an, gibt einem aber bei näherer Betrachtung dann doch die Möglichkeit und somit auch Zeit, das eigene Leben zu reflektieren, sprich wie stelle ich mir mein zukünftiges Leben vor, wie verbringe ich meine verbleibende Lebenszeit, wie gehe ich mit intellektuellen und materiellen Ressourcen um. Versuchen etwas Gutes darin zu sehen, zu finden und vor allem den Humor nicht verlieren, das Leben ist manchmal eh skurril und launenhaft genug.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

Empathie. Gemeinschaftliches Denken. Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung. Ich persönlich habe mir die Frage gestellt- in was für einer Welt will ich leben? Mit welchen Menschen möchte ich zusammen sein und Zeit verbringen und was fühlt sich für mich gut und stimmig an? Für eine/n jede/n, gibt es da unterschiedliche Kriterien, das ist auch gut so, es kann und soll nicht jede/r gleich sein.

Des weiteren kann man sich die Frage stellen, was für eine Message beinhaltet meine Kunst? Bisher war diese mehr von äußeren Eindrücken motiviert, aber zunehmend werden meine Arbeiten optimistischer, eher im Sinne einer Realitätsflucht. Vielleicht aber auch wie bei der Malerin Agnes Martin “ with my back to the world „. Ich finde das ermöglicht mir einfach in schönere, bessere Atmosphären einzutauchen, die es im Realen so noch nicht gibt. Angenehme Räume zu gestalten, in denen man vor der Wirklichkeit pausieren kann. Mich interessieren immer mehr Plätze der inneren Freiheit sowie Menschen die sich innere Freiheit gönnen, die sind einfach glücklich und mit sich und der Welt im Reinen und können für andere eine inspirierende Bereicherung sein. Denn auch in solchen Situationen merkt man richtig, wie kostbar das Leben, die Freiheit und andere Annehmlichkeiten sind. Ich denke, dass auch das Kunst kann.

Ich denke, dass es wichtig ist, eine Gesellschaft aufzubauen, in der man echte Offenheit und Toleranz lebt, sich auf Augenhöhe begegnen kann und man Vorurteile beiseite lässt und versöhnlich auf die Dinge blickt. Denn in Wirklichkeit sind auch KünstlerInnen mehr Mensch als „Uomo universale“, obgleich das interessant erscheint. Auch solche Situationen können in der Kunst dazu beitragen, die eigenen subjektiven Befindlichkeiten wegzulassen und objektiv im Sinne der Kunst zu agieren im Anspruch auf ein höheres Ideal. Ich glaube, dass auch solch naive Gedanken – Gutes in die Welt bringen können, vielleicht sogar etwas heilen können.

Was liest Du derzeit?

Vita activa von Hannah Arendt

Brick Bohemian von Derrick Ryan Claude Mitchell

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

LOVE  can heal

„Das ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“

Gift in Medizin zu transformieren

Angela Fischer, Künstlerin

Vielen Dank für das Interview liebe Angela, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler*innen:

Angela Fischer, Künstlerin

Entrance – Angela Fischer (af-art.at)

Alle Fotos_Angela Fischer.

27.4.2021_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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