„sich täglich eine Portion Humor, Spaß und Gelassenheit zu gönnen!“ Tatiana Petkova, Clownin _ Wien 25.11.2022

Liebe Tatiana, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Sehr durchwachsen, denn ich mache oft mehrere Sachen parallel. So wechseln sich bei mir Aufgaben, die im Rahmen meiner Tätigkeit als online Deutsch- und Sprachlehrerin anfallen mit Aufgaben aus dem Bereich Clownerie und gelegentlich auch Onlinemarketing.

Einige Fixpunkte gibt es schon. Als Wahlwienerin fröne ich der Kaffeehauskultur und so kann ich es mir nicht nehmen lassen, den Tag mit einer Melange und einem Croissant in einem meiner Lieblingskaffees zu beginnen. Je nach Motivation dann entscheide ich, ob ich gleich mit der Arbeit anfange (Mails, Soziale Medien, Termine klären) oder ob ich zum Beispiel erstmal eine Lektion Griechisch am Handy absolviere oder ein Buch lese. Plaudern mit Freundinnen ist natürlich auch immer angesagt.

Die Faustregel ist: Am Vormittag unterrichten und Arbeiten am PC erledigen, damit ich die Nachmittage für meine zwei Kinder und die Familie frei haben kann. Die Abende und Nächte sind ebenso durchwachsen, je nachdem, wie viel ich am Tag geschafft habe. Also, langweilig ist mir selten.

Tatiana Petkova, Clownin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ganz allgemein gesprochen halte ich es für wichtig, dass wir uns alle um mehr soziale Gerechtigkeit bemühen in Kombination mit einem verantwortungsvollen Konsumverhalten und Navigieren in diesem unseren System.

Auf der persönlichen Ebene, jetzt und immer, ist es besonders wichtig, sich täglich eine Portion Humor, Spaß und Gelassenheit zu gönnen! Das hat enorm viele positive Auswirkungen auf Körper, Geist und Gesellschaft.

Es gibt wahrlich ausreichend Gründe, sich aufzuregen, traurig zu sein, empört, verzweifelt oder schlicht deprimiert. Es gibt allerdings genauso viele Gründe, sich des Lebens und vor allem der kleinen Schönheiten des Alltags zu erfreuen. Wenn man sich das immer wieder bewusst macht, fällt es auch leichter, einen positiven Blick auf das Leben zu haben. Denn das ist wirklich wichtig!

Zugegebenermaßen ist es leichter gesagt als getan. Nicht immer gelingt es einem, gelassen und großmütig zu sein, aber als Grundeinstellung möchte ich es jedem empfehlen.

Gleichsam ist es – mir zumindest – wichtig, möglichst viel Freude zu verbreiten und Menschen zu helfen, mit dem, was ich gut kann. Sei es Passanten auf der Straße zu erheitern oder kostenlose Deutschstunden zu geben, bis hin zur Arbeit mit Geflüchteten.

Schließlich ist es für uns alle ganz wichtig, sich nicht so wichtig zu nehmen! Denn wenn man sich zu ernst nimmt, wird man gleich furchtbar humorlos bis hin zu unsympathisch. Wer will das schon?

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Die Rolle der Kunst für die Gesellschaft haben viele schlaue Menschen vor mir vermutlich kompetenter als ich bereits diskutiert. Mir scheint, dass der Mensch ohne Unterhaltung nicht auskommt. Ob diese in Form von Sport(-sendungen) oder Theaterbesuchen stattfindet ist einerlei. Spannend ist, dass vor allem in Krisenzeiten die Menschen vermehrt Unterhaltung konsumieren, sprich Ablenkung brauchen, um harte Realitäten zumindest zeitweise zu entkommen und dadurch vielleicht auch besser zu überstehen. Daher mache ich mir keine Sorgen, dass einem das Publikum ausgehen könnte. Dass durch die Krise, die jetzt auch schon nicht besonders einfachen Bedingungen in der Kulturbranche erschwert werden, ist wohl keine Überraschung. Aber nehmen wir einen Extrembeispiel und denken an Schostakowitschs “Leningrader Sinfonie” (7. Sinfonie in C-Dur, op. 60). Mehr Krise als das geht kaum, dennoch war auch in diesen Zuständen Kunst nicht nur möglich, sondern für manche einfach überlebenswichtig. Wesentlich ist, dass wir es nicht zulassen, dass es wieder so arg wird.

Was liest Du derzeit?

Das ist eine super Frage zum Angeben. Ich lese in der Tat sehr gerne und habe aktuell etwa 17 Bücher neben dem Bett stehen. Die Reichweite erstreckt sich von Thomas Manns “Zauberberg”, über Borches, John le Carré, Richard Schuberts “Lord Byrons letzte Fahrt – die Geschichte des griechischen Unabhängigkeitskrieg“, bis hin zu Dürrenmatt und Boris Akunin. Vieles habe ich übrigens aus den zahlreichen Wiener Bücherschränken.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Als Sprachfurie sage ich immer gerne: Die ganze Kunst der Sprache besteht darin verstanden zu werden. Das soll ein Spruch von Konfuzius sein.

Als Clownmensch halte ich mich an Karl Valentins Gedanke: “Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind.”

Tatiana Petkova, Clownin

Vielen Dank für das Interview liebe Tatiana, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Tatiana Petkova, Clownin

Clown Titania Chaos:

 www.instagram.com/titaniachaos/

German School „Deutsch mit Leichtigkeit“: 

https://linktr.ee/Tatianapetkova.com

Online marketing and copywriting: 

www.super-word.com

Fotos_Tatiana Petkova

22.11.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.

https://literaturoutdoors.com

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