
Erinnerungen an Helena Adler _ Ines Edith Oppitz, Schriftstellerin

(Stephanie Helena Prähauser *1983)
Liebe Ines Edith Oppitz, welche Erinnerungen hast Du an Helena Adler, Schriftstellerin (Stephanie Helena Prähauser *1983) ?
Meine Wiener Schwägerin hatte einen Zeitungsartikel (Presse?) über Helena Adler und ihren Roman „Die Infantin trägt den Scheitel links“ gelesen und erzählte mir davon am Telefon. Es klang begeistert und infizierte mich sofort mit Neugierde. Bis dahin kannte ich nur den Namen der Autorin. Mir war sofort klar, dass ich dieses Buch haben musste, allein schon wegen des ungewöhnlichen Titels.
Wann, wie begegnete Dir der erste Text von ihr und welche Wirkung hatte er auf Dich?
Kurz nach Erscheinen des Buches „Die Infantin trägt den Scheitel links“, im Herbst 2020, begann ich darin zu lesen. Es hatte mich sofort gepackt. Ihre Sprache empfand ich aufrüttelnd, atemberaubend, sprühend, explosiv, eine Sinfonie, die einen ins Crescendo reißt und einem nur kurz ein Adagio gönnt.
Was zeichnet ihr Schreiben für Dich aus?
Die Rasanz ihrer Sprache, auch ihre Zartheit, Lust und Lebenskraft, intensive Farbigkeit, ohne Lebensscheu, ohne Scheu, auch Tiefen des Daseins mit schmerzender Genauigkeit auszuloten. Leben ist Sprache. Die Autorin war Sprache, wusste ihr innerstes Instrument souverän, gekonnt, stark, ausdrucksvoll, präzise, treffsicher, eben sprachmächtig einzusetzen.
Wie hast Du Helena Adler als Kollegin erlebt?
Leider gab es für mich keine Gelegenheit, sie persönlich kennen zu lernen. Wir waren nur auf Facebook „befreundet“ und leider viel zu kurz in Kontakt. Da erlebte ich sie sehr herzlich und liebevoll …..
Welches literarische Erbe hinterlässt sie und wie ist dies in der österreichischen Literatur einzuordnen?
Selten hat mich der Tod eines Menschen, den ich nicht persönlich kannte, so tief getroffen und entsetzt, durch ihr Werk und ihre Persönlichkeit, wie ich sie daraus las. Daher ist es mir unmöglich, ihre Literatur im großen Kontext einzuordnen. Dazu würde es Distanz und wahren Durchblick brauchen. Für mich bin ich überzeugt, dass ihre Sprache und Stärke einen ganz bedeutenden Platz einnehmen und behalten wird.
„Fretten“, leider Helena Adlers letztes Buch, eröffnet die Widmung „für mein geliebtes Kind“! Das muss einem zutiefst ins Herz gehen. Aus der Lebensmitte herausgerissen, fortgerissen von ihren Liebsten, erschüttert es und wird als unüberhörbare Stimme dieser jungen Autorin nicht verstummen. (Bemerkenswert auch die Zitate von Virginia Woolf, Franz Kafka, Frida Kahlo und besonders jenes von Adalbert Stifter, die „Fretten“ vorangestellt sind!)
Wie wird Dir Werk und Leben Helena Adlers in Erinnerung bleiben?
In einem inneren Dialog mit ihrem Werk, der auch ein Dialog mit mir selber ist …..
Ines Edith Oppitz, 7.1.2024
Herzlichen Dank für das Interview, liebe Ines!

Ines Edith Oppitz, Schriftstellerin
Foto: privat
Helena Adler, Schriftstellerin +5.1.2024

(Stephanie Helena Prähauser *1983)
Geboren 1983 in Oberndorf bei Salzburg.
Lebte als Autorin und Künstlerin in der Nähe von Salzburg.
Studium der Malerei am Mozarteum sowie Psychologie und Philosophie an der Universität Salzburg.
Auszeichnungen:
2022 Shortlist Österreichischer Buchpreis
2020 Longlist Deutscher Buchpreis
2020 Shortlist Österreichischer Buchpreis
2020 Projektstipendium Literatur BKA
2018 Jahresstipendium Literatur, Salzburg
https://jungundjung.at/verfasser/adler-helena/ 6.1.2024
Bücher:
https://literaturoutdoors.com/2022/09/12/fretten-helena-adler-jung-und-jung-verlag/
Interview:
Fotos Helena Adler_Eva Trifft/Jung und Jung
Grafik: Romana Fürlinger
Walter Pobaschnig 7.1.2024