„Menschlichkeit entspringt tiefgreifenden, leidvollen Erfahrungen“ Jens-Philipp Gründler, Schriftsteller _ Münster/Westfalen 27.2.2023

Lieber Jens-Philipp, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Nach dem Morgenkaffee gehe ich an den Schreibtisch, um mich der Brotarbeit als Lektor zu widmen. Meine eigenen Projekte – gerade feile ich an einem Buch über die Mystik – verfolge ich nachmittags. Täglich nehme ich den Faden wieder auf, und räume der literarischen Umsetzung von Gedanken, Ideen und Träumereien so viel Zeit wie möglich ein. Zur Zerstreuung male ich vergleichsweise dilettantische Aquarelle, gehe spazieren und höre Musik. Songtexte, die mich berühren, dienen mir als Inspiration für meine Prosa.

Jens-Philipp Gründler, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Dass wir einen kühlen Kopf bewahren und eine gewisse innere Friedlichkeit kultivieren, mit der im Idealfall Toleranz und kulturelle Offenheit einhergehen. Wir sollten künstlerischen Erzeugnissen stets unvoreingenommen und gewissermaßen naiv entgegentreten und den Arbeitsaufwand der Schöpferinnen und Urheber berücksichtigen, bevor wir harte oder ungerechte Urteile fällen. Diese Herangehensweise lässt sich auch auf das gesellschaftliche Zusammenleben übertragen, wie ich meine. Jeder Mensch hat eine ganz eigene Geschichte, die wir sanftmütig und mittels kindlicher Arglosigkeit miteinbeziehen sollten, bevor wir uns ein Bild machen. Menschlichkeit entspringt tiefgreifenden, gelegentlich leidvollen Erfahrungen. Dies sollten wir beachten, wenn wir anderen begegnen.   

Vor einem Aufbruch werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Die Kunst transzendiert unsere Menschlichkeit. Einerseits stecken wir in diesem Körper; bestehen aus Fleisch, Blut und Knochen. Andererseits ist uns die Fähigkeit zur Transzendenz gegeben worden. Die Literatur gibt Beispiele, indem sie anhand von Geschichten und Gedichten etwas schwer Begreifliches abbildet. Ewigkeit, ein Verbleiben im permanenten Jetzt, betrachte ich als das Geheimnis der Kunst. Gute Literatur fängt einen Funken der metaphysischen Essenz ein und verursacht so ein uns wärmendes, inneres Feuer. 

Was liest Du derzeit?

The Philosophy of Modern Song von Bob Dylan. In atemberaubenden Essays philosophiert Dylan über Songs, die ihn beeinflussten und prägen. Meines Erachtens handelt es sich bei Dylan um den größten lebenden Poeten.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

“An unlocked door means that, occasionally, you might get a devil come in, but a locked door means you have thousands of angels just walk by.” (Ian MacKaye)

Vielen Dank für das Interview lieber Jens-Philipp, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Jens-Philipp Gründler, Schriftsteller

https://jensphilippgruendler.net/

Foto_privat

9.1.2023_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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