„Du bist mir Kunst“ Der Briefwechsel Alma Mahler – Walter Gropius 1910 bis 1914. Annemarie Jaeggi (Hg.), Jörg Rothkamm (Hg.). Residenz Verlag.

1910. Die Welt steht an einer Zeitenwende. Politische Spannungen kennzeichnen Leben, Gesellschaft, Nationen, deren Ausmaße noch niemand ahnen konnte. Kultur und Gesellschaft sind dennoch von vielen Aufbrüchen gekennzeichnet. In Literatur, Theater, Musik und Architektur drücken sich neue Formen und Haltungen aus, die Mensch und Leben neu denken und gestalten wollen.

Ein junger Berliner Architekt tut sich dabei in selbstbewusster Weise hervor. Er bricht sein Studium ab und macht sich selbständig. Zahlreiche Projekte in neuer Formsprache werden initiiert und umgesetzt. Es ist der Anfang eines Weges, der zum bahnbrechenden in der Architektur des 20.Jahrhunderts werden sollte. Sein Name: Walter Adolf Georg Gropius (* 18. Mai 1883 in Berlin; † 5. Juli 1969 in Boston, Massachusetts).

In Wien befindet sich der Komponist und nun ehemalige Operndirektor Gustav Mahler  (* 7. Juli 1860 Kalischt, Böhmen; † 18. Mai 1911 Wien) in einer beruflichen Umbruchphase, die ihn auch privat fordert und belastet. Die Ehefrau an seiner Seite, Alma Mahler (geborene Alma Margaretha Maria Schindler, * 31. August 1879 Wien; † 11. Dezember 1964 in New York, USA) stützt ihn und spürt jedoch selbst die Belastung, die besonders nach dem Tod der Tochter Maria, nun über der Familie liegt. Auch persönlich sieht sich Alma neben ihrem Ehemann in ihren Talenten eingeschränkt und versucht ihren gesellschaftlichen Platz zu finden. Sie schafft in ihren Wiener gesellschaftlichen Salons Begegnungsräume für Künstler:innen und wird so zu einer entscheidenden Förderin wie Wegbereiterin moderner Kunst. 

Es ist ein Kururlaub (Tobelbad/Österreich), der nun Alma Mahler und Walter Gropius in diesen entscheidenden Lebensphasensich begegnen lässt. Da ist Sympathie von Beginn an. Und mehr, es beginnt eine Affäre in allen Höhen, Hoffnungen und Enttäuschungen.

In Briefen, gemeinsamen kulturellen Treffpunkten, Begegnungen suchen sie eine Form ihre starke Zuneigung zu leben…

„…Diese Wartezeit muss ich damit verbringen, Dir zu schreiben: es ist wie eine Erlösung, mit Dir, wenn auch so stumm, plaudern zu können…“

Walter Gropius, Tobelbad, 1910

„Walter – es ist plötzlich so viel Schönheit in mein Leben gekommen – denn Du bist der Inbegriff des Schönen für mich – bleib es! Ich erwarte alles von Dir…“

Alma Mahler, Tobelbad, 1910

Es ist der Beginn einer Liebe, deren Zukunft wie jene der Gesellschaft unsicher ist und dennoch ihren Weg weitergeht…

Die HerausgeberInnen – Annemarie Jaeggi (Hg.), seit 2003 Direktorin des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in Berlin. Das Werk von Walter Gropius ist ein Schwerpunkt ihrer Arbeit und Jörg Rothkamm (Hg.), Professor für Musikwissenschaft an der Universität Tübingen. Er publiziert seit den 1990er-Jahren zu Alma und Gustav Mahler – legen eine ohne Zweifel Publikationssensation des Jahres vor.

Die Briefe, wie auch zahlreiche weitere Dokumente, sind ganz besondere Lebenszeugnisse wie Dokumentationen der künstlerischen Entwicklung und der gesellschaftlichen Ereignisse, Verfasstheiten am Vorabend des Ersten Weltkrieges zweier entscheidender Persönlichkeiten der Zeit.

Die Briefe sind chronologisch geordnet und laden Leserin und Leser zu einer Zeitreise ein, die zahlreiche Überraschungen und Besonderheiten zu bieten hat.

Hervorzuheben ist zunächst die existentielle Offenheit, in der sich diese herausragenden Persönlichkeiten des Kunstlebens der Moderne begegnen und stärken, tragen, motivieren in schwierigsten Zeiten. Es ist ein Zeugnis für die Kraft und Macht der Liebe, die gleichsam „Flügel“ verleihen kann. Eine Liebesgeschichte, die mitreißt.

Ebenso sind persönliche Entwicklungslinien in ihren jeweiligen Kunsträumen wie die kulturgeschichtliche Dokumentation der Begegnungsorte, -, räume, Treffpunkte eine außergewöhnlich spannende wie wichtige Quelle von Kunst und Leben der Zeit.

„Eine stürmische Liebe an einer Zeitenwende – Alma Mahler und Walter Gropius – ein Briefwechsel als eine der Publikationssensationen des Jahres!“

„Du bist mir Kunst“ Der Briefwechsel Alma Mahler – Walter Gropius 1910 bis 1914. Annemarie Jaeggi (Hg.), Jörg Rothkamm (Hg.). Residenz Verlag.

HARDCOVER

Mit zahlreichen Abbildungen. Bearbeitet von Adriana Kapsreiter und Fabian Kurze.

784 Seiten

Format: 140 x 215

ISBN: 9783701735945

Erscheinungsdatum: 23.10.2023

€ 49,00 inkl. MwSt.

Walter Pobaschnig 11/23

https://literaturoutdoors.com

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