„setze ich mich aufs Rad und fahre ein bis zwei Stunden durch die Natur“ Mathias Lodd, Schauspieler _ Graz 20.11.2023

Lieber Mathias Lodd, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Sonntag. Nach dem Erwachen gibt’s Kaffee und ein kleines Frühstück. Dann hole ich mir eine vorzügliche Portion „schlechte Laune“ ab sobald ich die Zeitung aufschlage. Nachdem ich mich wieder beruhigt habe, setze ich mich aufs Rad und fahre ein bis zwei Stunden durch die Natur.

Nach meiner Rückkehr schreibe ich auf, was mir durch den Kopf ging – meistens hat es mit Theater zu tun. Dann beschäftige ich mich mit meinem nächsten Projekt. Recherche, Text lernen, Brainstorming etc.

Irgendwann koche ich etwas und genieße dann mit meiner Partnerin den Abend.

Mathias Lodd, Schauspieler

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Dass wir uns nicht Allgemeinplätzen über Frieden, Krieg, Solidarität, Leben, Tod hingeben. So einfach können wir es uns nicht machen. Ich finde es wichtig, dass wir unsere Haltung und Meinungen nicht als unumstößlich ansehen, sondern regelmäßig hinterfragen und überprüfen. Bin ich frei von Vorurteilen? Achten wir genug aufeinander? Was kann ich tun?

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Die Kunst verändert nichts, sie reflektiert. Sie beginnt meiner Meinung nach auch nicht neu. Sie entführt die Menschen in andere Welten und im Idealfall können wir als KünstlerInnen die Menschen zum Nachdenken anstiften. Ob das Nachdenken zu Veränderungen führt, weiß ich nicht, ich wünsche es mir. Ich träume davon. Unsere Rolle soll sein:  dass wir KünstlerInnen nicht aufhören, an gesellschaftliche Veränderungen zu glauben und weiter von Utopien zu träumen.

Was liest Du derzeit?

Cixin LIU „Der dunkle Wald“ Band zwei der Trisolaris Trilogie

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Mir ist es eingefallen, während ich Fahrrad fuhr.“ (Albert Einstein)

Vielen Dank für das Interview, lieber Mathias, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Schauspielprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Mathias Lodd, Schauspieler

Zur Person _ Mathias Lodd – Künstler

Geboren in Hennigsdorf, aufgewachsen in Oranienburg, studiert in Berlin und Potsdam. Das erste Engagemant führt den jungen Absolventen von Potsdam Babelsberg ans Schauspielhaus Köln, wo er zwei Jahre bleibt, Karneval kennenlernt, für den WDR und Deutschlandfunk im Studio steht und die Rheinische Frohnatur entdeckt.

Dann wechselt er die Stadt, Darmstadt in Südhessen wird für zwei weitere Jahre seine Station. Er spielt viel, lernt auf engstem Raum in eine WG zu leben, zieht oft um und entdeckt, dass die Hessische Küche nichts für ihn ist.

Er zieht weiter, Freiburg im Breisgau. Er befindet den Ort für gut und bleibt bis 2015, ganze sechs Jahre. Er spielt noch mehr als in Darmstadt, fängt an zu inszenieren, was ihm viele Nerven kostet, aber auch sehr viel Vergnügen bereitet. Ist viel in Frankreich hört auf zu rauchen, was ihm gut tut. Er singt seine erste Oper und macht zum ersten Mal in seinem Leben Erfahrungen im Physical Theatre.

Dann, ohne zu wissen wie es weitergeht, siedelt er nach Mannheim um, gastiert am Staatstheater Mainz, dem Heidelberger Zimmertheater und an der Oper Mannheim. Er bekommt ein Angebot nach Österreich zu gehen. Er nimmt an. Ab Herbst 2016 spielt er durchgehend am Schauspielhaus Graz. Dann endet sein Engagement und er beschließt freischaffend in Graz zu bleiben.

Foto_Lex Karelly

Walter Pobaschnig _ 11.11.2023

https://literaturoutdoors.com

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