Lieber Luis, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Nach dem Aufstehen in etwa um 7.00 einige Bewegungsübungen und dabei das Ö1 Morgenjournal hören. Danach die Sozialen Medien und Mails durchschauen, eventuell antworten und eigenes schreiben, dann zum Frühstück. Texte überarbeiten und an den letzten Kapiteln für den neuen Roman (Sein Genick brach nicht) schreiben.
Am Nachmittag und Abend eher aktuelle und künftige Projekte, sowie Termine bearbeiten und eventuell noch eine Runde gehen, Freund’innen treffen, Kulturevents besuchen. Bei eigenen Lesungen oder Moderationen liegt der Tages-Schwerpunkt auf diesen Aktivitäten.
Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Konzentrieren wir uns auf das Schöne, indem wir die Liebe an die Menschheit kreativ ausdrücken und darstellen. Vergessen wir dabei nicht die Liebe und die Notwendigkeiten für die Natur und die Tiere. Mischen wir uns ein, reden wir miteinander, kommunizieren wir übers Schreiben, lassen wir frühere Erfahrungen und Erkenntnisse einfließen. Stehen wir auf!
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Literatur schreiben und lesen ist unter anderem das Hineinversetzen in andere Charaktere und komplexe Figuren, sehr häufig anhand von Konflikten oder Spannungen.
Die derzeitige Gesellschaft akzeptiert und lebt Konflikte allerdings vorwiegend als geistige Spaltung und Krieg. Es liegt daher umso mehr an der Literatur, sich in andere hineinzuversetzen, das Verstehen anderer Positionen zu stärken, ohne dabei klare Haltungen aufzugeben, mit kritischen und reflektierten Texten soziales Denken zu fördern, sowie Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen, Anhängigkeiten und Unterdrückungen zu hinterfragen.
Literatur und Kunst dürfen nicht aufhören, die emanzipatorische Bildungsarbeit über ihre Instrumente selbst zu betreiben und von den Politiker‘innen einzufordern. Wenn die Bereitschaft dafür nicht erreicht werden kann, wird die Beteiligung am gesellschaftlichen Widerstand ebenfalls zum Auftrag an die Kunst.
Was liest Du derzeit?
„Kilometer Null“, Stefan Kutzenberger,
„Fräulein Vilma und ihr Josef“, Josef Stockinger und
„Poemas de amor“, Mario Benedetti
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Wem dient Macht und was passiert, wenn wir sie ablehnen?“

Vielen Dank für das Interview lieber Luis, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Luis Stabauer_Schriftsteller
Foto_privat.
2.5.2022_Interview_Walter Pobaschnig. Das Interview wurde online geführt.