Kunst ist die Freiheit da zu sein wo man sein will und das ist eine Entscheidung, die zu treffen – und die nicht immer einfach ist.
Diese Freiheit des Tuns und der Ruhe, das Entkommen von Anspruch und Ablenkung des Lebens, ist ein Privileg aber auch ein Recht der Kunst und des Lebens.
Malen ist ein Dialog von Innen und Außen in Reflexion und künstlerischem Prozess.
Erzsebet Nagy Saar _ Frequency II, 2019
Ich arbeite auf ganz großen Leinwänden, die ich dann zerschneide. Die Grundlänge ist 10m, ich rolle das immer ein. Dann mache ich Ausschnitte, das wird dann ausgestellt. Letztes Jahr stellte ich meine erste 10m Rolle aus. 6 Bilder. Heuer sind es 4 Bilder.
Ich arbeite gerne auf dem Boden. Ich würde auch 100m bemalen – Malen ohne Grenzen. Ich male auf Leinen mit Acryl oder Öl. Und aus der Zerstörung erwächst neues Leben, ein neues Werk. Da ist Verbundenheit und auch eine Geschichte dazu. Jede Trennung trägt dies in sich. In der Kunst wie im Leben.
Das Schaffen wie Trennen, Zerstören ist ein Teil des künstlerischen Prozesses, des Reflexionsprozesses im Tun und danach. Es hat mit Geburt und Tod wie dem steten Wandel zu tun. Es ist tiefe Empfindung, der die Kunst da Raum gibt und Räume wie Wege öffnet.
Erzsebet Nagy Saar _ Frequency III, 2019
Ich liebe Details in der Kunst. Darin kannst Du verloren geht. Das gibt mir sehr viel.
Mutig sein, Leidenschaft, die Welt zu sehen in allen Facetten, zu spüren – das wird in einem Kunstprozess ganz stark gefordert.
Kunst kann nie halbherzig sein. Es geht gar nicht anders. Und ich genieße diesen Prozess. Von Anfang bis zum Ende. Ein Bild ist dann vollendet, wenn es innerlich Ruhe gibt.
Meine abstrakte Kunst jetzt ist auch eine große innere Befreiung. Meine Arbeiten sind ganz Ich. Ich habe da viel mehr zu mir selbst gefunden. Es ist eine Einladung tief einzutauchen. In die Malerei und auch die Menschen, die mich beauftragen.
Erzsebet Nagy Saar _ Frequency I, 2019
Kunst ist wesentlich unbewusst. Vielleicht dem Traum vergleichbar. Türen öffnen sich nach Innen und Außen. Es gehört viel Aufmerksamkeit und Geduld dazu.
Kunst ist Ehrlichkeit und Überraschung.
Nachbarschaft ist ganz wichtig und ganz prägend. Künstlerisch und menschlich. Ich hatte und habe immer ganz wichtige Nachbarn.
Kunst lebt im ganz normalen Alltag. Wir bereichern uns in stiller Anwesenheit oder im Gespräch. Das ist vielleicht auch eine Gemeinsamkeit mit Ingeborg Bachmann hier.
Worte, Literatur spielen eine ganz wichtige Rolle für mich. Ich liebe auch das Theater. Auch die Musik ist eine große Inspiration. All dies ist für mich ein gemeinsames Ganzes, gerade auch für meinen künstlerischen Prozess.
Erzsebet Nagy Saar _ Anna, 2012
Das menschliche Wesen interessiert mich, Bewusstsein, Unbewusstes, Naturwissenschaft wie Spiritualität, es ist wesentlicher Teil meiner künstlerischen Arbeit.
Ich lebe mit den Jahreszeiten, es gehört zum Leben. Ich bin in meinem Atelier umgeben von Natur, Lieblingsbäumen und auch Tieren. Vögel und Schmetterlinge etwa, da ist der Rhythmus des Leben zu beobachten und wahrzunehmen. Ein wunderbarer Ort um zu malen. Hier bei Bachmann ist das ja auch stark zu spüren.
Wenn ich den Himmel sehe, wenn ich die Möglichkeit habe ihn anzusehen, hat das eine große Bedeutung, da spüre ich das Leben unmittelbar, bin ganz nahe dran.
Ich liebe Wien und auch das Spazieren in dieser großartigen Stadt der Kultur.
Es ist faszinierend wie wir Menschen sind. Da ist sehr viel zu entdecken, da setzt die Kunst an, das ist faszinierend. Auch wenn nicht alles zu erklären ist. Das ist wohl gerade auch eine Grundaussage der Kunst und des Lebens.
Erzebet Nagy Saar _ Künstlerin _ Station bei Bachmann, Wien 18.10.2019.
https://www.erzsebetnagysaar.com/
Bilder_ Interview: Erzebet Nagy Saar _ Künstlerin
Alle Fotos_ Porträt_Walter Pobaschnig