
BKS Publikumspreisträgerin _Bachmannpreisteilnehmerin 2017 _ Rückblickinterview _
5. – 9.7.2017 Klagenfurt

weiter von links – John Wray – Deutschlandfunkpreis; Gianna Molinari – 3sat Preis; Ferdinand Schmalz – Bachmannpreis 2017; Eckhart Nickel – Kelag Preis;
Preisverleihung ORF Studio Klagenfurt 9.7.2017.
Liebe Karin Peschka, Du hast 2017 am Bachmannpreis in Klagenfurt teilgenommen und den BKS Publikumspreis gewonnen. Wie kam es zu Deiner Teilnahme und wie gestaltete sich Deine Vorbereitung?
Zur Teilnahme kam es ganz profan: Der Verlag hat eingereicht und ich wurde eingeladen. Ich weiß noch, dass ich die Nachricht in Luxemburg bekommen habe, auf dem Busbahnhof, von meinem Verleger per SMS: „Klagenfurt ruft.“ Das war unmittelbar vor der Leipziger Buchmesse 2017.
Zur Vorbereitung habe ich geübt, deutlicher zu lesen. Drei, vier Wochen vorher war ich sehr nervös. Bis mir bewusst wurde: Ich bin knapp fünfzig, die Jury ist plus/minus auch in meinem Alter. Ich kann mir anhören, was gesagt wird. Nichts davon wird mich überhöhen oder fertigmachen. Danach hatte ich das Nervöse recht gut im Griff.
Welche Erwartungen hattest Du?
Zu behaupten, ich hätte keine, wäre gelogen. Aber welche ich genau hatte, weiß ich heute nicht mehr. Wahrscheinlich habe ich mir eine bessere Jury-Bewertung erwartet. Aber dass die Teilnahme an den TddL einen großen Werbewert hat und sich gut im Lebenslauf macht, versteht sich von selbst und war für mich auch ein Grund, mich darauf einzulassen.
Gab es im Vorfeld der Veranstaltung Kontakte zu den Mitlesenden und der Jury und wie war der Kontakt (Kontaktmöglichkeiten) vor Ort?
Im Vorfeld nicht, aber direkt in Klagenfurt schon. Zur Jury habe ich keinen Kontakt gesucht, das wär mir eigenartig vorgekommen, aber mit den Kolleginnen und Kollegen gab es viele Gelegenheiten. Hab die Tage als sehr lässig und angenehm in Erinnerung.
Welchen Text hast Du in Klagenfurt vorgestellt?
„Wiener Kindl“, einen Text aus meinem Erzählband „Autolyse Wien“, der dann im Herbst 2017 bei Otto Müller erschienen ist.
Wann hast Du gelesen und wie hast Du Dich unmittelbar auf Deine Lesung vorbereitet?
Ich war die erste der Lesenden. Beim Warten auf meinen Auftritt hab ich backstage erzählt, dass meine Schwester mit dem Ingeborg-Flachmann (hatte mir der Eferdinger Freundeskreis im Vorfeld geschenkt) noch im Zug sitzt. Sie hatte gehofft, dass ich später lesen werde. Also kein Schnaps zur Aufmunterung vor der Lesung. Worauf mir ein Marillenschnaps serviert wurde. Um 9.50 Uhr vormittags. Um 10 Uhr hatte ich meinen Auftritt. Sehr aufmerksames Team.





von links _ Sandra Kegel, Stefan Gmünder, Michael Wiederstein _ nicht am Foto – Meike Feßmann, Hildegard Elisabeth Keller, Klaus Kastberger, Hubert Winkels (Vorsitzender) _
davon in aktueller Jury 2023 _ Klaus Kastberger



Austeilen des Lesetextes für das Saalpublikum




Wie hast Du die Jurydiskussion persönlich erlebt?
Wie durch einen Vorhang aus Kameras und einem nachträglich einsetzenden Adrenalinschub.



Mit welchem Feedback und persönlichen Emotionen hast Du den Lesungsort danach verlassen?
Ich habe mich über ein, zwei Jury-Aussagen geärgert. Oder waren es drei? Mein Lebensgefährte, der mich gut kennt, hat mich gleich in die Sonne gezogen, weg vom Gelände, dort hab ich mich ausgeschimpft, bin auf einem Stein gesessen, ein Marienkäfer taumelte durch die Luft und prallte von mir ab, ich hab gelacht: Damit war alles wieder gut.
Die Jurybegründung habe ich erst Wochen später in Ruhe nachgehört. War interessant und ok.



Wie gestalteten sich für Dich die weiteren Lesungstage und die Preisverleihung?
Schöne, sonnige Tage, nette Menschen. Immer radelte irgendwer zum See. Auf Bänken sitzen und Eis essen.


Traditioneller Abend-Empfang der Stadt Klagenfurt


Michael Wiederstein (ganz links, Juror), Urs Mannhart (Lesender),
Dr.Henriette Riener

szenische Wanderung (Wohnhaus Ingeborg Bachmann _ Kreuzbergl _ See)
mit Schauspielerin Christina Wuga

Ich war bereits direkt nach meiner Lesung zu hundert Prozent sicher, dass ich keinen Preis gewinnen werde und hatte auch schon meine Familie darauf eingestimmt: Macht euch keine Hoffnungen, und es geht mir gut, keine Sorge. Falls ich noch eine Resthoffnung hatte, hab ich sie vor mir gut versteckt.
Bei der Preisverleihung hatte ich als Publikumspreisgewinnerin Barbi Marković am Schirm und mich auch schon zu ihr umgewandt. Als mein Name genannt wurde, war ich völlig überrascht. Große, große Freude.







