Erinnerung an Helena Adler – „Sie hat weiblichen Erfahrungen eine mitreißend-freche wie mutige Stimme gegeben“ Brigitta Huemer, Schriftstellerin _ Nötsch/Ktn. 8.1.2024

Erinnerungen an Helena Adler _ Brigitta Huemer, Schriftstellerin

+ 5.1.2024  „Helena Adler“, Schriftstellerin, Salzburg
(Stephanie Helena Prähauser *1983)

Liebe Brigitta Huemer, welche Erinnerungen hast Du an Helena Adler, Schriftstellerin (Stephanie Helena Prähauser + 5.1.2024  *1983) ?

Ich zögerte anfänglich, dieser Einladung zu einer Stellungnahme, anlässlich des tragischen Ablebens der Schriftstellerin Helena Adler nachzukommen, denn leider habe ich sie nie persönlich kennengelernt. Doch ihre natürlich-erfrischende Ausstrahlung, ihre klugen Antworten und die gewechselten Worte, bei einer – von zwei besuchten Lesungen, bleiben mir in bester Erinnerung.

Wann, wie begegnete Dir der erste Text von Ihr und welche Wirkung hatte dieser auf Dich?

Das war eine Leseprobe von: *Die Infantin trägt den Scheitel links*. Ein unwiderstehlicher Titel, eine ebensolche Sprachimplosion für mein poetisch gestimmtes Gemüt.

Was zeichnete Ihr Schreiben für Dich aus?

Helena Adler ist eine Koryphäe des Sprachspiels. Sie tanzt so leichtfüßig über glühende Kohlen, ohne auch nur an einer Stelle Schaden zu nehmen. Jedem tragischen Detail ringt sie ein Lächeln ab, jede noch so hartnäckige Falte bügelt sie leichthin glatt. Sie fegt so ungezwungen frei durch Raum und Erleben. Dabei folgt sie einem – lyrisch angelegten – Sog der mich mitnimmt, der dazu auffordert, Ballast abzuwerfen und dafür keine Zeit zu verlieren.   

Ihre staccatoartige Wortschwadronie im besten Sinne, gleicht für mich einem hochwasserführenden Gebirgsbach, der jeden der ihm zu nahe kommt, mit sich reißt und ihn – mit ungewissem Ausgang – wieder an die schnöde Realität freigibt. Entkommen und auf reinigende Weise, bis ins Mark erschüttert. Als Frau auch benommen, etwa von beispiellosen Geburtsschilderungen in ‚Fretten‘; Zum Weinen gerührt von einer beschriebenen Mutter – Kind – Symbiose, der man – ob der unverhohlenen Zärtlichkeit der Sprache – jedes Zuviel nachsieht.

Wie hast Du Helena Adler als Kollegin erlebt?

Eine Kollegin, von der ich mich in ihren Werken geradezu erkannt, abgebildet, gemeint – mit der ich mich solidarisch verbunden fühlte.

Welches literarische Erbe hinterlässt sie und wie ist dies in der österreichischen Literatur einzuordnen?

Mit einem unvergleichlichen Mix aus Wortwitz, tragischen Elementen, Esprit und unverblümter Direktheit, hat Helena Adler, generationenübergreifenden, weiblichen Erfahrungen, eine mitreißend-freche, wie mutige Stimme gegeben. Eine, die Aussöhnung leichterhand anstößt. Das ist – meinem Dafürhalten nach – ihr unerreichbares Vermächtnis in der literarischen Landschaft Österreichs.

Wie wird Dir Werk und Leben Helena Adlers in Erinnerung bleiben?

Als hell leuchtendes Gestirn am Literat:innenhimmel.

DANKE, Helena Adler!

Mein Dank ergeht auch an Walter Pobaschnig für sein Bemühen, Leben und Werk einer Ausnahmeliteratin adäquat zu würdigen.

Brigitta Huemer, Schriftstellerin _ Nötsch/Ktn.

Wien 8.1.2023

Herzlichen Dank für Dein Interview und Deine Erinnerungen, liebe Brigitta!

 Brigitta Huemer, Schriftstellerin

Brigitta Huemer, Schriftstellerin

Foto: privat

Helena Adler, Schriftstellerin +5.1.2024

+ 5.1.2024  „Helena Adler“, Schriftstellerin, Salzburg
(Stephanie Helena Prähauser *1983)

Geboren 1983 in Oberndorf bei Salzburg.
Lebte als Autorin und Künstlerin in der Nähe von Salzburg.

Studium der Malerei am Mozarteum sowie Psychologie und Philosophie an der Universität Salzburg.

Auszeichnungen:

2022 Shortlist Österreichischer Buchpreis

2020 Longlist Deutscher Buchpreis

2020 Shortlist Österreichischer Buchpreis

2020 Projektstipendium Literatur BKA

2018 Jahresstipendium Literatur, Salzburg  

https://jungundjung.at/verfasser/adler-helena/  6.1.2024

Bücher:  

https://literaturoutdoors.com/2020/07/08/die-infantin-traegt-den-scheitel-links-helena-adler-roman-jung-und-jung-verlag/   

https://literaturoutdoors.com/2022/09/12/fretten-helena-adler-jung-und-jung-verlag/  

Interview:

https://literaturoutdoors.com/2020/04/13/der-neubeginn-ist-verzicht-wir-hinterlassen-schon-genug-saustall-helena-adler-schriftstellerin_wien-13-4-2020/

Fotos Helena Adler_Eva Trifft/Jung und Jung

Grafik: Romana Fürlinger

Walter Pobaschnig 8.1.2024

https://literaturoutdoors.com

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