„Schreiben allein genügt nicht“ Alex Thomas, Autorenehepaar _ Bremen 3.11.2023

Liebe Alex, lieber Thomas, wie sieht jetzt euer Tagesablauf aus?

Thomas: Ich bin ein Morgenmensch. Dreimal die Woche gehe ich um halb sieben zum Frühsport ins Gym. Danach wird gefrühstückt, und es folgt bis etwa 12 Uhr meine besonders kreative Zeit, in der ich mich von Emails und den sozialen Medien fernhalte. Kurz vor Mittag, bevor ich mit dem Kochen beginne, widme ich mich meinem derzeitigen Hobby, einem Sprachkurs in Koreanisch. Am Nachmittag geht es dann an alle möglichen Dinge, vom Recherchieren für neue Romanstoffe, übers E-Mail-Schreiben bis hin zum Designen von Grafiken für Facebook und Instagram. Außerdem lektoriere ich meine am Vormittag geschriebenen Texte. So ist der Tag unglaublich schnell vorbei.

Alex:  Mein Tagesablauf sieht ebenfalls unspektakulär aus. Hausarbeit, Einkaufengehen, Bewegungstraining für Muskulatur und Knochen, Lesen, Recherchieren, dadurch den eigenen geistigen Horizont etwas erweitern, und last but not least kommt das Schreiben. Meine Kreativzeit liegt vor allem in den späten Vormittags- und in den Mittags- und Nachmittagsstunden.

Alex Thomas ist das Alter Ego eines Autorenehepaares, unter dem es Thriller und Psychothriller veröffentlicht.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Alex Thomas: Achtsamkeit. Besonnen bleiben, unsere Menschlichkeit trotz globaler und gesellschaftlicher Umbrüche nicht verlieren. Haltung zur Demokratie und ihren Institutionen zeigen. Egal ob Rechts oder Links, das eigentliche Übel liegt im Extremismus.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Alex Thomas: Wesentlich wird dabei sein, nicht zu schweigen. Wer schweigt, stimmt zu. Wir beobachten den Kulturkampf in den USA, unter anderem die Bücherverbote. Auf dem Index der Schulbibliotheken einiger US-Bundstaaten steht mittlerweile humanistische Weltklasseliteratur wie die von Toni Morrison oder Harper Lee. Auf der anderen Seite wurden Bücher von Rowling wegen Transphobie-Vorwürfen von Fans verbrannt.

Bücherverbote. Bücherverbrennungen. So etwas darf in Europa, erst recht in Österreich und Deutschland, nie wieder passieren. Eine demokratische und pluralistische Gesellschaft benötigt Menschen, die mehr als nur einen Standpunkt einnehmen und nachvollziehen können. Gute, empathische Geschichten, Geschichten über Menschen in Grenzsituationen können den Weg dorthin bereiten. Wir freuen uns jedenfalls, wenn unsere Spannungsromane und Jugendbücher ein klein wenig dazu beitragen.

Aber Reden und Schreiben allein genügt nicht. So haben wir in unserer Nachbarschaft eine Familie, die aus dem umkämpften Damaskus geflohen ist. Wir haben Bilder zerstörter Stadtteile gesehen, die uns an Deutschland unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg erinnerten. Aus dieser Hölle ist die Familie mit ihren Kindern geflohen. Inzwischen haben sich unsere Nachbarn gut eingelebt, schulisch wie beruflich. Und was hat dabei geholfen? Ein klein wenig persönliches Engagement – und zum Erlernen der deutschen Sprache Kinder- und Jugendbücher sowie jede Menge Comics, von Disneys Lustigen Taschenbüchern bis hin zu Asterix & Obelix.

Was lest Ihr derzeit?

Thomas: Ich lese derzeit zum vierten oder fünften Mal „The bones beneath my skin“ von T. J. Klune. Der Sciencefiction-Roman spielt in den 1990ern und ist jenen gewidmet, die von Sternen träumen: „For those who dream of stars.“ Das Buch kam gerade auf Deutsch bei Heyne unter dem Titel „Aus Sternen und Staub“ heraus. Außerdem schaue ich, nachdem ich den Sciencefiction-Roman vor vielen Jahren gelesen habe, immer wieder mal in Vernor Vings „Ein Feuer auf der Tiefe“ hinein. Ein fast schon prophetischer Roman, dessen Story in einer bizarren, ungewöhnlichen Welt spielt, die mich in Teilen an Bradbury oder an die „Caleban“-Reihe von Frank Herbert erinnert.

Alex:  „Jenseits“ von Johannes Hemleben. (Ideen der Menschheit über das Leben nach dem Tode …) Dann liegt neben einem Kriminalroman von Romy Fölck ein Sciencefiction-Thriller von Andreas Brandhorst ganz oben auf meinem Lesestapel. Zu meinen Herzensbüchern, in die ich immer wieder gerne hineinlese, gehört unter anderem „Das Buch der Unruhe“ von Fernando Pessoa.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtet Ihr uns mitgeben?

Thomas: „Hope clouds observation.“ – Frank Herbert, Dune

Alex: „Leben und leben lassen.

Vielen Dank für das Interview, liebe Alex, lieber Thomas, viel Freude und Erfolg weiterhin für Eure großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

Wir haben zu danken.

5 Fragen an Künstler*innen:

Alex Thomas, Autorenehepaar

Zu den Personen _ Alex Thomas ist das Alter Ego eines Autorenehepaares, unter dem es Thriller und Psychothriller veröffentlicht. Alex arbeitet seit langem im Buch- und Medienbetrieb, schreibt, übersetzt und lektoriert. Thomas war viele Jahre als Professor für Künstliche Intelligenz an einer Londoner Universität tätig, bevor er sich dem Schreiben und Übersetzen von Romanen widmete.

Unter dem Pseudonym Tom Alex veröffentlichen beide zudem Jugendbücher und All -age-Romane.

https://www.alex-thomas.info/

Aktuelle Buchneuerscheinung_

ALEX THOMAS, PIETÀ – STEINERNER TOD. Thriller. Gmeiner Verlag.

„Als an einem Wintermorgen unter dem Brandenburger Tor die blutüberströmte Leiche eines Mannes in den Armen einer Frau entdeckt wird, schrillen bei Ex-Kriminalkommissar Magnus Böhm sämtliche Alarmglocken. Er hat diese Skulptur aus Menschenkörpern schon einmal gesehen, 14 Jahre zuvor in Rom. Die Presse stürzt sich auf den Fall und spricht von der Berliner Pietà. Doch dieses Mal gibt es einen entscheidenden Unterschied: Das weibliche Opfer hat überlebt.“

Kommissare Magnus Böhm und Annetta Niedlich

352 Seiten, 13,5 x 21 cm, Paperback

Buch 16,– € / E-Book 5,99 11,99 €*ISBN 978-3-8392-0500-6

https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/pieta-steinerner-tod.html

Foto _ privat

Walter Pobaschnig _ 26.10.2023

https://literaturoutdoors.com

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