Michael Haneke: „Isabelle Huppert hat vor nichts Angst, das ist auch das Tolle an dieser Schauspielerin, die eine unglaublich mutige Frau ist und neugierig.
Sie ist einfach neugierig und je weiter es geht, desto interessanter ist es, eigentlich für jede/n ernsthafte/n Schauspielerin/er, die guten Rollen fangen immer dort an wo das Normale überschritten wird.
Es gibt SchauspielerInnen, die sehr gut sind, aber mit denen würde ich nie arbeiten, weil ich weiß, das würde nicht funktionieren. Man muss ein Gefühl dafür haben, mit wem man gemeinsam tickt und mit wem nicht und das hat sie offenbar.
Stefan Grissemann: Mit einer Virtuosin wie Isabelle Huppert wie viele takes machen sie da im Durchschnitt?
Das hängt von der Szene ab. Ich mache immer eine zweite als Reserve, falls etwas technisch nicht in Ordnung ist. Eigentlich geht alles schnell. Manchmal, wenn Sie sich aus irgendeinem Grund etwas anderes vorgestellt hat, dann kann man auch mal 40 takes machen, wenn es sein muss.
Sie macht da mit?
Sie macht da mit. Sie ist da verzweifelt. Ich auch.
Über den Film „Die Klavierspielerin“
Michael Haneke: „Dass Isabelle spielt, war meine Bedingung den Film zu machen. Der Produzent fragte mich ob ich den Film machen wolle. Ursprünglich wollte ich das nicht. Ich hatte etliche Literaturverfilmungen für das Fernsehen gemacht, fürs Kino wollte ich das aber nicht. Schon dem Kollegen (der ursprünglich den film machen sollte, Anm.) habe ich gesagt, diese Rolle muss Isabelle Huppert spielen – „Du kriegst keine bessere“.
Als Sie ja gesagt hatte, blieb mir nichts anders übrig als den Film zu machen (lacht). Es hat auch viel Spaß gemacht aber war natürlich schwierig für alle Beteiligten, weil der Film nun mal in Wien spielt und wir müssen so tun als wäre sie eine Wienerin. Ich denke, wir haben es ganz gut synchronisiert (Original in französischer Fassung., Anm.).
Isabelle konnte nur ein paar Takte Klavierspielen. Es war eine Tüfftelarbeit die Schnitte nach der Länge der Musik abzustimmen. Denn sie konnte nicht mehr spielen als diese Takte.
Noch viel krasser war es bei Benoit Magimel. Ich sagte, Du musst Klavierspielen lernen, sonst kannst du die Rolle nicht spielen. Er konnte auch nicht Eislaufen, das musste er auch lernen (lacht). Er hat in Wien jeden Tag nach dem Dreh stundenlang Klavierspielen geübt, er hatte einen Superlehrer. Ich habe seine Klavierszenen im Dreh nach hinten verlegt. Wie er das dann gemacht hat, war brilliant. Er war einfach irrsinnig fleißig.
Das Geheimnis beim Film sind zwei Sachen – ein gutes Drehbuch und das richtige Casting.“
Drama
Österreich/Frankreich 2001
PRODUKTION
Wega Film
REGIE
Michael Haneke
DREHBUCH
Michael Haneke (nach dem gleichnamigen Roman von Elfriede Jelinek)
PRODUZENT/INNEN
Veit Heiduschka, Marin Karmitz, Alain Sarde
BESETZUNG
Isabelle Huppert, Benoît Magimel, Annie Girardot, Anna Sigalevitch, Susanne Lothar, Udo Samel
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Alle Fotos_Walter Pobaschnig.