Wie bist Du als Schriftstellerin und persönlich von Klagenfurt abgereist und welche Erinnerung und Resümee hast Du in Abstand an den Bachmannpreis?
Ich bin als die abgereist, als die ich gekommen bin, mit ein bisserl mehr Ego, einem Preis, einer Urkunde im Gepäck und dem guten Gefühl, dass ich finanziell profitieren werde und somit wieder eine Zeitlang unbeschwert arbeiten kann. Und der Aussicht auf ein Jahr Stadtschreiberei in Klagenfurt.
Resümee: Hat sich ausgezahlt. Empfehle ich weiter.

Wie hat die Teilnahme am Bachmannpreis Deine weitere schriftstellerische Laufbahn beeinflusst?
Mein Name ist bekannter geworden, die Teilnahme wird in vielen Lesungsankündigungen oder in Besprechungen immer wieder erwähnt. Zusätzlich war und ist der finanzielle Aspekt nicht zu unterschätzen: Jeder Preis ermöglicht ein freieres Schreiben, hilft bei der Konzentration auf das nächste Buch, den nächsten Text.
Gibt es noch Kontakt zu Mitlesenden, Jury, Journalisten*innen oder Bezugspersonen in Klagenfurt?
Ja, zum Teil schon. Zur damaligen Jury nicht, abgesehen von Begegnungen und zT durch soziale Medien. Klagenfurt und besonders das Team vom Musil-Museum ist mir vor allem durch die Stadtschreiberei ans Herz gewachsen.
Würdest Du noch einmal am Bachmannpreis teilnehmen?
In den nächsten Jahren habe ich es nicht vor. Aber vielleicht mit einem Spätwerk? 😉
Was wünscht Du Dir für den Bachmannpreis?
Das es ihn noch lange geben möge und er die Aufmerksamkeit erhält, die er verdient.
Was möchtest Du den aktuellen Teilnehmer*innen mitgeben?
Keine Angst. Und gesunde Distanz, falls möglich. (Ist möglich, glaubt es mir.)
Welche Erinnerung hast an den Lesungsort Klagenfurt und welche Aktivitäten hast Du in der Stadt unternommen?
Gute Erinnerungen, viele Erfahrungen, einiges unternommen. Würde den Rahmen hier sprengen.

Welche aktuellen Projekte gibt es derzeit für Dich?
Darüber möchte ich auch noch nicht viel erzählen. Neue Wege nach dem letzten Roman, mal sehen, was herauskommt.
Vielen Dank für das Interview, liebe Karin Peschka, und alles Gute!

BKS Publikumspreisträgerin _ Bachmannpreisteilnehmerin 2017 _ Bachmannpreis_Rückblickinterview _
5. – 9.7.2017 Klagenfurt
Bachmannpreis _ Rückblickinterview_
Karin Peschka, Schriftstellerin _ Wien _ BKS Publikumspreisträgerin – Bachmannpreisteilnehmerin 2017 _5. – 9.7.2017 Klagenfurt
Zur Person_ Karin Peschka
Geboren 1967, aufgewachsen in Eferding, Oberösterreich, als Wirtstochter. Besuchte die Sozialakademie Linz und lebt seit 2000 in Wien. Arbeitete u. a. mit alkoholkranken Menschen und mit arbeitslosen Jugendlichen, aber auch mehrere Jahre im Bereich Onlineredaktion und Projektorganisation. Karin Peschka publizierte in diversen Anthologien und schrieb Kolumnen für oe1.ORF.at. 2008 erschien in der Edition Neuhauser Kunstmühle ihr Kunstbuch „Sterntaler“ (mit Michael Hedwig).
Ihr Debütroman „Watschenmann“ wurde 2019 für die Bühne adaptiert und im Wiener Volkstheater aufgeführt.
Auszeichnungen:
- 2013: Literaturpreis Wartholz für „Watschenmann“
- 2014: Floriana Literaturpreis für „Watschenmann“
- 2015: Literaturpreis Alpha für „Watschenmann“
- 2015: Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien für „FanniPold“
- 2016: Adalbert-Stifter-Stipendium und Elias-Canetti-Stipendium für „FanniPold“
- 2017: Ingeborg-Bachmann-Publikumspreis 2017 und Stadtschreiber-Stipendium 2018 der Stadt Klagenfurt für „Wiener Kindl“ (Auszug aus „Autolyse Wien“)
- 2017: Nominierung für den Österreichischen Buchpreis 2017 („Autolyse Wien“)
- 2019: Residenzstipendium Kosovo „Prishtina has no river“, September 2019
- 2019/20: Projektstipendium des Bundeskanzleramtes zur Förderung der Arbeit am nächsten großen Schreibprojekt
- 2020: Nominierung für den Österreichischen Buchpreis 2020 („Putzt euch, tanzt, lacht“)
- 2020-2023: Robert-Musil-Stipendium für die Arbeit am aktuellen Roman „Dschomba“
Karin Peschka
Aktueller Roman von Karin Peschka_
„Dschomba“ Karin Peschka. Otto Müller Verlag. 2023.

Veröffentlichung: 02/2023
ISBN: 978-3-7013-1303-7
376 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Preis: € 26
E-Book: € 21,99
Dschomba
Alle Fotos_Walter Pobaschnig
Walter Pobaschnig 3_23