„Für Soon-Yi, die Beste.
Sie fraß mir aus der Hand,
und plötzlich fehlte mir der Arm.“
Mit dieser Widmung beginnt Woody Allen (*1935 New York), Regisseur und Drehbuchautor, Schauspieler, Komiker und Hobby Musiker, über zwanzigmal für den Oscar (begehrtester Hollywood Filmpreis) in Regie und Drehbuch nominiert und vierfacher Gewinner, seine Autobiographie. Wie sein beeindruckendes und bahnbrechendes Werk moderner Filmgeschichte in hintergründigem Humor und Gesellschaftskritik, weist auch dieser Dreizeiler auf die Grundfragen menschlichen Seins in Leben, Liebe und Verschwinden (Tod) hin, die Woody Allens Kunstschaffen kennzeichnen. Das Öffnen der Hand und das Verlieren derselben in Zuneigung und reißendem Gefühlsstrom ist gleichsam ein poetisches Resümee eines Lebens, das nie den Anspruch auf Verstehen aber immer auf das Bemühen desselben aufweist. Und es ist eine Ode an seine Frau Soon-Yi und ihres gemeinsamen Weges.
Allen beginnt seine langerwartete Autobiographie wie seine Filme mit einem direkten Sprung in das Geschehen eines Lebens und dessen Geschichten und Umfeld. Der Vater als Soldat und Frankreich und dessen langes Leben mit „Silberschopf und Augen eines Adlers“. Der Großvater ein erfolgreicher Handelsvertreter für ein Kaffeeunternehmen, der dann auch ein Kino, Theater kauft und sich der Welt der Kunst zuwendet während auch Kugeln in den 1930er Jahren durch die Straßen New York flirren. Der Vater wird Augenzeuge eines Attentats im Milieu und erzählt dann dem Sohn vorm Einschlafen davon. Dieser beginnt mit dem Lesen erst richtig in der highschool als die Welt der Frauen sich öffnet. Mit dem Wort kommt die Reflexion, der Zweifel wie der Anspruch sich diesem zu stellen – „Mit den Jahren wurde mir dann immer klarer, dass das Leben nicht bloß kurz ist, sondern obendrein auch sinnlos“. Das Leben im Blitzlicht des unverfügbaren Augenblicks. Die Kunst wird zum Ausdrucksmittel der Fragen zu Höhepunkten und Abgründen eines Lebens. Und damit nimmt es kein Ende mit offenen Augen und Gedanken…
Woody Allen legt eine Autobiographie, die zahlreiche Zugänge zu Leben und Werk öffnet. Der begnadete Drehbuchautor und Regisseur ist auch im Schreiben, Erzählen eine Ausnahmeerscheinung und versteht es in außerordentlicher Weise das feine und undurchschaubare Gewebe eines Lebens in Zeit und Raum darzustellen. In Witz, Ironie und einer Rasanz, die wiedergibt, dass das Leben dem Denken immer vorausbleiben will (muss).
„Eine Autobiographie, die von der Kunst des Erzählens und des Fragenstellens lebt und in diesem Ansatz wie ein Film mitreißt und begeistert“