Menschen reisen. Worte reisen. Durch und auch über die Zeit hinweg. Überall Koffer auf dem langen bunten Teppich der Erzählungen, Erinnerungen und dem Jetzt…
Ein aussagekräftiges wie mehrdeutiges Bühnenbild empfängt das Publikum mit ersten starken Eindrücken. Ein Ankommen gibt es nicht. Nicht im Wort und nicht im Leben. Die Aufmerksamkeit ist es, die vielleicht diesen Raum betreten lässt, in dem der Teppich jederzeit fliegen oder einfach unter den Füßen weggezogen werden kann.
Und die Koffer, die können aufspringen vor lauter herausplatzenden Geschichten. Wie jener von Dorian Gray und dessen magischen Bildes, welches Leben und Alter des Betrachters aufnimmt und Ewigkeit verheißt. Doch gibt es vielleicht dieses Bild doch? Muss es das nicht geben? Das wäre doch genau in die Zeit passend? Und Wien ist doch ein wunderbarer Ort dafür?
Also einfach aufgemacht den Koffer und Dorian Gray springt in Zeit und Gesellschaft. In die Buntheit menschlicher Seele und deren Abgründe. In das „Aus-Dem-Rahmen-Fallen“ dieser Welt in Sehnsucht und Sucht nach Dauer und Ewigkeit. Ein Rahmen für all das. Das Passepartout wird gespannt. Und nun getanzt auf dem fliegenden Teppich des Dorian Gray und seiner Auferstehung…
Mara Mattaschuka, eine der bedeutendsten Avantgarde_Regisseurinnen und facettenreiche Künstlerin, inszeniert am TAG Theater Wien den „Dorian Gray“ Oscar Wildes in fulminanter Weise. Mattuschka katapultiert gleichsam das existentielle Herz des Romanstoffes in die Mitte der gesellschaftlichen Gegenwart und deren Konflikten und Herausforderungen in Erkenntnis, Wahrheit und Authentizität. Der Bilderrahmen, zentraler dramatischer Angelpunkt des Bühnenbildes, wird zur großartigen Projektionsfläche menschlicher Eitelkeit und Einsamkeit.
Komödie und Tragödie setzt Mattuschka dabei variantenreich wie zielsicher. Die Übergange sind mit viel Aufmerksamkeit und Ansprache gesetzt und formen so einen Bühnendialog zu Kunst und Leben, der bis zum Ende unterhaltend wie tiefsinnig folgen lässt.
Dem Ensemble ist dabei zu dem anspruchsvollen Rollenwechsel zu gratulieren. Es ist ein sehr direktes Spiel, welches die Inszenierungsidee sehr gut trifft. Es ist kraftvolle Sprach- und Körperpräsenz auf höchstem Theaterniveau.
Ein einzigartiger Theaterabend, der Sein und Schein unserer Welt in fulminantem Witz wie Tiefsinnigkeit auf der Bühne zerschmettert
Walter Pobaschnig 10_19
Alle Fotos_Walter Pobaschnig
DORIAN GRAY
Die Auferstehung
Uraufführung
Von Mara Mattuschka
Sehr frei nach „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde
Eine Koproduktion mit The Practical Mystery
Premiere
SA 19. OKTOBER 2019, 20.00
Vorstellungen
MI 23.*, FR 25. UND SA 26. OKTOBER 2019, 20.00
FR 8., SA 9., DI 12. UND MI 13. NOVEMBER 2019, 20.00
DO 19. UND FR 20. DEZEMBER 2019, 20.00
* Im Anschluss an die Vorstellung vom 23. Oktober findet ein Prublikumsgespräch statt.
Es spielen Alexander Braunshör, Alexander E. Fennon, Anna Mendelssohn, Raphael Nicholas, Georg Schubert, Elisabeth Veit
Text und Regie Mara Mattuschka
Recherche Alexander Braunshör, Alexander Martos
Bühne Paul Horn, moritz m. polansky
Kostüme Peter Paradise
Musik Moritz Wallmüller
Regieassistenz Sandra Moser
Kostümassistenz Angel
Licht Hans Egger/Katja Thürriegl
Ton/Video Peter Hirsch
Bühnentechnik Andreas Nehr