
Das Wort im Hören, Dialog, Fragen und auch Schweigen war ein ganz wesentlicher Paramenter im so umfangreichen wie vielschichtigen Werk des italienischen Filmregisseurs, Dichters und Autors Pier Paolo Pasolini (*1922 Bologna +1975 ermordet in Rom). Dem Interview kommt dabei in verschiedensten Formen eine bedeutende Rolle zu. Für den gefeierten wie angefeindeten Künstler war das klar zur Sprache bringen, was Leben, Gesellschaft, Kunst betrifft und bewegt ganz wesentlich. Die vielen Interviews für Zeitungen, Fernsehen, Radio geben ein beeindruckendes Zeugnis davon. Ebenso auch der Zugang Pasolinis zum Interview als Kunstform in der Selbstbefragung. Pasolini liebte das Wort im Gesagten wie Ungesagten.
Der vorliegende Interviewband gibt nun einen wunderbaren Über- und Einblick in den Künstler Pasolini als Befragten in einem Zeitrahmen von Ende der 1950er Jahre bis zu seinem Tod 1975. Persönliche Zugänge zur Kunst, biographische Stationen, Schwerpunkte künstlerischer Tätigkeit wie gesellschaftliche Stellungnahmen zu Entwicklungen der Zeit bilden dabei den Mittelpunkt und lassen Positionen Pasolinis klar sichtbar werden.
Beeindruckend ist wie offen Pasolini über sein Leben, Familie, Erfahrungen, Wege der Kunst spricht und dabei deutlich macht, wie wichtig Authentizität als Suche nach Wahrheit in Leben und Kunst für ihn war. Es ist ein universeller Wert, dem er sich in Anstrengung und Konsequenz verpflichtet weiß. Der Dialog, ob mit dem Publikum im Kino, den Leser:innen seiner Gedichte, Schriften oder im Interview, ist dabei der entscheidende Angelpunkt von Erkenntnis und Verstehen als Brücke von Kunst und Leben. Pasolini ist auch in der Interviewform sehr direkt und scheut nicht klare Aussagen und Positionen.
„Pasolini im Gespräch, das bedeutet intellektuellen Mut und unendliche Zärtlichkeit für Mensch und Leben.“
Pier Paolo Pasolini in persona“ Gespräche und Selbstzeugnisse. Wagenbach Verlag 2022
Walter Pobaschnig 8_22