Auf der Bühne ist ein langer schwarzer Tisch zu sehen. Davor stehen drei schwarze Stühle. Eine Frau und zwei Männer setzen sich. Haltung und Stille. Sprachlosigkeit, in der die Emotionen hinter den weiß geschminkten Gesichtern arbeiten. Das ist zu spüren und an den konzentrierten minimalistischen Bewegungen an Feder und Stift wahrzunehmen. Als das Gespräch beginnt, öffnen sich die Abgründe hinter Frack, Stiefel und Kleid. Jetzt geht es um die eigene Erscheinung im Bild der Anderen. Um Grund und Boden des Lebens und der Liebe. Um Gebot und Verbot. Und nichts sonst. Jetzt wird gekämpft. Jetzt werden erst verbale dann reale Waffen gezogen, um der Ohnmacht zu entkommen. Ein Duell in allem. Nähe ist bloß ein Machtspiel, darin sich alles verliert und samt den zerschlissenen Kleidern von Erbe und Tradition versinkt. Hier gibt es für niemanden mehr etwas zu gewinnen. Doch an das Dasein gebunden bleiben sie. Am Tisch. An Löffel und Schüssel. Am dunklen Boden. Und die leere Zeit sitzt stumm und unerbittlich mit am Tisch…
Das Theaterkollektiv „Aggregat Valudskis“ begeistert mit der Uraufführung „Liebirien oder Eine fremde Seele, das ist ein dichter Wald“ in der TheaterArche Wien.
Ausdrucksstarkes Theater nimmt hier die existentiell zeitlosen Themen des russischen Dramatikers Anton Cechov (1860-1904) auf und gibt diesen mit beeindruckendem Körpertheater in Mimik, Gestik und Komik ein mitreißendes Bühnenleben, welches das Publikum begeistert. Es ist eine ganz besondere Form der Bühnenansprache in körperlicher Präzession und stiller Direktheit, die Regisseur Arturas Valudskis, Assistenz: Jamie Jaros, Produktion: Melika Ramić und das hervorragende Ensemble Sonja Romei, Martin Bermoser und Markus Kofler eine außergewöhnliche Aufmerksamkeit komponieren lässt, die das Publikum von Beginn an ergreift. Die Dynamik und Auswahl der Szenenfolgen Cechovs um den Kern menschlicher Existenz in der Zerbrechlichkeit des täglichen Miteinanders in Erwartung, Demütigung und Hoffnung kommen in überraschender wie genialer Inszenierung wunderbar an. Regie und Ensemble ziehen hier alle Register der Bühnenkunst und setzen einmalig Spannung und Wirkung in Komik und Dramatik bis zum furiosen pantomimischen Finale. Es ist ein Ereignis, wenn Regisseur Valudskis mit Cechov in Wien gastiert. Und es ist nicht zu versäumen.
„Ein Theaterabend, der in außergewöhnlicher Idee und Spielkunst begeistert“
Weitere Vorstellungen (jeweils 20:00 Uhr): 20. / 25. / 30. Mai 2019 und 3. Juni 2019
ORT: Theater Arche, Münzwardeingasse 2A, 1060 Wien,
TICKETS: +43 677 630 83 298, valudskis@gmail.com
Alle Fotos_Walter Pobaschnig
Walter Pobaschnig, Wien 18.5.2019